Besucher konnten entscheiden
Besonders freut ihn, dass das Ranking auf der Basis von Online-Bewertungen ermittelt wurde. "Die Besucher haben also selbst entschieden", sagt Schwarzmann. Laut Studie loben sie im vergleichsweise kleinen Museum vor allem die aufmerksamen ehrenamtlichen Mitarbeiter. Diesem Lob kann sich Besucher Horst Völkl, der mit Gisela Schmittpeter und Urenkel Moritz im "Straßaboh-Café" gerade eine Pause einlegt, nur anschließen. "Es ist einfach wunderbar, was die Eisenbahnfreunde hier auf die Beine gestellt haben", sagt der 81-Jährige. Einst sei das Straßenbahndepot belächelt worden. Doch das habe sich längst geändert.
Im Gespräch mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern, die allesamt Mundschutz tragen, wird schnell deutlich, mit wie viel Herzblut sie dabei sind. Nico Romanek hat schon als Kind jedes Wochenende im Straßenbahndepot verbracht. Mit 16 trat er dem Verein als eines der jüngsten Mitglieder bei. Zurzeit macht er eine Ausbildung bei der VAG und hat den Straßenbahnführerschein bereits in der Tasche. Obwohl er auch beruflich täglich mit der Thematik zu tun hat, bleibt der technikverliebte 19-Jährige dem Depot treu und sitzt auch weiterhin an der Kasse oder steht wie heute am Ausgang, um die Besucherzahlen zu kontrollieren.
Christoph Krause ist schon seit 25 Jahren im Einsatz. Seine Leidenschaft für die Schiene überrascht, wenn man hört, was der 44-Jährige beruflich macht. Er ist Pilot bei Austrian Airlines. Obwohl er regelmäßig ab Wien fliegt, gelingt es ihm, seine Arbeitszeiten so zu legen, dass genügend Zeit für sein Hobby bleibt.
Bei den jungen Besuchern – die ersten haben schon eine Rundfahrt in einer historischen Straßenbahn hinter sich – kommt vor allem die Modellbahnanlage im Maßstab 1:22,5 gut an. Ein Vorteil des Depots gegenüber anderen Häusern ist, dass man viele Ausstellungsstücke betreten oder sich kurzerhand ans Steuer setzen kann. Die Besucher erleben die Geschichte des öffentlichen Personennahverkehrs hautnah mit – von der Pferdebahn aus dem Jahr 1881 über den aufwendig restaurierten Beiwagen 1023 (Baujahr 1913) bis hin zur modernen U-bahn.
Für Firmenfeiern und Geburtstage beliebt
"Immer wieder kommen Gäste und sagen: Mit der bin ich doch selbst noch gefahren", sagt Betreuer Niklas Schwarzmann mit Blick auf die jüngsten Modelle aus den 1970er Jahren. Viele Besucher werden übrigens über Umwege auf das Straßenbahndepot aufmerksam. Etwa 40 bis 50 Mal im Jahr wird es als Eventlocation etwa für Firmenfeiern vermietet. "Wenige Wochen später stehen die Anzugträger dann im Hoodie hier und wollen sich das Ganze genauer ansehen", sagt Schwarzmann.
Ob Geburtstag, Dienstjubiläum oder Glühweinfahrt: Rund 400 Mal im Jahr sind die Oldtimer zu Sonderfahrten unterwegs. Regelmäßig als Schaffner mit an Bord ist Michael Wilhelm in seiner auf historisch getrimmten Uniform. "Ich stamme eigentlich aus Saarbrücken", sagt er. "Als ich nach Nürnberg kam und die Straßenbahn gesehen habe, habe ich mich sofort in die Stadt verliebt."
Wie alle Mitarbeiter ist er froh, dass es endlich wieder los geht, nachdem das Vereinsleben Corona-bedingt zuletzt weitgehend stillstand. Niklas Schwarzmann blickt trotz allem zuversichtlich nach vorn. Da das Depot langsam an seine Grenzen stößt, hofft er, die Flächen bald erweitern zu können. Das Publikumsinteresse ist jedenfalls weiter ungebrochen, wie der Neustart zeigt.
Das Historische Straßenbahndepot, Schloßstraße 1, hat immer am ersten Wochenende im Monat von 10 bis 17.30 Uhr geöffnet. Weitere Infos unter www.sfnbg.de