Schnitzel oder Schweinebraten sind etwas für die Seele

09.01.2009, 00:00 Uhr
Schnitzel oder Schweinebraten sind etwas für die Seele

© Fengler

NZ: Wie sind Sie darauf gekommen, gerade die Deutsche Küche kennenlernen zu wollen?

Vitale: Durch die Empfehlung eines ehemaligen Lehrers. Clemens Averbeck, der mich am Culinary Institute of Amerika unterrichtet hatte, regte an, dass ich nach Deutschland gehen sollte.

NZ: Was haben Sie sich für Ihr Jahr in Deutschland vorgenommen, und was möchten Sie mitnehmen?

Vitale: Ich möchte, dass das deutsche Essen, das ich nach diesem Jahr in Deutschland kochen werde, schmeckt, wie original deutsches Essen. Es kommt viel zu häufig vor, dass in den USA Menschen in beispielsweise ein italienisches Restaurants gehen und meinen, sie bekommen jetzt gerade echtes italienisches Essen, dabei ist es in Wirklichkeit italienisches Essen mit geschmacklicher Anpassung an den amerikanischen Einheitsgeschmack.

NZ: Also kein deutsch-amerikanischer Mix, sondern ein Originalrezept?

Vitale: Nein, ich möchte echtes, hochwertiges deutsches Essen kochen lernen, denn ich möchte den Menschen den unverfälschten Geschmack der anderen Kultur vermitteln können. Das Essen soll die Leute neugierig machen und sie dazu bringen, sich das Land im Original anzuschauen, es zu bereisen. Essen kann zwar nicht reden, aber es kann einem durch den Geschmack eine Idee von der Kultur geben.

NZ: Dient Essen Ihrer Meinung nach also somit auch der Völkerverständigung?

Vitale: Auf jeden Fall. Es geht ja weniger darum, die Sprache hundertprozentig zu können, sondern viel mehr darum, verschiedene Kulturen durch ihr Essen an einen Tisch zu zusammenzubringen.

NZ: Wie würden Sie einem Deutschen das typische amerikanische «Soulfood» erklären?

Vitale: Soulfood meint zuerst einmal etwas, das man mit Wohlbefinden verbindet. Zum Beispiel ein Gericht, das dir deine Mutter immer wieder gekocht hat, um dich aufzumuntern oder etwas in der Art. Für die Deutschen könnte dies zum Beispiel so etwas wie Schnitzel oder Schweinebraten sein. Etwas Bekanntes, das einen Beigeschmack von zuhause hat.

NZ: Welche Bedeutung hat Soulfood für Sie?

Vitale: Für mich ist Paella Soulfood. Die Familie meiner Mutter ist spanischer Abstammung, und Paella zu kochen, war eine meiner ersten intensiven Kocherfahrungen. Mit fünfzehn habe ich meiner Mutter geholfen, Reis und Hühnchen zuzubereiten.

NZ: Worin unterscheidet sich das Kochen hier von der Art wie Sie es in den USA gelernt haben?

Vitale: Ich schätze hier sehr die Ehrlichkeit, mit der die Menschen einem begegnen. Wenn du hier etwas falsch machst, dann wird dir das ohne Umschweife gesagt. In Amerika versuchen dich die Menschen eher in Watte zu packen. Es ist einfacher, aus Fehlern zu lernen, wenn man weiß, was genau man überhaupt falsch gemacht hat. Außerdem habe ich viele neue Techniken und Methoden gelernt, die mir die Arbeit erleichtern.

NZ: Wie sind Ihre Erfahrungen, seit Sie in Nürnberg sind?

Vitale: Ich wurde vom ersten Tag an akzeptiert. Jeder ist nett zu mir. Ich wurde hier wie in eine Familie aufgenommen. Mein Chef hat mich vom Zug abgeholt und mich am ersten Tag allen vorgestellt. Ich genieße es, hier mit so jungen Menschen zusammen zu arbeiten.

NZ: Gab es beim Kennenlernen der deutschen Spezialitäten Überraschungen?

Vitale: Ja, ich dachte zuerst, die Deutschen würden vor allem Fleisch und Kartoffeln kochen. Natürlich wird auch das sehr viel gekocht in unserer Küche, aber wir bereiten auch viel Fisch zu.

NZ: Was war das erste Essen, dass Sie hier serviert bekommen haben?

Vitale: Es waren Käsespätzle. Meine Gastmutter hat sie für mich gemacht.

Keine Kommentare