Nürnberger Grüne laufen Sturm gegen ICE-Werk im Reichswald
11.4.2021, 19:46 UhrEs sind gute Aussichten. Das neue Werk soll 450 Arbeitsplätze schaffen. Hierfür sollen 400 Millionen Euro investiert werden. Die Inbetriebnahme ist für 2028 geplant. Doch gerade für Naturschützer eben nur auf den ersten Blick. Denn im Gespräch sind sieben Standorte, mit denen die Deutsche Bahn ins Raumordnungsverfahren gehen will, davon zwei in Nürnberg – unter anderem in Altenfurt/Fischbach.
Pläne, die auch BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN kritisieren und nun über ein Planungsbüro eine Alternativversion des Werks skizzieren. "Diese Version benötigt mit 2,3 statt 5,5 km nur etwa die halbe Fläche. Für eine Anlage dieser Größe sind umweltfreundliche Standorte wesentlich leichter zu finden. In einem konstruktiven Dialog mit der DB konnte diese Trassierung bei mehreren online-Sitzungen ausführlich erläutert werden. Für den betrieblichen Alltag durchgeplant besticht dieses Konzept durch kurze Wege der Züge zwischen den einzelnen Wartungseinheiten - und bietet ausreichende Gleisanlagen für "geparkte" ICE-Garnituren", wie die Grünen in einer Pressemitteilung erklärten.
Die Leistungsfähigkeit entspräche damit den Anforderungen der Deutschen Bahn. Leider habe die DB inzwischen durchblicken lassen, dass sie beabsichtige, mit ihren ursprünglichen Plänen in das Raumordnungsverfahren zu gehen, wie es weiter heißt. Eine solche Entscheidung würde bei den Grünen auf Unverständnis stoßen. "Denn es ist zu befürchten, dass dadurch Alternativstandorte zum Reichswald bereits im Vorstadium des Raumordnungsverfahrens unter den Tisch fallen."
Neues ICE-Werk in Nürnberg: Weitere Details bekannt
Grundsätzlich begrüßen die Grünen mit Blick auf die im Koalitionsvertrag von Union und SPD festgeschriebene Verdopplung der Fahrgastzahlen bis 2030 die Pläne der Bahn für den Bau eines neuen ICE-Werks. Doch nicht um jeden Preis. Dazu die Nürnberger Landtagsabgeordnete Verena Osgyan: "Der Bannwald steht nicht zur Disposition. Wer es ernst meint mit dem Schutz des Reichswalds, darf hier nicht vorschnell alle Prinzipien ad acta legen, weil eine vermeintlich alternativlose Planung präsentiert wird." Eine echte Suche nach tatsächlich umweltverträglichen Standorten sei auf der Basis der bisher vorliegenden DB-Pläne jedoch schwierig: Die Wunschvorstellungen der DB würden eine Fläche von 46 ha mit einer Länge von 5,5 Kilometern verlangen. Ein Bauplatz dieses Ausmaßes stünde im Raum Nürnberg ohne großflächige Zerstörung von Waldgebieten nicht zur Verfügung.
"Auf keinen Fall dürfen Umwelt- und Klimaschutz gegeneinander ausgespielt werden. Diesen Zielkonflikt muss eine weitsichtige Planung und Standortsentscheidung auflösen", so die Nürnberger Landtagsabgeordnete und Bundestagskandidatin Tessa Ganserer.
"Wir haben einen Vorschlag gemacht, der andere Standorte außerhalb des Reichswaldes bei Fischbach und Altenfurt ermöglicht und so nicht nur die Rodung von dutzenden Hektar Waldfläche verhindert, sondern auch die Bewohner*innen der umliegenden Siedlungen vor großen Belastungen bewahrt. Nun ist die Bahn am Zug" sagt Bundestagskandidat Sascha Müller und hofft dabei noch auf ein Einlenken der DB. Mit dieser Lösung könnte ein Konflikt zwischen Verkehrswende und Naturschutz vermieden werden, denn am Ende soll beides dem Klimaschutz dienen!"
Weitere Standorte im Gespräch
Neben den Standorten in Altenfurt/Fischbach und am Nürnberger Rangierbahnhof will die Bahn auch zwei Flächen in Feucht – auf dem ehemaligen Muna-Gelände sowie südlich davon – sowie ein Gebiet bei Allersberg, bei Fürth-Burgfarnbach und in Baiersdorf prüfen lassen. Dabei ist neben einem ausreichend großen Gelände für die DB vor allem die Maßgabe wichtig, dass der Nürnberger Hauptbahnhof mit Blick auf die Bereitstellung der gewarteten ICE-Züge in maximal 25 Minuten zu erreichen ist.
Aktuell ist in Nähe zum Nürnberger Hauptbahnhof ein Projektbüro der DB im Aufbau, um die Planungen für das ICE-Werk voranzutreiben.
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