Neue Perspektiven durch Aufwertung des Berufs

19.05.2010, 00:00 Uhr
Neue Perspektiven durch Aufwertung des Berufs

© Fengler

»Wir könnten locker noch Leute aufnehmen«, erklärt Strobel. Aber das wüssten viele Schulabgänger gar nicht. Dabei ist die Altenpflege nach zwei Seiten offen. Sie ist für Neueinsteiger geeignet und für Umschüler. Amelie Himmel ist eine davon. Die 45-Jährige hat zunächst eine akademische Ausbildung absolviert und war als Kunsthistorikerin tätig. Doch sie suchte eine Tätigkeit, die sie mehr befriedigt, berichtet die ruhige Frau. »Der menschliche Kontakt« ist ihr wichtig. Den findet sie in ihrem neuen Beruf. Dabei muss sie einiges an Idealismus aufbringen, um die Ausbildung durchzustehen. Die Arbeitsagentur fördert sie nicht.

»Die Ausbildungsvergütung schwankt von Arbeitgeber zu Arbeitgeber«, weiß Monika Strobel und rät, sich genau zu erkundigen. Die Stadt Nürnberg zahl im ersten Jahr 695,59 im Monat, im dritten Jahr sind es 853,18 Euro. Davon muss auch Peter Schlüter leben. Der 39-Jährige hat bereits einen längeren Weg im Berufsleben zurückgelegt, arbeitete bei der Bundeswehr im Sanitätsdienst und ist gelernter Koch. Doch die Altenpflege habe ihn »über die Jahre nicht losgelassen«. Das war für ihn Motivation genug, noch einmal finanziell zurückzustecken und von vorne anzufangen. Eine Entscheidung, die er nicht bereut hat. Inzwischen befindet er sich im dritten Ausbildungsjahr.

Für Monika Strobel, die nicht nur für Qualitätsmanagement in allen städtische Heimen zuständig ist, sondern sich auch stark für die Belange ihres Berufs einsetzt, ist die zögernde Haltung der Arbeitsagentur kein Einzelfall. Bei Seiteneinsteigern werde in jedem Einzelfall sorgsam geprüft, ob eine Förderung in Frage komme, sagt sie. Klar sei jedoch, dass nicht alle Arbeitslose für die Altenpflege geeignet seien. Da widerspricht sie dem manchmal von der Politik dargestellten Bild.

»Die fachlichen Anforderungen wachsen immer mehr«, ergänzt Reinhold Engelhardt. Das zeige sich auch daran, dass nun Krankenpflege und Altenpflege gemeinsame Ausbildungseinheiten hätten.

Dennoch wollte Sabrina Haidvogl nicht im Krankenhaus, sondern in einem Altenheim arbeiten. Die 22-Jährige hatte zunächste in freiwilliges soziales Jahr hinter sich gebracht, bis sie sicher wusste: Das ist ihr Beruf. Sie bewarb sich bei Altenpflegeheimen und wurde angenommen.

Monika Strobel rät Interessenten, egal welchen Alters, zunächst ein Praktikum in einer Einrichtung zu machen. Das sei der sicherste Weg, um herauszufinden, ob der Beruf einem liegt. Wer das schon sicher weiß, sollte sich umgehend bewerben. Das Ausbildungsjahr fängt im September an. Es gibt insgesamt drei Schulen in Nürnberg und Fürth.

Schulleiter Engelhardt ist sich sicher, dass der Beruf in ein paar Jahren für Abiturienten attraktiv wird. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigen, meint er. Ob in einem Pflegeheim, beim Medizinischen Dienst, in der Verwaltung oder bei den Pflegestützpunkten: gut ausbildete Pflegekräfte finden ein vielseitiges Einsatzgebiet. Durch die Kombination mit einem Studium stünden ihnen deutlich mehr Karrierewege offen als noch vor ein paar Jahren. Es entstünden zudem neue Berufsfelder.

Für die Umsteigerin Amelie Hummel ist das kein Anreiz. Sie freut sich am Ende eines anstrengenden Arbeitstages, wenn es ihr gelungen ist, dass sich eine alte Dame beim Duschen entspannt hat.

Infos bei Reinhold Engelhardt, BFS, 94 08 95 23. Den NZ-Talentcheck kann man kostenlos im Internet unter www.nz-online.de absolvieren.

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