Nürnberg: Landgrabenbunker in Steinbühl ist verkauft

10.11.2014, 07:44 Uhr
Die Käufer Hansjörg Feldmann (links) und Roland Reis.

Die Käufer Hansjörg Feldmann (links) und Roland Reis.

In Zeiten von Bankenpleiten und niedrigen Zinsen raten Finanzexperten ihren Kunden oft dazu, ihre Ersparnisse in Immobilien zu bunkern: Denn verglichen mit Wertpapieren oder Edelmetallen gilt "Betongold" als äußerst sichere und stabile Geldanlage - gerade in Krisen.

Für Hansjörg Feldmann und Roland Reis ist diese Anlageform sogar bombensicher - und das buchstäblich: Der Landgrabenbunker, den die beiden für einen Preis erworben haben, den sie nicht verraten wollen, hat im Zweiten Weltkrieg einen direkten Treffer durch eine 500-Kilo-Bombe überlebt. "Die ist vom Dach einfach abgeprallt, auf eines der Nebenhäuser gefallen und erst dort explodiert", weiß Hansjörg Feldmann.

Außer einer rund 40 Zentimeter tiefen "Beule", die sich von der Decke der sechsten Etage nach innen wölbt, hat das Gebäude dabei keinen nennenswerten Schaden genommen. Das zwei Meter starke Betondach hat seinen Zweck also erfüllt und den bis zu 1500 Menschen, die hier regelmäßig bei Fliegeralarm Zuflucht gesucht haben, das Leben gerettet.

Dies sollte das Gebäude, das laut Ralf Arnold vom Förderverein Nürnberger Felsengänge baugleich mit den Luftschutzbunkern an der Leyher Straße und im Bleiweißviertel ist, eigentlich auch Jahrzehnte später noch tun: "Es wurde 1983 komplett erneuert", berichtet Roland Reis. Bei den übrigen Details zur Geschichte seiner neuen Investition muss Reis allerdings passen.

Er überlässt das Feld Ralf Arnold, der immerhin die Urheber der zahlreichen Wandmalereien kennt. In den 50er bis 60er Jahren, so Arnold, durften Jugendgruppen das Gebäude als Schlafstätte für Freizeiten nutzen. So auch Besucher vom Jugendhaus München, die sich mit einem kunstvollen Logo und dem Motto "Mit Ausrüstung vom Jugendhaus geht’s lachend in die Welt hinaus" hier verewigt haben.

Ralf Arnold vom Förderverein Nürnberger Felsengänge.

Ralf Arnold vom Förderverein Nürnberger Felsengänge.

Der Historie auf der Spur

Auch Roland Reis, der eigentlich Antiquitätenhändler ist und den Erwerb der ungewöhnlichen Immobilie als eine Art Spontankauf beschreibt, ist erpicht darauf, mehr über die Historie des Bunkers zu erfahren: "Wir wollen zusammentragen, was wir in der Bevölkerung an alten Fotos oder Dokumenten finden, auch Zeitzeugenberichte wären toll." Das Material könne man im Bunker durchaus ausstellen, sagt Reis.

Weniger spannend als die Vergangenheit des Gebäudes sieht dessen Zukunft aus: Laut Hansjörg Feldmann ist keine Büro- oder Wohnnutzung vorgesehen, da dazu Fenster in die 1,4 Meter dicke Beton-Außenhaut geschnitten werden müssten. Die hohen Kosten für so einen Umbau oder einen Abriss würden sich an dem Standort nicht rentieren, sagt er.

Stattdessen wollen Reis und Feldmann die rund 2765 Quadratmeter große Nutzfläche des Bunkers in Lager abteilen und vermieten. Als potenzielle Kunden haben sie dabei Buchhalter, Anwaltskanzleien oder andere Firmen im Blick, die ihre Akten für zehn Jahre einlagern müssen, bevor sie weg dürfen, sagt Feldmann: "Wenn natürlich ein Lageranbieter das ganze Objekt haben will, ist uns das genauso recht."

Wer alte Fotos und Dokumente besitzt oder Interessantes über den Bunker zu berichten weiß, kann sich per Mail an rolandreis@hotmail.de oder telefonisch unter 0911 / 44 84 95 bei Roland Reis melden.

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