Rückläufige Zahlen: Steht Norisbike vor dem Aus?

30.9.2015, 13:44 Uhr
Rückläufige Zahlen: Steht Norisbike vor dem Aus?

© Archivfoto: Kevin Gudd

Hinter Norisbike steht das Leipziger Unternehmen Nextbike, das das Verleihsystem inzwischen ohne städtische Zuschüsse betreibt. Im vergangenen Jahr lief ein Defizit von 67.000 Euro auf. An der Situation hat sich aber nichts geändert. "Die Ausleihzahlen sind schlimm", beurteilt OB Ulrich Maly die Situation.

Mit 55.000 Ausleihen wurde 2013 von Norisbike das bislang beste Ergebnis erreicht, 2014 waren es nur noch 51.000 und auch in diesem Jahr läuft es nicht besser. Im August, so Nextbike-Sprecherin Mareike Rauchhaus, lag die Zahl der Fahrradausleihen bei 28.000 – trotz eines hervorragenden Sommers. Das Unternehmen will aber bis zum Ende des Jahres noch deutlich zulegen, was sehr optimistisch ist.

Ralf Kalupner, Geschäftsführer von Nextbike, einem inzwischen weltweit agierenden Unternehmen, machte vor einem Jahr deutlich, dass etwas passieren muss: "Wir wollen dorthin, wo die Musik spielt." Er forderte, dass mehr Leihfahrräder in der Innenstadt aufgestellt werden müssen. Doch passiert ist bislang nichts.

Der Rückgang der Ausleihzahlen lag wohl auch am Rückzug der VAG, deren Kunden die Fahrräder nicht mehr komplett umsonst ausleihen konnten. Nürnberg hat derzeit fast 800 Leihräder, die auf 76 Stationen verteilt sind. Bochum hat etwas mehr als halb so viele Räder wie Nürnberg, trotzdem sind die Ausleihzahlen mit etwas über 50.000 pro Jahr fast gleich hoch, so Kalupner. Mit einer Distanz von bis zu 600 Metern liegen die Ausleihstationen in der Nürnberger Innenstadt im Vergleich zu anderen Städten zu weit auseinander.

Besser wären 300 Meter. Frank Jülich, Leiter des Verkehrsplanungsamts, räumt ein, dass die Stadt Lehrgeld gezahlt hat, weil sie sich zu halbherzig engagiert habe: "Wir müssen das Verleihsystem überprüfen, um es zukunftsfähig zu machen. Es muss endlich in die Gänge kommen." Der Vertrag mit Nextbike läuft noch bis Mitte 2016.

VAG will sich wieder beteiligen

Ein Fehler war, dass es in den Stadtteilen zu viele feste Fahrrad-Verleihständer gibt und zu wenig Leihfahrräder in der Innenstadt, meint Jülich. Ein Nachteil sei auch, dass es zu wenige Studenten in Nürnberg gebe. Laut Maly will sich jetzt auch wieder die VAG an dem Verleihsystem beteiligen – "auf sanften Druck hin". Es ist geplant, so Rauchhaus, das Stationennetz zu verdichten, vor allem in der Innenstadt: "Hier sollen Verleihstandorte, an denen die Räder per App oder per Telefonanruf ausgeliehen und wieder abgegeben werden können, die vorhandenen Stationen ergänzen." Das wäre die Einführung einer sogenannten Flexizone, die ohne starre Ständer auskommt.

Einzelheiten sollen frühestens nach dem Gespräch mit dem OB öffentlich gemacht werden. "Auf jeden Fall sind wir willens, das System weiter zu betreiben", so die Pressesprecherin. Nextbike würde natürlich gerne das Ausleihsystem als festen Bestandteil des ÖPNV sehen, um Zuschüsse zu bekommen, dann müsste es nicht allein über Nutzungsentgelte finanziert werden.

Verwandte Themen


7 Kommentare