NZ-Klinikcheck: Wer hilft, wenn der Blinddarm rebelliert?
30.1.2016, 05:58 UhrDer NZ-Klinikcheck: Ein vergleichbares Forschungsprojekt, das Leistungen von Krankenhäusern regional und allgemein verständlich bekannt macht, ist in Deutschland nach Angaben von Experten in jüngerer Zeit nicht unternommen worden.
Die fünfte Folge befasst sich mit der Appendektomie, der Entfernung des Wurmfortsatzes am Blinddarm. Besonders bei Kindern und Jugendlichen entzündet sich der Blinddarm häufig, eine weitere Spitze gibt es im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Wird der Wurmfortsatz nicht rechtzeitig entfernt, kann es zum Blinddarmdurchbruch kommen. Dann gelangen Darmbakterien in den Bauchraum und verursachen dort eine Entzündung, die auch tödlich enden kann. Keime können auch in den Bauchraum gelangen, wenn bei der Operation nicht sauber gearbeitet wird.
Die Steigerwaldklinik Burgebrach erzielte unter 29 betrachteten Krankenhäusern bei der Blinddarmentfernung die besten Ergebnisse im regionalen Vergleich - dicht gefolgt vom Universitätsklinikum Erlangen, dem Klinikum Nürnberg Nord und dem Klinikum Fürth.
Einen Sonderfall bildet das Klinikum Nürnberg Süd, das im Ranking nicht berücksichtigt werden konnte. Es scheidet in den Beurteilungen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) wegen angeblich zu geringer Fallzahlen aus. Das Klinikum weist jedoch zurecht darauf hin, dass sich an seinem Standort Süd in Langwasser die Kinderchirurgie befindet, die jährlich rund 200 dieser Operationen durchführt. Laut AOK-Bundesverband gilt das überdurchschnittlich gute Ergebnis beim Thema Blinddarm für beide Standorte des Klinikums Nürnberg. Warum die Daten dies nicht sichtbar machen, ließ sich noch nicht klären.
In die Erfolgsbewertung im NZ-Klinikcheck floss unter anderem ein, wie oft es rund um eine Operation zu Komplikationen kam oder ob Folgeeingriffe nötig waren. Neben medizinischen Kriterien beruht der Klinikvergleich zum kleineren Teil auch auf Umfragen zur Patientenzufriedenheit. In der Printausgabe der Nürnberger Zeitung erklärt der zuständige Chefarzt der Steigerwaldklinik Wissenswertes rund um den Eingriff.
Gesundheitswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg haben den NZ-Klinikcheck entwickelt. Sie verrechneten dafür systematisch öffentlich verfügbare Daten aus den Krankenhäusern. Davon existiert mittlerweile eine wahre Fülle. Doch ohne Auswertung haben diese Zahlen kaum Aussagekraft. Nicht nur ältere Menschen ohne Internetkenntnisse, selbst Fachleute können sich bisher kein Bild von der Qualität eines Krankenhauses machen.
Versorgungsqualität in der Region anheben
"Gesamtziel des Projekts ist es, die Versorgungsqualität in der Region anzuheben", erklärt Prof. Martin Emmert, der verantwortliche Forscher vom Lehrstuhl für Versorgungsmanagement. In den USA hätten ähnliche Ranglisten Kliniken zu Verbesserungen anregen können. Auch könnten niedergelassene Ärzte damit ihre Patienten gezielter beraten.
Im NZ-Klinikcheck schneiden die Kandidaten bei den betrachteten Behandlungsarten ganz unterschiedlich ab. Große, kleine oder spezialisierte Häuser können im Wechsel punkten. Für Emmert ist das ein wichtiges Ergebnis: "Wir möchten die Menschen dafür sensibilisieren, dass man sich nicht nur generell über ein Krankenhaus informieren sollte, sondern dass es deutliche Unterschiede je nach Fachgebiet geben kann."
Von Häusern in der weniger guten Kategorie 3 ist keineswegs allgemein abzuraten. Für ihre schlechteren Ergebnisse im regionalen Vergleich sind teilweise geringe Unterschiede ausschlaggebend; auch eine fehlerhafte Daten-Dokumentation kann ursächlich sein. Obwohl das Ranking zur Krankenhauswahl beitragen könne, dürfe es nicht die einzige Informationsquelle sein, rät Martin Emmert. "Es ist natürlich weiterhin wichtig, dass Patienten mit ihrem Arzt darüber sprechen und gemeinsam entscheiden."
Details, Tabellen und Hintergründe zum Forschungsprojekt Klinikcheck hier.
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