Begehrte Souvenirs
Nürnberger Christkindlesmarkt: Was passiert, wenn man die Tasse mit nach Hause nimmt?
9.12.2024, 08:36 UhrDer Nürnberger Christkindlesmarkt steht für Lebkuchen, für Bratwürste - und für Glühwein. Gerade wenn das Thermometer unter null Grad fällt, gehen Tag für Tag Hunderte Becher über die Theken der Stände am Hauptmarkt. Einige finden aber nie wieder den Weg zurück zum Händler - und das mit voller Absicht. Nicht etwa, weil sie kaputtgehen. Gerade unter Sammlern und Touristen sind die Motive mit dem Christkindlesmarkt beliebt. Aber ist das Mitnehmen eigentlich erlaubt?
Glühweintasse auf dem Christkindlesmarkt behalten: Ist das Diebstahl?
Grundsätzlich gilt: Das Pfand ist kein Kaufpreis, rein rechtlich gesehen haben Weihnachtsmarktbesucher nur den Glühwein, also den Inhalt, nicht aber den Becher dazu erworben. Wer die Tasse einsteckt, begeht genau genommen Diebstahl, das Pfand soll nur sicherstellen, dass das Behältnis sicher und unbeschadet den Weg zurück zum Verkäufer findet. Im juristischen Sinne.
Auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt sieht man das allerdings nicht so eng. "Ich sehe das nicht als Diebstahl", sagt Andreas Schillinger. Er ist der Geschäftsführer des Nürnberger Glühweinpools, der die Tassen für die Händler verwaltet und in einer großen Aufbereitungsstation hinter der Frauenkirche reinigt. Grundsätzlich entscheide zwar jeder Händler selbst, was mit seinen Tassen passiert, "aber viele der Kollegen sehen das ähnlich", sagt Schiller. "Ich kann keinen verpflichten, dass er es zurückgeben muss."
Auch auf der Website des Christkindlesmarktes steht inoffiziell, dass Besucherinnen und Besucher die Tassen im Gegenzug für das Pfand behalten dürfen. Dort heißt es: "Wer sie nicht behalten will, bekommt das Pfand an jedem Glühweinstand zurück." Das Pfand beträgt in diesem Jahr übrigens fünf Euro.
Christkindlesmarkt: Glühweintassen werden in Asien produziert
Bereits 1990 hat der Nürnberger Christkindlesmarkt von Polystyrol-Bechern auf Keramik umgestellt - als einer der ersten in Deutschland aus Umweltgründen, Abfallberge türmten sich rund um den Hauptmarkt. Jedes Jahr bringen die Verantwortlichen dabei ein neues Motiv in Umlauf, oft prangen darauf Botschaften, manchmal ein Wahrzeichen der Stadt, immer aber steht der Weihnachtsgedanke im Vordergrund. 2020 und 2021 zierte die Tassen "ein schönes Motiv des Nürnberger Christkindlesmarktes mit schneebedeckten Buden und Dächern der Altstadt."
Doch was passiert mit den Motiven, wenn der Christkindlesmarkt am 24. Dezember seine Tore schließt? Sie bleiben grundsätzlich im Umlauf, erklärt Schillinger. Eine niedrige sechsstellige Zahl an Behältern sei Jahr für Jahr im Einsatz. Gerade in den letzten Tagen des Marktes greife man auf Altbestände, also Motive aus den Vorjahren, zurück. "Wieder andere Händler verkaufen sie irgendwo im Norden Deutschlands." So ist es durchaus möglich, dass auf einem Weihnachtsmarkt in Münster, Bochum oder Hamburg eine original Nürnberger Glühweintasse auftaucht. Ein Exportschlager also.