Nürnberger Skateboard-Ass ohne Star-Allüren

24.02.2009, 00:00 Uhr
Nürnberger Skateboard-Ass ohne Star-Allüren

© Aslanidis

Es ist manchmal schwer, dem Lockenkopf mit dem Nasen-Piercing zu folgen, wenn er mit strahlenden Augen von seinem Sport, dem Skateboarden, erzählt. «Mein Lieblingstrick ist der ‚Switch Hardflip‘, aber auch den ‚Backside Smithgrind‘ finde ich nicht schlecht», sagt der 26-Jährige, der auf dem Skateboard steht, seit er elf Jahre alt ist. Große Fragezeichen entstehen jetzt in den Köpfen der Menschen, die nichts mit dem Sport anzufangen wissen.

Skaten ist ein aus den USA importierter Trendsport. Da ist es naheliegend, dass die Tricks die englische Bezeichnung beibehalten. «Skateboarden ist eine Lebenseinstellung. Du wirst nur ein richtiger Skater, wenn Du diese Lebenseinstellung im Herzen trägst», versucht König seine Leidenschaft zum Skateboarden zu vermitteln. Der staatlich geprüfte Erzieher liebt und lebt seinen Sport und bezeichnet Skateboardfahren als eine «Underground-Sportart», die nicht jedermanns Sache ist.

Eine Größe auf YouTube

«Den ‚King of S.K.A.T.E‘-Contest habe ich mitgemacht, weil ich von den Organisatoren gefragt wurde», sagt der 26-Jährige. Denn einen Namen hatte er sich in der Skater-Szene schon lange vor dem Wettkampf gemacht. Besonders auf Internetseiten wie YouTube, wo man seine Tricks per Video ansehen kann, ist der Skater schon eine bekannte Größe. Trotzdem hätte er nicht geglaubt, dass er am Ende des sechs Monate dauernden Onlinespektakels das Preisgeld in Höhe von 2500 Euro gewinnen würde.

Für den Wettkampf konnte sich jeder Skateboard-Begeisterte kostenlos im Internet registrieren. Jede Woche wurde am Montagmorgen um 0.00 Uhr ein schwieriger Trick von einem Profiskater, unter anderem vom ehemaligen Weltmeister Alex Mizurov, ins Netz gestellt, den die Teilnehmer innerhalb einer Woche nachmachen mussten. Als Beweis mussten die Teilnehmer den Trick filmen und ins Netz stellen. Gelang ein Trick nicht, bekam man einen Strafbuchstaben – der erste Buchstabe war das «S» von S.K.A.T.E. War man bei «E» angelangt, war der Online-Wettkampf für den jeweiligen Teilnehmer beendet. König kassierte in der 15. Woche den ersten Strafbuchstaben. Im Gegensatz zu vielen Mitstreitern, die bereits in der ersten Nacht den bestandenen Trick ins Netz stellten, war er durch seinen Job zeitlich so eingespannt, dass er nur wenig zum Üben kam. «Pro Trick habe ich durchschnittlich etwa drei Stunden geübt», erzählt er.

Nach 25 Wochen waren nur noch er und der Deutsche Matthias Frei im Rennen. Die Tricks, die ihnen die weltbesten Skater im Finale zur Aufgabe machten, schafften beide innerhalb der vorgegebenen Frist von 90 Minuten. Deswegen musste eine finale Stichrunde entscheiden, bei der sich die beiden Finalisten jeweils einen Trick gegenseitig vorgaben, den der andere innerhalb einer halben Stunde nachmachen musste.

«Das Finale war eine reine Nervenschlacht», sagt König heute. Drei Leute filmten ihn mit seinem Skateboard aus jeder Perspektive. König musste sich am «360° Doubleflip Crossfoot» versuchen. Nach nur zehn Minuten war der gestandene Trick vom Nürnberger sprichwörtlich im Kasten und im Internet zu sehen. Ab diesem Moment war klar: König ist der «King of S.K.A.T.E» – der Nachname des 26-Jährigen klang schon vorher wie eine Prophezeiung für das, was nun Wirklichkeit geworden war.

«Vielleicht war es die Mischung aus Fußspitzengefühl, Koordinationsfähigkeit, Balance und vor allem Erfahrung, die mir letztendlich zu dem Titel verholfen haben», sagt König.

«Nürnberg braucht einen geeigneten Skatepark»

Seine 15-jährige Skateboard-Erfahrung würde er auch gerne nutzen, um in seiner Heimatstadt etwas zu bewegen. «Nürnberg bräuchte einen Skatepark, wo sich die Skater auch treffen wollen», sagt König. Die Anlage am Silbersee beispielsweise betrachtet er mehr als Spielplatz mit Unfallrisiko, als eine ernsthafte Trainingsanlage. «Was bisher gebaut wurde, ist schlecht, weil wir als Skater nicht gefragt wurden», bedauert König. Von 2003 bis 2006 existierte einmal eine Skaterhalle in der Scharrerstraße, die Skateboardfahrer aus ganz Deutschland nach Nürnberg lockte. Getragen wurde die Halle von dem Verein zur «Förderung für Sport- und Jugendkultur», dem auch König angehört.

Seit dem Abriss der Halle versammeln sich die Nürnberger Skateboardfahrer nun vor allem am Kornmarkt vor dem Germanischen Nationalmuseum oder bei der Steintribüne am Dutzendteich. «Die momentane Situation ist katastrophal. Wo wir skaten, sind wir nicht erwünscht», resümiert König. Er wünscht sich deshalb einen offeneren Dialog zwischen seinem Verein und der Stadt. Ein weiteres Treffen beider Parteien ist geplant.

Bereits in Planung ist auch die zweite Runde des «King of S.K.A.T.E». Sie wird im Mai dieses Jahres erneut starten. König wird seinen Titel nicht verteidigen – diesmal wird er derjenige sein, der die Tricks vorgibt. Zum zweiten «King of S.K.A.T.E» wird nur, wer die Tricks des ersten «Königs» stehen kann.

www.skate.besttrick.com/contest/king-of-skate/

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