Regionale und naturbelassene Produkte sind im Trend
16.06.2011, 18:07 Uhr
Zwischen Regalen voller „Apfel-Rote-Traube-Birne“, „Aloe Vera Juice Drink“, „Apfel-Kirsch-Holunder Schorle“, „Sanddornbeer-Nektar“ und „Smoothie Ananas-Banane-Kokos“ verlässt die meisten Konsumenten in Nürnberger Getränke- oder Supermärkten ohne Einkaufszettel der Mut. Wer bitte denkt sich all diese Variationen aus?
Bei der Firma Franken Brunnen ist die Marketing-Abteilung für die Markt- und Verbraucherforschung zuständig. Das Traditionsunternehmen aus Neustadt/Aisch beschäftigt mittlerweile über 800 Mitarbeiter an acht Standorten im Bundesgebiet. Das Erfrischungsgetränkesortiment bei Franken Brunnen besteht aus Schorlen, Limonaden, Flavoured Waters (also Wasser mit Geschmack) und Früchte-Tee-Getränken.
Gerade im Bereich der Schorlen hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan. Denn mit dem nicht-alkoholischen Erfrischungsgetränk lässt sich eine breite Zielgruppe ansprechen. Welche Überlegungen hinter der Produktentwicklung stehen, weiß Thomas Lillpopp, Leiter der Marketingabteilung: „Der Trend geht zur leichten beziehungsweise milden Schorle mit weniger Fruchtgehalt und damit Fruchtsäure und zum Teil auch weniger Kohlensäure.“ Dadurch sei die Schorle besser bekömmlich, erklärt Lillpopp.
Fruchtiges aus der Region
Auch die heimischen, regionalen Obstsorten spielen bei dem Unternehmen eine immer größere Rolle. Naturorientierte Kunden greifen eben lieber zur Apfel-Birnen- oder Apfel-Brombeere-Schorle als zu einer orientalischen Variante aus weit gereisten Früchten.
Trend Nummer drei fängt die Rückbesinnung der Verbraucher auf die „Natürlichkeit“ auf. „Bei immer mehr Produkten verzichten wir auf den Zusatz von Zucker, Süßstoffen, Farb- und Konservierungsstoffen“, erklärt Marketingleiter Lillpopp und erzählt stolz von der hauseigenen Orangenlimonade, die ganz ohne Farb- und Konservierungsstoffe auskommt.
Doch trotz oder gerade wegen der großen Vielfalt greifen die meisten Verbraucher nach wie vor am liebsten zur unprätentiösen Apfelschorle oder Orangen-Limonade. Dieses Kaufverhalten hat auch Stefan Gressmann, Bezirksleiter der Fränky-Getränkemärkte in Nürnberg, beobachtet: „Bei den Schorlen macht die Apfelschorle etwa 70 Prozent des Umsatzes.“ Fränky trägt seine Wurzeln im Namen: Der regionale Großmarkt aus Franken führt in seinen Filialen besonders viele Produkte aus dem Nürnberger Umland. Momentan betreibt die Getränkemarkt-Kette 21 Filialen in Franken, davon liegen laut Stefan Gressmann zwölf im Großraum Nürnberg.
Im Zuge der knospenden Geschmacksnerven hat auch der Rhabarber einen – wenn auch späten – Siegeszug unter den Erfrischungsgetränken angetreten. Botanisch gesehen müsste der Saft eigentlich als Gemüsesaft und nicht als Fruchtsaftsorte gelten. In den Getränkemärkten wird der Rhabarber aber als fruchtig-herber Fruchtsaft angeboten. Auch in Cafés und Kneipen der Stadt und selbst in der Gourmetküche hat sich der Rhabarber längst zu einem Trendgetränk gemausert.
Die Besinnung auf Regionalität und Natürlichkeit kommt auch der Fränkischen Moststraße zugute – einem Zusammenschluss von 25 Gemeinden und Städten rund um den Hesselberg. In den idyllischen Obstgärten in Frankens fruchtigem Süden wachsen traditionelle Obstsorten wie die Rote Sternrenette oder die Feuchtwanger Winterbirne besonders gut. Den Hesselbergern liegt daran, diese traditionelle Landnutzung für Einheimische und Gäste erlebbar und genießbar zu machen. In einem Netzwerk von Moststationen werden die Früchte zu leckerem Saft verarbeitet. Die Internetseite www.fraenkische-moststrasse.de gibt weitere Auskunft.
Mehr Umsatz mit Apfelsaft
Das wieder erstarkte Qualitätsbewusstsein der Franken hat auch der Fruchtsaftkellerei Pretzfelder eine Umsatzsteigerung gebracht. „Seit Mitte 2010 sind unsere Verkaufszahlen um 15 bis 20 Prozent gestiegen“, erklärt Geschäftsführer Manuel Rauch stolz. Die Kellerei wurde 1930 in der Fränkischen Schweiz gegründet und steht für Produkte aus der Region mit naturbelassener Qualität. In Pretzfeld wird der Apfel-Direktsaft genau so abgefüllt, wie er von der Presse läuft. Dem Saft aus Konzentrat wird nach dem Pressen das Wasser weitgehend entzogen und erst vor dem Füllen wieder zugesetzt. Die Haltbarkeit wird ausschließlich durch Pasteurisation (schonende Erwärmung und sofortige Rückkühlung) erzielt, Farb- und Konservierungsstoffe werden nicht zugesetzt. „Die Leute wollen Qualität für ihr Geld, davon profitieren wir“, erklärt Geschäftsführer Rauch den Erfolg. Und bestätigt, dass Apfel- und Orangensaft die höchsten Verkaufszahlen erzielen.
Wer also keine Lust auf Shoppingfieber im Getränkemarkt hat, der muss sich auf die Grundregeln des Kleiderkaufs besinnen: Basics gehen immer und kosten nicht zu viel.
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