Nürnbergs erfolgreichste Fußballer schauen genau hin

09.11.2011, 14:30 Uhr
Nürnbergs erfolgreichste Fußballer schauen genau hin

Die Fußballer des Nürnberger Gehörlosen-Sport-Clubs (GSC) sind gewissermaßen der „FC Bayern“ in ihrer Liga: Schon achtmal holten sie den Titel des Deutschen Meisters, zuletzt im Jahr 2007, was sie zum Rekordmeister macht. Gegründet wurde die Fußballabteilung 1914, schnell entwickelte sich Nürnberg zur „Hochburg“ im deutschen Gehörlosen-Fußball, und der GSC feierte damals seine größten Fußball-Erfolge — was wiederum eine deutliche Parallele zum 1. FCN ist.

Einer der Höhepunkte in der Chronik des Vereins, der 1911 als „Taubstummen-Turnverein Nürnberg“ gegründet und im Lauf der Jahre mehrfach umbenannt wurde: die Ausrichtung der Taubstummen-Weltspiele 1931 (heute: „Deaflympics“). Damals holte die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Gehörlosen den Weltmeistertitel, darunter waren sechs Kicker aus Nürnberg. Der Nürnberger Willi Seitz gewann drei Goldmedaillen im Schwimmen, und Margarete Lobinger ersprintete Gold in der Damenstaffel über 4 x 100 Meter.

Nach und nach gründete der Verein, der in seinen Anfangsjahren ein klassischer Turnverein war, weitere Abteilungen, so dass die heute schätzungsweise 3000 bis 4000 Gehörlosen in Nürnberg unter anderem wählen können zwischen Basketball, Schwimmen, Badminton, Tennis, Tauchen oder auch Schießen.

Mit 67 Aktiven ist die Fußball-Abteilung immer noch ein Herzstück des GSC, der aktuell rund 250 Mitglieder hat. Zumal die Volleyball-Abteilung, die mit zwölf Titeln bei Deutschen Meisterschaften ebenso erfolgreich war, 2008 aufgegeben werden musste.

Der GSC hat sich aber nicht nur mit schwankenden Mitgliederzahlen zu arrangieren. Er hätte gern, wie so viele Vereine, die nicht über große Mittel verfügen, einen eigenen Sportplatz mitsamt Vereinsheim. Doch ohne finanzielle Unterstützung von außen sei das unmöglich, meint Werner Schulz, der viele Jahre im Vereinsvorstand war und mittlerweile Ehrenmitglied ist. Plätze und Hallen zu mieten, erklärt Vorsitzender Herbert Fischer, stelle den Verein „finanziell auf eine harte Probe“.

Die Hoffnung: dass die notwendigen Mittel über Spenden aufgebracht werden, gerade im Jubiläumsjahr des Vereins — schließlich freut sich auch ein „Hundertjähriger“ über Geldgeschenke. Was indes am vergangenen Wochenende, als der GSC sein Jubiläum feierte, schon einmal reichlich kam: die besten Geburtstagswünsche sowie viel Lob für die hervorragende Arbeit, die ja auch eine bedeutende sozial-integrative Funktion hat, bringt sie doch Gehörlose untereinander in Kontakt, aber auch mit Hörenden.

Oberbürgermeister Ulrich Maly beispielsweise betonte nicht nur die „herausragenden Erfolge“ des GSC, sondern auch das hohe Maß an „Idealismus, Zusammengehörigkeitsgefühl und persönlichem Einsatz“, das nötig sei, um das Vereinsleben über so lange Zeit mit Leben zu füllen. Karl-Werner Broska, Präsident des Deutschen Gehörlosen-Sportverbands, lobte die „unermüdlichen Bemühungen der vielen Ehrenamtlichen“. Und Rudolf Gast vom „Landesverband Bayern der Gehörlosen“ nannte den GSC einen „der ruhmreichsten deutschen Gehörlosen-Sportvereine“. Grund genug, das groß zu feiern. Und das tat der GSC auch: An diesem Wochenende wurden im Nürnberger Raum zahlreiche Deutsche und Bayerische Meisterschaften ausgetragen, beispielsweise im Schwimmen, Wasserball, Basketball oder auch Futsal (Fußball in der Halle). Bei der Feier im Gemeinschaftshaus Langwasser am Samstagabend ließ man die bewegte Vereinsgeschichte Revue passieren.

www.gsc-nbg.de

 

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