Protest gegen "Friedensdemonstration"

Nürnberger Russen zeigen Flagge für Solidarität und gegen Krieg

Irini Paul

Lokalredaktion

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15.5.2022, 12:17 Uhr
Immer wieder gehen Menschen auf die Straße, um für Frieden zu protestieren, wie hier bei der Gegendemo auf der Wöhrder Wiese.

© Irini Paul, NN Immer wieder gehen Menschen auf die Straße, um für Frieden zu protestieren, wie hier bei der Gegendemo auf der Wöhrder Wiese.

Manchmal braucht es keine Worte. Da genügt ein Blick, um zu sehen, wo die Fronten verlaufen. Während an diesem Vormittag am einen Ende der Wöhrder Wiese russische und deutsche Flaggen in die Luft gehalten werden, wehen ein paar hundert Meter weiter Flaggen der Europäischen Union, der Ukraine und weißblauweiße russische Antikriegsflaggen im Wind. Eine russische Flagge sieht man hier nicht - obwohl hier viele Menschen mit russischen Wurzeln stehen.

Auch Alexander Schumski hat die Fahne, bei der der rote Streifen fehlt, ausgerollt. "Das Rot steht für uns für das Blutvergießen. Wir wehren uns gegen diesen Krieg, der gegen unseren Willen geführt wird." Es sei wichtig, dass auch die Stimme der Russen hierzulande gehört werde, die den Krieg ablehnen.

Immer wieder gehen Menschen auf die Straße, um gegen den Krieg und für Frieden zu protestieren. So war das auch für diesen Sonntag geplant gewesen. Doch die als "Friedensdemonstration" für den 15. Mai auf der Wöhrder Wiese angemeldete Versammlung hatten die Allianz für ein freiheitlich-demokratisches Russland und die Vereinigung One Europe bereits im Vorfeld kritisiert und zur Gegendemo aufgerufen. Begründung: Hinter der Forderung und dem allseits geteilten Wunsch nach Frieden stecke eine Solidaritätsbekundung für Wladimir Putin.

"Dieser sogenannte Frieden ist nur nach dem militärischen Sieg Russlands ausgerichtet", sagt Elizaveta Shlosberg von der Allianz. "Wir können nicht zulassen, dass sie in unser aller Namen sprechen", so die gebürtige Russin weiter. Man stelle sich gegen den Krieg und "die russische Aggression". Es gehe aber auch um Solidarität für die Menschen in der Ukraine und die in Russland, die sich dem Krieg entgegenstellen würden.

Ein paar hundert Meter weiter ist auf der Demonstration nichts davon zu spüren. Immer wieder ruft eine der Rednerinnen ihr "Warum?" in die kleine Gruppe. Warum könnten ukrainische Flüchtlingskinder "einfach" zur Uni, was sei mit den eigenen Kindern? Warum müsse man mit den eigenen Steuergeldern "für die Flüchtlinge aus der Ukraine bezahlen"? Während sie ohne Unterlass auch über die "Diskriminierung russischsprachiger Bürger in Deutschland" klagt und auf Schildern ein Stopp von Waffenlieferungen an die Ukraine angemahnt wird.

Ein paar Hundert Meter ist man auf der Gegendemo ein paar Reden weiter und macht eine kurze Pause. Auf der Bühne steht eine junge Frau mit der Gitarre in der Hand und singt "Zombie" - das Antikriegslied der irischen Band "The Cranberries". Manchmal ist ein Lied auch ein Bekenntnis.

Die Demos verliefen friedlich und und weitgehend störungsfrei. Gegen zwei Teilnehmer der Gegendemonstration leiteten die Beamten Strafanzeigen wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ein. Die Versammlungen wurden gegen 13 Uhr beendet. Die Polizei zählte weniger Teilnehmer als erwartet - zumindest bei der pro-russischen Versammlung: Hier nahmen in Spitzenzeiten rund 150 Personen teil, 600 waren angemeldet gewesen. Bei der Gegendemonstration kamen die erwarteten 200 Teilnehmer.

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