Neuanfang mit jugendlichen Akzenten
21.03.2008, 00:00 Uhr
Noch nicht vergessen sind die Zeiten, da der TSV in der Landesliga eine tragende Rolle innehatte. Und es ist auch noch gar nicht so lange her, dass der Klub als etablierter Bezirksoberligist erneut ans Tor zur Landesliga klopfte. Ganz nah dran waren die Südwester in den Relegationsrunden, nur eine gehörige Portion Pech wie beispielsweise ein verlorenes Elfmeterschießen verhinderte die Rückkehr in die zweithöchste Liga auf Landesebene.
Die (vielleicht) goldenen Zeiten sind vorbei, jetzt plant man beim TSV mit einer neuen Abteilungsleitung und einem neuen Konzept den Neuanfang. Nicht mehr etablierte Trainer wie Ioan Pal - er gab nach der Vorrunde beim abgeschlagenen Tabellenletzten der Bezirksliga Nord auf - haben nun das Sagen, und auch mit Spielern, die für vergleichsweise viel Geld kicken wollen, hat der Verein nichts mehr am Hut.
Eine Frage des Geldes
Der neue Trainer, der die Kurskorrektur bei den Südwestern einleiten soll, ist ein 25-Jähriger: Nach dem Abgang von Coach Ioan Pal hatte sich die Vorstandschaft um Heidemarie Frisch und Josef Bleiziffer sowie Abteilungsleiter Bernhard Germaschewski dafür entschieden, den bisherigen Spieler Stephan Grießemer zum Spielertrainer zu befördern. Was natürlich auch eine Kostenfrage war: «Ich bin schon billiger als ein Trainer von auswärts», sagt Grießemer und klingt dabei wohltuend zurückhaltend und bescheiden.
Die Art des 25-Jährigen scheint bei der «neuen» Mannschaft des TSV Südwest anzukommen: «16, 17 Spieler habe ich immer im Training, manchmal sind es sogar bis zu 30», berichtet er. Ja, es ist tatsächlich eine «neue» Mannschaft: Nachdem vor der Saison schon etliche Spieler dem Verein ade gesagt hatten, gingen in der Winterpause nochmals «so fünf, sechs Spieler» (Grießemer) weg. Darunter Stammkräfte wie Janos Pal, der Sohn des bisherigen Trainers (zum FC Hersbruck), Bruno Zelenika (zur SG Quelle Fürth) oder Andreas Depperschmidt (Ziel unbekannt).
Über Jahre hinweg habe der Verein, so Grießemer, Spieler geholt: «Mit Geld, das der Verein nicht gehabt hat.» Daneben sei auch die Jugendarbeit vernachlässigt worden: «Es wurde schlecht gewirtschaftet, so war die Liga nicht zu halten.» Jetzt sei die Kasse leer.
So versuchen es die Südwester nun mit jungen Spielern, die teils von unterklassigen Vereinen, teils aber auch aus der eigenen Juniorenmannschaft gekommen sind. Dass mit diesen neuen, geringeren Möglichkeiten der Klassenerhalt in der Bezirksoberliga nicht mehr zu schaffen sein wird, ist auch Grießemer klar: «Wir haben elf Punkte auf dem Konto. Jetzt geht es darum, mit den jungen Spielern etwas aufzubauen für die Bezirksliga.»
Trotz seines jungen Alters kann der 25-Jährige den Spielern bestimmt schon einiges vermitteln, denn er hat in höherklassigen Klubs einiges an Erfahrung gesammelt: Der drahtige, ballgewandte Abwehrspieler ging schon als Jugendspieler von seinem Stammverein FC Schwand zum 1. FC Nürnberg; als die Familie aus beruflichen Gründen ins Allgäu zog, spielte er ein Jahr lang in der Bayernliga beim FC Memmingen, danach vier Jahre lang in der Landesliga beim ASV Neumarkt, dort unter anderem auch unter Ioan Pal. Der holte ihn schließlich zum TSV Südwest - und Grießemer folgte dem Ruf seines ehemaligen Trainers, nicht zuletzt, weil der Politik- und Soziologie-Student jetzt wieder in Nürnberg seinen Wohnsitz hat.
Die Arbeit bei Südwest mache ihm viel Spaß, berichtet er, «wir trainieren dreimal die Woche, es läuft gut». Auch wenn die Niederlagenserie, was zu befürchten ist, in dieser BOL-Saison noch ihre Fortsetzung findet, ist dem Spielertrainer, der im 4-4-2-System in der Innenverteidigung spielt, vor der Zukunft nicht bange: «Natürlich ist die Gefahr da, dass die Moral mit jeder weiteren Niederlage sinkt. Aber wir werden das schon richtig einordnen, da bin ich zuversichtlich. Jetzt ist die Entwicklung wichtig, und nicht die Ergebnisse.»
So steht auch im morgigen Heimspiel gegen den SK Lauf (16 Uhr, Jägerstraße) nicht unbedingt das zu erzielende Ergebnis im Vordergrund. Aber mit jedem neuen Wettkampf kann die neuformierte Truppe des TSV Südwest den Grundstein legen für eine «neue» Zukunft. Schließlich will Stephan Grießemer mit seiner Truppe spätestens in der nächsten Saison in der Bezirksliga wieder konkurrenzfähig sein.
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