Spielwaren erobern die Stadt
06.02.2009, 00:00 Uhr
Vier Feuerwehrmänner stehen auf den Sprossen einer Leiter, die an der Fassade des Karstadt-Kaufhauses lehnt. Es sind klobige Figuren, eine grinst sogar auf die nach oben starrenden Passanten herab. Lebensgroße Playmobilfiguren sind es, die andeuten, einen Brand zu löschen. Unten auf dem Pflaster hat der Aktionsbus der Zirndorfer Spielwarenfirma für die Kinder Halt gemacht.
Eine Stadt mit ihren Geschäften rüstet sich, will dem 60. Mal der Spielwarenmesse in Nürnberg auf unterschiedliche Weise Rechnung tragen. Auf staubigen Dachböden haben Händler gekramt und urige Spielsachen nicht nur ans Licht, sondern ins Schaufenster befördert. So in der Buchhandlung Korn und Berg am Hauptmarkt. Stroh wuchert aus der Pfote eines Teddys, ein Ohr ist bereits ab. Ob es der Eigentümer und Buchhandlungsinhaber Thomas Kistner im zarten Kindesalter mit seinen Milchzähnchen persönlich abgeknabbert hat, ist nicht bekannt. Zur jetzigen Spielwarenmesse erinnerte sich Kistner aber an das alte Stofftier und an ein Holzschaukelpferd. Die beiden Utensilien hat er seinem Geschäftsführer, Gerhard Mayer, für ein Schaufenster überlassen. «Das hat auch schon gewirkt», sagt Mayer. Die Spielsachen haben Engländer und Amerikaner dazu veranlasst, einige Kataloge über historische Spielwaren zu kaufen, sagt er.
Die Hände in die Hüften gestemmt, steht Dragan Spirkovski vor einem Kaufhof-Schaufenster im Wollengässchen, dem Verbindungsweg zwischen Pfannenschmiedsgasse und Königstraße. Der Dekorations-Chef des Kaufhauses ist stolz auf die rund 80 Meter lange Schaufensterfront, spricht von der «Schokoladenseite» des Kaufhauses. Dahinter: brandneue Produkte aus dem Hause Carrera, Playmobil, Lego oder Hello Kitty. «Für jedes Fenster haben wir drei bis vier Tage gebraucht», sagt er.
Blitzblanke Toiletten
Dass die Kasse klingelt, hofft auch Albert Wehrung. Doch in seiner Porzellanschale blinkt am frühen Nachmittag erst eine 50-Cent-Münze. Der Mann aus Fulda hat nicht direkt etwas mit Spielwaren zu tun. Er sorgt sich um die Hygiene des Toiletten-Anhängers, der gleich neben dem Wetterhäuschen und gegenüber der Lorenzkirche steht. Zur Spielwarenmesse hat - ähnlich wie zum Christkindlesmarkt - ein Schausteller wieder einen Grill mit spitzdachiger Holzhütte aufgestellt und die Klos dazugestellt.
Auch der 71-jährige Reinigungs-mann zeigt sich stolz - auf seine «Auszeichnung für hervorragende Leistung», die ihm die «Akademie für Sauberkeit im Hygienebereich» verliehen hat. Dieses Zertifikat hat er in Kopie an die Wand des Anhängers gepinnt. «Das darf ruhig jeder sehen, denn in einer Toilette muss es aussehen wie in einer Küche», sagt er.
Auf der anderen Seite der Lorenzkirche, auf dem Lorenzer Platz, hängt einer gut zwei Meter hohen, grimmig blickenden Spielfigur der Speer schlaff herunter. Der mit Luft aufgeblasene Wächter lädt Kinder zur Lego-Station ein. Fällt der Kompressor aus, würde auch das kathedralenhafte Zelt nebenan langsam in sich zusammensacken. In der aufgepumpten Station starrt die dreijährige Giulia auf einen grünen Lego-Boden, den sie mit Bausteinen bestückt. «Das wird ein Flugzeug», sagt sie.
Einen Meter weiter machen sich fünf Jungs über einen Haufen roter Steck-Steine her und ziehen unter Anleitung von Marcel Bonitz eine Mauer hoch: Das, so der Lego-Mitarbeiter, wird ein einziger, großer Lego-Stein mit einer Höhe von 2,20 Metern. «Dafür werden die Kinder 50 000 kleine Steine verbauen», sagt der 33-Jährige. In etwa zwei Tagen, je nach dem, wie viele Kinderhände in dieser Zeit daran schaffen, wird der Stein-Riese im Zelt stehen, schätzt Bonitz.
Längere Öffnungszeit
Am Samstag lohnt sich ein ausgiebiger Stadtbummel. Denn die Geschäfte in der Innenstadt haben zwei Stunden länger offen als üblich (bis 22 Uhr). Auch im Franken-Center sind die Geschäfte bis 22 Uhr geöffnet. Schließlich liegt das Center nur drei U-Bahn-Stationen vom Messegelände entfernt.