«Rechte» Kleidung: «Tønsberg» soll wieder schließen
1.12.2008, 00:00 UhrDer Protest der «Linken», die dem Aufruf des «Antifaschistischen Aktionsbündnisses» folgten, beginnt am Samstag um 14 Uhr in der Gleißbühlstraße. Denn dort, gegenüber dem italienischen Konsulat, stehen 38 Demonstranten, die «dem rechten Spektrum» zuzuordnen sind. Der «rechtsgerichtete Bund Frankenland» hatte aufgerufen, gegen die angebliche «Patriotenverfolgung in Südtirol» zu demonstrieren. Die Polizei passt auf, dass sich die Wege der «Linken» und «Rechten» nicht kreuzen.
Kleider für Neonazis
Zwei Stunden später, der «braune Spuk» ist vorbei, machen sich die überwiegend in Schwarz gekleideten «Linken» auf zum Kornmarkt, um dort gegen den «Tønsberg»-Laden zu protestieren. Ihre Kritik bringen sie wie folgt auf den Punkt: «Thor Steinar - sportlich, schick, neonazistisch.» Die Vorwürfe: Diese Kleidung komme unauffällig als «Sport- und Outdoorbekleidung» daher, stehe aber bei Neonazis hoch im Kurs. Der Laden wird von ihnen daher als «Nazi-Laden» bezeichnet.
Während die Demonstranten ihrem Unmut lautstark Luft machen, wagen sich die vier «Tønsberg»-Verkäufer vorerst nicht aus dem Geschäft. Vor eine Schaufensterhälfte wird zeitweilig sogar der Vorhang gezogen. Doch die Polizei hat die Situation unter Kontrolle, sodass die Verkäufer mutiger werden, vor den Laden treten, rauchen und miteinander lachen. Sie geben sich betont locker.
«Schmierfink» rausgeworfen
Weniger entspannt reagieren sie, wenn sie mit der Kritik konfrontiert werden, sie verkauften «rechte Ware». Dazu will man nichts sagen. Der Geschäftsführer vielleicht? Der sei nicht da, sagt ein männlicher Verkäufer. Überhaupt: Presseauskunft werde nicht gegeben. Wer das sagt? «Einer, der das zu entscheiden hat.»
Der Pressevertreter wird des Ladens verwiesen und als «Schmierfink» bezeichnet, der ohnehin alle Fakten verdrehe.
Wer Informationen über den «Tonsberg»-Laden sucht, stößt im Internet auf eine Seite, auf der neben dem Nürnberger Geschäft weitere in Magdeburg, Leipzig, Dresden und Berlin (2) aufgeführt sind. Im Impressum als Inhaber geführt: die brandenburgische Firma «Mediatex».
Deren Marke «Thor Steinar» hatte einst ein Logo, das laut Spiegel an SS-Symbolik erinnerte und 2006 verboten wurde. Daneben steht auch der Markenname an sich in der Kritik. Er soll sich nicht nur an dem nordischen Gott Thor anlehnen, sondern auch an den einstigen General der Waffen-SS, Felix Steiner. Einem der beiden Firmengründer, so betonen Antifa-Gruppen, werden Kontakte zur rechten Szene nachgesagt. «Mediatex» weist im Internet Vorwürfe gegen die Marke «Thor Steinar» zurück, viele seien «längst widerlegt», würden aber immer noch verbreitet.
Proteste gegen «Thor Steinar»-Läden hat es schon andernorts gegeben. In Berlin etwa, zu Jahresbeginn, griffen laut Spiegel Vermummte den «Tønsberg»-Laden in der Rosa-Luxemburg-Straße an. Oder zuletzt in Hamburg, als der mit «Thor Steinar»-Ware bestückte Laden «Brevik» Ende September eröffnete.
Die Proteste führten dort dazu, dass der Mieter Ende Oktober sein Geschäft wieder schloss. Der Vermieter, die «HSH Nordbank», soll dafür einen hohen Geldbetrag bezahlt haben. Die Bank erklärte im Nachhinein, man sei getäuscht worden.
Vermieter ist überrascht
Auch der Vermieter des Ladens in Nürnberg, Markus Maisch, ist überrascht. «Wir wussten nicht, worauf wir uns da einlassen.» Zwar bestehe ein ordentliches Mietverhältnis. Aber unter diesen Umständen «werden wir tun, was wir können, um die Mieter rauszukriegen». Heute will er sich mit seinen Rechtsanwälten beraten. Unabhängig davon kündigt das Antifaschistische Aktionsbündnis an, solange zu protestieren, bis der Laden schließt.