Planungsprobleme: Lorenzer Hof verzögert sich
13.1.2017, 06:00 UhrDer Zeitplan für den "Lorenzer Hof", der ursprünglich Ende 2017 fertig werden sollte, sei nicht mehr zu halten, bestätigt die erste Pfarrerin von St. Lorenz, Claudia Voigt-Grabenstein, der Nürnberger Zeitung. Nun sei erst 2019 mit der Fertigstellung zu rechnen. Frühestens im kommenden April könne mit dem Rohbau begonnen werden. Die ersten Arbeiten für das Großbauprojekt am südlichen Lorenzer Platz laufen seit September 2015.
Die Verzögerung liege maßgeblich an der aufwändigen archäologischen Prüfung der Baugrube, erklärt die Pfarrerin. Die Intensität der Funde und Befunde habe sich bei den Voruntersuchungen nicht abgezeichnet. Auch die Kosten – schätzungsweise eine halbe Million Euro – fielen jetzt höher als erwartet aus.
Mit dem "Lorenzer Hof" plant die Gemeinde St. Lorenz einen Mehrzweck-Neubau, in dem ihre Pfarrbüros und der Gemeindesaal, dazu der Eine-Welt-Laden "LoLa", ein Bibelmuseum und das Kirchensteueramt unterkommen sollen. Das denkmalgeschützte alte Pfarrhaus, das vom Lorenzer Platz aus sichtbar ist, wird in den Neubau integriert. Die Gemeinde hat das Areal für das Millionen-Projekt an die evangelisch-lutherische Landeskirche abgegeben. Diese ist auch der Geldgeber. Zurzeit ist von der Riesenbaustelle wenig zu sehen und zu hören, obwohl sie mitten im Zentrum liegt. Seit dem Abriss der Hinterhäuser aus der Nachkriegszeit tut sich hier wenig.
Pfarrerwohnungen werden gestrichen
Andere Beteiligte benennen im Gespräch mit der NZ einen anderen Grund für den Stillstand: überforderte Planer. Das beauftragte Architekturbüro aus Fürth habe schlicht zu wenig Erfahrung mit sensiblen Innenstadt-Baustellen. Fehlplanungen und -absprachen führten demnach dazu, dass die Archäologen ihre Arbeit erst im vergangenen Juni beginnen konnten und seither immer wieder pausieren müssen. So musste die Hälfte der Baugrube vorerst wieder zugeschüttet werden, um die Standsicherheit der Nachbarhäuser – darunter die Sparkassen-Hauptstelle – nicht zu gefährden. Deren Fundamente wurden immer noch nicht gestützt, eigentlich eine Standardleistung.
Der zuständige Projektsteuerer der Firma Drees & Sommer weist den Vorwurf mangelnder Koordination von sich. "Die Verzögerung liegt an der Archäologie und an der schwierigen Substanz, die man nach dem Abbruch an den Nachbargebäuden gefunden hat", sagt er.
Pfarrerin Voigt-Grabenstein will auf Einzelheiten nicht eingehen, allerdings räumt sie technische Probleme und Ärger mit den Planungen ein. "Es ist ein höchst komplexer, heikler Bau auf beengtem Raum." Bauteile aus vielen Epochen seien nahtlos miteinander verbunden. Auch waren die Vermessungsdaten des Grundstücks fehlerhaft überliefert. Der Neubau muss sich außerdem an das denkmalgeschützte Vorderhaus angleichen.
Die Landeskirche will ihren Kostenrahmen von 14,6 Millionen Euro unbedingt einhalten. Verteuerungen sollen daher durch Umplanung aufgefangen werden. "Es muss entsprechend beim Bau gespart werden", sagt Claudia Voigt-Grabenstein. Dach- und Kellergeschoss werden jetzt nur so einfach wie möglich ausgebaut. Die Pfarrer-, Dekan- und Mesnerwohnungen, die im "Lorenzer Hof" vorgesehen waren, sollen daher weiterhin in angemieteten Immobilien bleiben. Die Tradition eigener Pfarrwohnungen aufzugeben, sei der Preis für ein Kirchenzentrum im Herzen der Altstadt. "Ein Bau auf der grünen Wiese wäre natürlich viel schneller und günstiger gekommen."
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen