Nürnberg: Kehrt die Straßenbahn zurück in die Pirckheimerstraße?

Timo Schickler

Lokalredaktion Nürnberg

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25.11.2020, 06:00 Uhr
Die Gleise der Straßenbahnlinie 9 führen noch immer durch die Pirckheimerstraße.

© Günter Distler, NN Die Gleise der Straßenbahnlinie 9 führen noch immer durch die Pirckheimerstraße.

Die stählernen Schlangen winden sich noch immer durch den Asphalt in der Pirckheimerstraße. Doch die überdachte Bushaltestelle vor dem Maxtorhof ist Geschichte. Nur ein Schild ist geblieben, auf dem "Ersatzhaltestelle" steht. Weil ab und zu ja doch die Straßenbahn mal durch die Nordstadt zuckelt, wenn auf einer anderen Verbindung gebaut wird.

"Wir vermissen dich"

Neun Jahre ist es her, dass "die 9er" zum letzten Mal durch die Pirckheimerstraße gefahren ist. Vom früheren Endhaltepunkt in Thon über den Hauptbahnhof bis zum Doku-Zentrum - und zurück. Statt dem Rattern und Quietschen der Straßenbahn ist seitdem nur noch das Wehklagen der Anwohner und Ladeninhaber nördlich der Burgmauer zu hören. An der Haltestelle am Maxtorhof hing noch lange ein großes Plakat. "9er, wo bleibst du? Wir vermissen dich", war darauf zu lesen.

So sehr wird die "9er" in der Pirckheimerstraße vermisst.

So sehr wird die "9er" in der Pirckheimerstraße vermisst. © Harald Sippel

Und das wird sie bis heute, weiß Tobias Schmidt. Der Vorsitzende des Vorstadtvereins Nürnberg-Nord weiß, was die Straßenbahn "für die Geschäfte und für die Leute vor Ort bedeutet". Deshalb freut sich Schmidt, dass jetzt über eine Rückkehr der "9er" nachgedacht wird.

Neu ist die Forderung nicht, immer wieder mal ploppt sie über die Jahre auf. Nun aber scheint es konkreter zu werden. "Viele Bürger sehnen sich nach einer Reaktivierung", finden Thorsten Brehm und seine SPD-Stadtratsfraktion. Sie wollen die Straßenbahn in die Pirckheimer zurückholen und fordern die Stadt auf, zu prüfen, ob die Tram auf der Strecke noch förderschädlich ist.


Zahlen, Daten und Fakten zur Straßenbahnlinie 9


Hier liegt das Problem. Die staatlichen Zuschüsse, die die Stadt für die Erweiterung der U-Bahn zum Friedrich-Ebert-Platz bekommen hat, haben es bislang unmöglich gemacht, parallel eine Straßenbahn verkehren zu lassen. "Doch die Rahmenbedingungen haben sich geändert", findet Brehm.

Gründe dafür sind die angedachten Netzerweiterungen, zum Beispiel die Stadt-Umland-Bahn nach Erlangen und Herzogenaurach, und die Linienverlängerungen - wie vom Stadtpark bis zur Bauernfeind Straße. In einem solchen Straßenbahnnetz sieht die SPD die West-Ost-Verbindung "als großen Mehrwert". Und deshalb "auch gegenüber den Zuschussgebern wirtschaftlich vertretbar", sagt Thorsten Brehm.

Gesamtkonzept muss großen Nutzen haben

Genau darauf kommt es an, weiß Daniel Ulrich. Weiterhin ist "eine neue Gesamt-Nutzen-Kosten-Berechnung, die U-Bahn und Straßenbahn parallel sieht, zwar möglich, aber nicht aussichtsreich", sagt der Baureferent. Der Förderzeitraum der U-Bahn-Strecke läuft seit 2011 für 25 Jahre. Zum Ende hin würde eine Parallellinie "billiger" werden, weil die Stadt weniger davon zurückzahlen müsste.

Vielleicht fahren bald doch wieder Straßenbahnen durch die Pirckheimerstraße.

Vielleicht fahren bald doch wieder Straßenbahnen durch die Pirckheimerstraße. © Günter Distler, NN

Deshalb, erklärt Daniel Ulrich, "ist ein regulärer Betrieb der Pirckheimer vor 2030 nur vernünftig vorstellbar, wenn das in einem Gesamtkonzept einen großen Nutzen hat". Solch ein Konzept entwickeln die Stadt und die VAG gerade, verrät er. Noch vor Jahresende will der Baureferent im Verkehrsausschuss dazu berichten.

Dass es Gespräche gibt, bestätigt VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger. Mit dabei sind neben dem Verkehrsbetrieb die Verwaltung und die Stadtratsfraktionen. Auch die CSU habe vor Längerem wegen der Pirckheimerstraße nachgefragt, sagt Seitzinger. Und drückt dennoch auf die Bremse.

Streckenzustand erlaubt aktuell keinen Linienverkehr

Obwohl die Gleise durch die Pirckheimer noch gebraucht werden. "Wir brauchen den Abschnitt zum Beispiel, wenn Fahrzeuge Richtung Werkstatt abgeschleppt werden müssen", erklärt Seitzinger. Dafür ist der Burgberg am Tiergärtnertor Richtung Plärrer zu steil. "Außerdem nutzen wir die Strecke nach wie vor für Umleitungsfahrten im Störungsfall für die Linien 4 und 6, um dann am Stadtpark zu drehen." Bis zu fünf Mal ist das im Quartal der Fall.

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