Spaß und Skepsis bei Olympia
23.08.2008, 00:00 Uhr
«Michael Phelps ist der Größte aller Zeiten», steht zumindest für Edgar Wohlrab (54) fest. An ein mögliches Dopingvergehen des US-Schwimmstars glaubt er nicht. «Mark Spitz war ja auch nicht gedopt und hat es auf sieben Gold-Medaillen gebracht», unterstützt ihn Jürgen Zenner. Der 64-Jährige führt Phelps’ Siege vor allem auf intensives Training und eine herausragende Technik zurück. «Neider wird es immer geben», glaubt er.
Gerhard Maly (55) ist ebenfalls der Meinung, dass die überragende Leistung des erst 23 Jahre alte Amerikaners nicht aufgrund unerlaubter Mittel zustande gekommen sei. «Er muss doch nach jedem Sieg zur Doping-Kontrolle.» Trotzdem, die Skepsis bleibt. «Ich kann mir schon vorstellen, dass ein Athlet acht Gold-Medaillen erreicht», meint Yannic Brachmann. Dass Phelps aber jeden Wettbewerb so souverän gewonnen hat und die Erfolge zuvor auch noch angekündigt hatte, lässt Brachmann zweifeln. «Schwer enttäuscht» war der 17-Jährige vom Abschneiden der deutschen Handballer. «Da hätte ich mir mehr erwartet.»
Insgesamt gehen die Meinungen der Betrachter auseinander. Während sich die einen für die sportlichen Superlative begeistern, ist für andere der Fabel-Weltrekord des jamaikanischen 100-MeterSprinters Usain Bolt nur ein weiterer Beleg dafür, dass etwas nicht stimmen kann.
«Solche Leistungen hinterlassen einen faden Beigeschmack», ärgert sich Elke Römer (38), die bei den Wettkämpfen vor allem der deutschen Schwimmerin Britta Steffen die Daumen gedrückt hatte. Die 19-jährige Susann Janensch interessiert sich vor allem für Bodenturnen, Stufenbarren und Leichtathletik. «Ein bisschen Skepsis schwingt immer mit», sagt auch sie angesichts der allgegenwärtigen Dopingproblematik.
Eines wird bei allem Zweifel jedoch deutlich. Die Olympischen Spiele im fernen China ziehen auch die Sportfans in Franken in ihren Bann - Zweifel hin, Skepsis her. Dabei scheint auch der Olympische Gedanke «Dabei sein ist alles» wieder eine Rolle zu spielen. Zwar zeigt sich der eine oder andere über das schwache Abschneiden der deutschen Handballer enttäuscht oder hätte von Turner Fabian Hambüchen mehr als «nur» Bronze erwartet, doch Gerhard Maly bringt es auf den Punkt: «Man muss auch mal die Leistung der anderen anerkennen.» So sei eben nicht zu erwarten, dass die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft immer gewinnen könne. «Die Brasilianerinnen waren eben besser.»
Umso größer ist dann die Freude, wenn es doch zum ersehnten Gold reicht. Vor allem das persönliche Schicksal des Gewichthebers Matthias Steiner, dessen Frau im Vorjahr verstorben war, bewegte die Fernsehzuschauer.
Doch abseits des Sportlichen erregt ein anderes Thema die Gemüter. «Als Tibet-Fan bin ich geprägt», sagt Evelyn Tannheimer (36), die die Vergabe der Olympischen Spiele an China für einen Fehler hält. Während Klaus Schütz (64) konstatiert, dass «die Spiele eben auch mal in so ein Land müssen», fordert Doris O. (26) einen Boykott, da eine Verbesserung der gegenwärtigen Situation nicht zu erwarten sei. Im Gegenteil: Die Lage der Tibeter werde sich eher noch verschlechtern, befürchtet auch Luca Marasse (40).
Nadine Aurich (24) nimmt am Ausrichtungsort keinen Anstoß: «China ist ein schönes Land, man sollte Politisches und Sportliches trennen.»Auffällig ist, dass zahlreiche Befragte zwar einerseits die Ausrichtung der Spiele durch China kritisieren, gleichzeitig aber anmerken, dass die Chinesen gute Gastgeber seien und eine großartige Show inszeniert hätten.
Ganz anders sieht das Amelie Befeldt: Nach Meinung der 18-Jährigen ist Olympia eine «aufgeblasene Veranstaltung. Was hier bewegt wird, geht einfach zu weit. Ich bin dagegen, Raketen in den Himmel zu schießen, um das Wetter zu beeinflussen». Zudem lässt sie nicht gelten, dass die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit positive Auswirkungen auf die Gewährung der Menschenrechte oder der Pressefreiheit habe: «Die Welt hat auch vorher schon auf China geschaut, und es hat sich nichts getan.»
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