Nürnberger Christkind: "Vielleicht wird Weihnachten umso schöner"
24.12.2020, 05:55 UhrDie goldenen Handschuhe, die sind neu. Ein kleiner Schutz, damit sich niemand Gedanken machen muss, wenn er Geschenke auspackt. Corona hat auch das Weihnachten des Nürnberger Christkinds ziemlich durcheinander gebracht. Die himmlische Figur muss ihre Präsent-Auslieferung eben mit Infektionsschutzmaßnahmen durchführen - Abstand halten, Handschuhe anziehen. Das Fest von Benigna Munsi, die in diesem Jahr zum zweiten Mal das Nürnberger Christkind darstellen sollte, wird viel mehr durcheinandergebracht.
Knapp 200 Termine hätte sie bisher in dieser Adventszeit absolviert, heute würden einige dazu kommen, bis sie spät dann zu ihren Eltern nach Hause käme. Nun wird es ein eher ruhiger Abend in Nürnberg, gemeinsam mit der Familie. Benigna Munsi wird mit den Geschwistern kochen, jeder trägt etwas bei. Sicherlich wird musiziert, die Mutter ist Kirchenmusikerin, auch Benigna spielt mehrere Instrumente. "Vielleicht wird Weihnachten sogar umso schöner." Weil es eben noch intimer ist als sonst.
Ganz zufrieden
Inzwischen wohnt die 18-Jährige in Passau ("Da bin ich daheim, Nürnberg ist mein zu Hause."), studiert Schauspiel. Eigentlich ist sie recht zufrieden mit ihrem Leben - auch wenn Corona ihr die zweite Christkind-Amtszeit vermasselt hat. Doch sie hadert nicht: Sie habe ihr Abitur gemacht, eine neue Wohnung gesucht und als Christkind schon viel erlebt. "Für viele ist es eine Existenzkrise. Da wäre es doch ungerecht, wenn ich jetzt sage, ich bin sauer", sagt Benigna Munsi im Podcast Mit.Menschen.
An die ganz besonderen Christkind-Momente denkt sie trotzdem gern zurück: Etwa an den Prolog, den sie im goldenen Kleid von der Empore der Frauenkirche hält. Es ist kalt und dunkel, dann gehen die Scheinwerfer an. Männer, Frauen, Kinder auf dem Hauptmarkt blicken voller Erwartung zu ihr. "Es ist ein Moment, wo du wirklich da bist. Ich habe versucht, alles aufzusaugen und für mich zu behalten, weil es so schön war."
Intime Geheimnisse
Genauso wie die Besuche im Demenzzentrum, wenn Alte auf einmal aus ihrer Lethargie erwachen. Kinder, die es anstaunen. Menschen, die ihr, der letztes Jahr noch 17-Jährigen, intime Geheimnisse verraten. Diese besondere Aura des Christkinds habe sie schon als Mädchen fasziniert: "Was das Christkind auslösen kann: Es ist nicht nur ein Hoffnungsträger oder bringt ein Weihnachtsgefühl zu den Menschen. Es ist viel mehr."
Im nächsten Jahr wird ein anderes Mädchen das Nürnberger Christkind sein. Für Benigna Munsi ist das in Ordnung. Weitere zwei Jahre wird sie als Auslandschristkind dienen, um die Welt reisen und Termine wahrnehmen. "Ganz abgeschrieben bin ich noch nicht."
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