Gestohlene Skulptur
Nürnberg: Frosch aus dem Stadtpark ist wieder da - aber der falsche
10.8.2021, 13:00 Uhr
Hoppla, der Frosch ist wieder da! Es ist zwar nicht die ursprüngliche Bronze-Skulptur, die jetzt im Stadtpark steht - aber es ist ein Artgenosse.
Ein Unbekannter hatte das Original gestohlen, nun hat jemand die Amphibie durch ein knallblaues Exemplar aus dem 3-D-Drucker ersetzt. Den Kopf auf den Arm gestützt, sitzt das Kunststoff-Tier in nachdenklicher Pose da, während der Faun nach ihm greift.
Kommen weitere Frösche dazu?
Eine Passantin hat die neue Installation entdeckt: "Ich finde das total gut. Es sollten möglichst viele Leute weitere Frösche dazu stellen, das wäre witzig." So würde aus dem einzelnen Tier eine Frosch-Kolonie.
Das ursprüngliche 1,10 Meter hohe Kunstwerk "Faun und Frosch" hatte die fränkische Künstlerin Gudrun Kunstmann geschaffen. Es steht seit 1959 im Nürnberger Stadtpark und besitzt auch die typische Optik der 1950er Jahre.
Viele Nürnberger waren von dem knuffigen Tier mit den großen Augen begeistert. Sie erzählten, dass der Frosch das Maskottchen ihrer Kindheit gewesen ist: "Wir haben ihn geliebt und oft über den Kopf gestreichelt.", berichteten mehrere Nürnberger(innen).
"Ein deprimierender Eindruck"
Doch zuletzt hatte die Stadt das Brunnen-Kunstwerk (aus dem Mund des Frosches sprudelte ein Wasserstrahl in ein Becken) vernachlässigt. "Der Brunnen war seit Jahren stillgelegt", berichtet Anwohner Johann Rieger, "das machte einen deprimierenden Eindruck. Es kann doch nicht so teuer sein, die Wassertechnik zu reparieren."
Bei der Gelegenheit weist Rieger auf das Schiller-Denkmal, das auch im Stadtpark steht: Dem berühmten Dichter fehlt die Nase. Eine Ergänzung würde die monumentale Steinskulptur aufwerten.
Kunstgießerei kann helfen
Doch zurück zum Frosch: Es wäre möglich, einen Bronze-Abguss herzustellen, falls das Original verschwunden bleibt. Die Nürnberger Kunstgießerei Lenz im Stadtteil St. Johannis hat viel Erfahrung, sie fertigt seit fast 200 Jahren Denkmäler aus der Kupfer-Zinn-Legierung.
Metallformer- und Gießermeisterin Sabine Jahn, die den Betrieb seit 2009 leitet, erklärt, wie es geht: Als erstes braucht man ein Modell oder eine Silikonform. Da der Original-Frosch jedoch verschwunden ist, ist dies schwierig.
Aber: Im Fürther Stadtpark steht ein optisch sehr ähnlicher Frosch. Die Bronze-Amphibie wurde 1951 zur Fürther Gartenschau aufgestellt.
Urheberrecht beachten
Allerdings konnte die Fürther Landschaftsplanerin Birgit Auerswald aus den Unterlagen nicht ersehen, ob Gudrun Kunstmann auch dieses Exemplar geschaffen hat. Das wäre die Voraussetzung, um nicht gegen das Urheberrecht zu verstoßen. Durch einen Vergleich von Fotografien der Frösche ließe sich herausfinden, ob es sich um einen Guss der gleichen Plastik handelt.
Wäre dies der Fall, könnte Sabine Jahn problemlos eine Silikonform abnehmen. Dazu müsste der Fürther Frosch für etwa eine Woche in die Nürnberger Gießerei.
"Wie beim Schoko-Hasen"
Als nächster Schritt wird aus der Silikonform ein Wachsmodell angefertigt. "Im Prinzip ist das wie beim Schokoladen-Hasen", erklärt Jahn. Die Expertin entfernt beim Wachsmodell kleine Unregelmäßigkeiten, anschließend kommt es in einen Brei aus Ziegelsplitt, Ziegelmehl und Gips.
Die Form wird bei 680 Grad Celsius im Ofen gebrannt, so dass Feuchtigkeit und Wachs verdampfen. Zurück bleibt das feine Negativ, in das später die flüssige Metall-Legierung durch den Trichter eingegossen wird.
"Die Bronze verteilt sich, sie ist etwa vier Millimeter bei kleinen Skulpturen dick", erläutert Jahn. Am nächsten Tag ist das Material abgekühlt und fest, so dass noch der Feinschliff und technische Arbeiten (wie der Einbau einer Wasserleitung für den Brunnen) folgen. Die Kosten für den Bronze-Frosch schätzt Jahn auf 2000 Euro. Falls sich ein Einzelspender finden würde, gäbe es kostenlos ein Spender-Täfelchen dazu.
Eine lange Referenzliste des Handwerksbetriebs Lenz zeigt, dass der detailgetreue Abguss keinerlei Schwierigkeiten machen würde: In Nürnberg hat die Gießerei unter anderem Albrecht Dürer, Bundeskanzler Willy Brandt, den Neptunbrunnen im Stadtpark und einige Tiere wie eine Löwengruppe im Tiergarten oder Pinguine am Wohnstift beim Tiergarten geschaffen.
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