Spannende Experimente
22.10.2011, 18:12 Uhr
„Viel Spaß“, sagt der leicht genervte Sicherheitsmann am Eingang zum Foyer der Naturwissenschaftlichen und Technischen Fakultät im Erlanger Uni-Südgelände. Angesichts des proppenvollen Raums, in dem eine Vielzahl Kinder und Erwachsene gemeinsam mathematische, elektronische und chemische Experimente bestaunen, kann dies nur ironisch gemeint sein.
Am Spaßfaktor ändert der Massenansturm freilich nichts: Schon das Kinderprogramm der Wissenschaftsnacht erscheint bestens dafür geeignet, Menschen jeglichen Alters mit der — gesundheitlich meist unbedenklichen — Droge namens Wissen anzufixen und das Interesse an Forschung und Lehre zu wecken.
Zum Beispiel an dem sogenannten „Exzellenzcluster Engineering Of Advanced Materials“ (EAM), der Initiative junger Forscherinnen und Forscher am Lehrstuhl für Feststoff und Grenzflächenverfahrenstechnik: Hier wird nicht nur gezeigt, warum Geckos und Stubenfliegen an der Decke laufen können — auch nagelneue Technologie für die „Großen“ wie gedruckte Schaltungen werden vorgeführt.
Eine Tür weiter kann man den „Segway“ probefahren, einen Spezial-Elektroroller, dessen Gyrokreiselsystem sich in modifizierter Form auch im Autopiloten moderner Düsenjets wiederfindet.
Auch die Mathematik- und Chemiefans kommen hier auf ihre Kosten. Ähnlich wie am Lehrstuhl für Organische Chemie in der Henkestraße: In Laune machenden Versuchsanordnungen wird die Zusammensetzung von Tinte untersucht und jener Energydrink unter die UV-Lampe gestellt, der angeblich Flügel verleiht, aber, wie das kleine Experiment schnell zeigt, auch nur aus „irdischen“ Zutaten besteht.
Bunte Lösungen
Die wissenschaftliche Hilfskraft Vroni Walter zerstampft Waschmittel-Tabs, die später mit verschiedenen Chemikalien bunte Reagenzlösungen ergeben. Die Mini-Forscher, die für den Organchemie-Kurs eigens Schutzbrillen und Kittel anziehen müssen, sind sichtlich begeistert von den bunten Ergebnissen verschiedener Spielereien.
Dass sich vieles mit Ingredienzien aus dem Kühlschrank und dem Chemiebaukasten „nachbauen“ lässt, ist gewollt, denn so ist für die Nachhaltigkeit der Erlebnisse aus der Wissenschaftsnacht gesorgt.
Die Erinnerung wird bei den Teilnehmern des Kinderback-Kurses in der Zentrale der Bäckereikette „Der Beck“ in Tennenlohe mindestens so lange anhalten, bis das letzte liebevoll ausgestochene und verzierte Butterteig-Weihnachtsplätzchen aus Kinder-Eigenproduktion vertilgt ist. Und danach erinnert eine persönliche Urkunde die kleinen „Meisterbäcker“ an ihren Nachmittag in der Backstube der Erlanger Großbäckerei.
Im Experimentiertheater der Theaterwissenschaft darf mitgespielt werden. Bei den Energie-Spezialisten von Areva basteln die Kids im „Science Lab“ unter Anleitung von Karla Engelmann, die sich auf die Arbeit mit Kindern spezialisiert hat, kleine elektrische Schaltungen. Die sollen klar machen, wo eigentlich der Strom herkommt. Spielerisch werden abseits aller politischer Diskussionen die Unterschiede zwischen Atom- und Wasserkraft, Energie aus erneuerbaren Ressourcen und aus fossilen Quellen erläutert. Eine spannende Erweiterung der naturwissenschaftlichen Ausbildung, die bei manchem Kind den späteren Berufsweg prägen könnte. Ein gewollter Nebeneffekt.
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