Seminar für Jungwähler war kaum gefragt

06.07.2009, 00:00 Uhr

Die Handvoll Jugendlicher, die trotz strahlendem Sonnenschein eingetrudelt ist, findet sich bestens bedient. Die Studenten der Evang. FH, Dorotee Petersen, Katharina Scheuschner und Christian Skradde, ziehen alle Register, um die Jungwähler in lockerer Atmosphäre umfassend zu informieren. «Ich bin planlos zur Europawahl gegangen und habe deshalb einfach das Gleiche angekreuzt wie meine Eltern», erzählt Kilian Lenz.

Das soll bei der Bundestagswahl am 27. September anders werden. Bis dahin will sich der 19-Jährige eine eigene Meinung gebildet haben. «Vielleicht vertritt die Partei, die meine Eltern gewählt haben, ja gar nicht meine wirklichen Interessen.» Julia ist gerade 18 Jahre alt geworden und damit erstmals wahlberechtigt. Ihre Familie interessiert sich für Politik, und Zeitung lesen gehört zum täglichen Ritual.

Auch Gregor Hugger kommt aus einem Elternhaus, in dem man politisch nicht unbeleckt ist. Aber auch er brennt darauf, tiefer in die Materie einzudringen, zumal er damit liebäugelt, später selbst in die Politik einzusteigen. Den Seminarteilnehmern ist es wichtig zu erfahren, wie man sich in dem breiten Feld Orientierung verschaffen kann. Da sind sie bei Christian Skradde genau richtig. Er referiert über Sinn und Zweck von Politik und Wahlen. «Politik ist der Kampf der Ideale und ein Ausdruck verschiedenster Meinungsspektren», sagt er. Sein Appell: Werdet aktiv in politischen Parteien oder politischen Organisationen. Wie man Zeichen setzen kann, erklärt er am Beispiel einer Gruppe junger Litauer. Sie baute auf dem Platz vor dem Regierungsgebäude medienwirksam Schneemänner auf, Symbol für die korrupten Volksvertreter.

Der Wahl-O-Mat, der in zwei Räumen nebenan aufgebaut ist, ist dem Wahl-O-Mat im Internet nachempfunden. Damit lässt sich herausfinden, welches Parteiprogramm am ehesten mit den Interessen des jeweiligen Wählers deckungsgleich ist. Dieses Verfahren ersetzt nicht das persönliche Gespräch mit Vertretern der Parteien. Dazu haben Julia und die anderen Jungwähler zum Ausklang der Veranstaltung reichlich Gelegenheit. Gut eineinhalb Stunden lang fühlen sie den Mitgliedern der Grünen und der Jusos auf den Zahn.

Seminarteilnehmer als Multiplikatoren

Abgefragt wurde die Position der jeweiligen Partei beispielsweise in Sachen Mindestlohn, Steuersenkung und Studiengebühren. Und man diskutierte über eine Frauenquote in der Politik und die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre – mit jeweils guten Argumenten für Pro und Contra.

Dorotee Petersen und ihre Kommilitonen setzen darauf, dass die Seminarteilnehmer als Multiplikatoren wirken und bei den Gleichaltrigen in ihrem Umfeld für die Teilnahme an der Bundestagswahl werben.

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