Nürnberger Messehalle wird zur „Wetten, dass..?“-Bühne

6.10.2011, 00:00 Uhr
Nürnberger Messehalle wird zur „Wetten, dass..?“-Bühne

© Eduard Weigert

Das berühmte Sofa steht schon da. Aus ein paar Metern Entfernung wirkt es dunkelbeige und unscheinbar, erst die Scheinwerfer der Fernsehkameras werden den Creme-Ton so richtig zum Strahlen bringen. Ein Laken schützt die Polster, auf denen am Samstagabend Moderator Thomas Gottschalk, seine Kollegin Michelle Hunziker und prominente Gäste wie Michael „Bully“ Herbig oder Sarah Connor Platz nehmen werden.

Doch noch ist vom späteren Glanz der Live-Show nicht viel zu sehen. Die Bühne, obwohl knapp 50 Meter breit und 27 Meter tief, wirkt eher klein und unspektakulär, die Stufen der Showtreppe sind flach, der flauschige Teppich vor dem Sofa verbirgt sich unter einer Plastikfolie. Rechts davon wartet eine leere Fläche darauf, von den Bühnenbildern mit den Requisiten für die Wetten ausgestattet zu werden. Der Blick hinter die Kulissen, er ist zunächst einmal eine Entzauberung.

23 Kilometer Kabel

Erst dank jeder Menge Technik wird sich die schlichte Halle in eine fernsehtaugliche Showkulisse verwandeln. 23 Kilometer Kabel für Licht-, Ton-, Video- und Kameratechnik müssen verlegt, 13 Tonnen Lichttechnik und 500 Scheinwerfer installiert werden. Die ersten Mitarbeiter sind schon vor mehr als einer Woche angereist, haben unter anderem 2000 Quadratmeter Bühnenboden verlegt. Auch wenn es noch nicht danach aussieht: „Bis heute Mittag muss alles fertig sein“, betont ZDF-Sprecher Peter Gruhne. Denn vor dem Beginn der Sendung stehen noch jede Menge Proben auf dem Programm.


Eine davon geht gerade ganz unauffällig über die Bühne. Links vom Sofa, dort, wo später die Musiker ihren großen Auftritt haben werden, überprüft Mike Reich die Anordnung der silberfarbenen Discokugeln, die die Kulisse für die Sängerin Jessie J. und deren Band abgeben werden. Mit roten Klebestreifen markiert der Bühnenhelfer die Dekoration, damit sich die verschiedenen Elemente später schnell zuordnen lassen. „Wir müssen jedes Bühnenbild in Ruhe testen“, sagt Reich. „Später muss schließlich alles ganz schnell gehen.“ Während der Show bleiben ihm und seinen Kollegen schließlich nur zehn bis 15 Minuten für den Umbau.

Doch Reich ist zumindest jetzt noch die Ruhe selbst. An die Hektik während der Übertragung gewöhne man sich, sagt er. „Ich weiß ja, was auf mich zukommt.“ Und wenn der Umbau geschafft ist, kann er aus nächster Nähe die Stars beobachten.

Direkt vor der ersten Stuhlreihe testet Manfred Voss gerade, ob Jessie J. später auch im rechten Licht singen wird: Er lässt goldene Monde über die Bühnenwand im Hintergrund tanzen. Der 49-Jährige ist für die Beleuchtung zuständig und programmiert in seinen Laptop ein, was ihm der Lichtdesigner in Abstimmung mit dem Künstler vorgegeben hat — für jeden Auftritt braucht er einen halben Tag.

Seit über 20 Jahren begleitet Voss die Show, der ersten der drei Abschiedssendungen von Thomas Gottschalk sieht er mit Wehmut entgegen. „Mein Herzblut hängt daran“, sagt er. „Wir hoffen alle, dass es weitergeht.“ Die Arbeit mache ihm immer noch viel Spaß, bei aller Routine sei jede der Live-Übertragungen „immer wieder aufregend und neu“.

Nur eine Sperrholzwand trennt das Sofa von dem Bereich, der laut Peter Gruhne während der Sendung der Spannendste ist. Direkt hinter der Bühne werden die Prominenten auf ihren Auftritt warten. Tontechniker werden ihnen die Mikrofone anstecken, Maskenbildner letzte Schönheitsfehler kaschieren. Die meisten Promis hätten keine Sonderwünsche, sagt Gruhne. „Nur Madonna war eine Ausnahme.“ Die Pop-Ikone forderte eine eigene Toilette — und bekam sie auch. Für Nürnberg ist nichts dergleichen bekannt. Noch fehlen hinter der Bühne ohnehin Glanz und Glamour, stapeln sich nur Koffer und Kartons, vom Zauber der Show keine Spur. Bis Samstag wird sich das ändern.

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