Statt "Lichtenreuth": Nürnberg sucht Namen für neues Stadtviertel
25.2.2021, 05:51 UhrMomentan braucht man viel Phantasie, wenn man auf dem 90 Hektar großen Areal bei der Brunecker Straße und am Hasenbuck entlang läuft. Dass hier einmal eine große Wohnsiedlung entsteht, kann man nur ahnen. Die ersten ehemaligen Bahn-Flächen sind abgeräumt, die Böden ausgetauscht und teilweise schon Gräben ausgehoben: Nun beginnt die Erschließung mit Kanalrohren.
Hier sind Häuser für insgesamt 5000 Menschen geplant, auch einen großzügigen Park will man als "grüne Lunge" anlegen. Und in wenigen Jahren sollen bis zu 6000 Studenten Vorlesungen und Seminare in der neuen Technischen Universität besuchen.
Bildungscampus des Freistaats
Der Immobilienkonzern Aurelis hat das Mega-Projekt entwickelt und etliche Grundstücke bereits an Baufirmen veräußert. Der Freistaat hat 37 Hektar für den Bildungscampus gekauft.
Aurelis hat das entstehende Viertel - gemeinsam mit einer Nürnberger Agentur - "Lichtenreuth" benannt. "Die Agentur hat sich umfänglich mit der Historie befasst", sagt Aurelis-Sprecher Stefan Sagner, "wir glauben, dass der Name von der Bevölkerung gut angenommen wird. Er soll für die Bewohner des künftigen Viertels identitätsstiftend sein." Aber wenn die Stadt die Bezeichnung ändern wolle, könne sie dies natürlich tun.
SPD: Name soll zukunftsweisend sein
"Lichtenreuth ist ein Kunstbegriff, der historisch unzutreffend ist und nicht passt", bemängelt SPD-Fraktionsvorsitzender Thorsten Brehm. Der Anhang "Reuth" stehe für gerodeten Wald. Das stimme aber für das Areal nicht, das die Bahn viele Jahrzehnte als Südbahnhof genutzt hat.
Dieter Linz ist am Südbahnhof aufgewachsen
Brehm wünscht sich eine Bezeichnung, die auf die Zukunft ausgerichtet ist. Er regt einen Wettbewerb zur Namensfindung an, an dem sich die Bürger beteiligen. Eine Jury könnte die Vorschläge sichten, der Stadtrat anschließend entscheiden. "Wir haben auch intern gehirnt, aber wir sind auf nichts wirklich Überzeugendes gekommen", räumt Brehm ein.
"Wie ein fränkisches Bauerndorf"
Es ist schwierig, etwas Prägnantes, Zündendes zu finden. Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich hält es daher für gut, die "Schwarmintelligenz der Nürnberger zu nutzen". Er findet den Projektnamen "Lichtenreuth" ebenfalls nicht passend: "Es entsteht dort ein modernes, sehr schönes Quartier. Warum man es wie ein fränkisches Bauerndorf benennen soll, erschließt sich mir nicht."
Auf einem Katasterplan aus dem Jahr 1821, der im Stadtarchiv liegt, ist die Gegend als "Forstrevier Untermail" ausgewiesen. In diesem Forstrevier sind mehrere kleinere Bereiche separat bezeichnet, darunter beispielsweise „Oberes Kümmellaible“. Ob dies als treffende Bezeichnung für ein modernes, innovatives Stadtquartier gelten kann? Eher nicht.
Die Behörde von Wirtschaftsreferent Michael Fraas führt die Liste für künftige Straßenbenennungen. Für die offizielle Benennung des Stadtteils ist er nun ebenfalls zuständig. Ein sehr seltener Vorgang, wie er anmerkt. Der CSU-Politiker fände es treffend, wenn das entstehende Uniquartier im neuen Viertelnamen deutlich würde. "Wir werden die Siedlung durch Stadtratsbeschluss nach dem noch zu findenden Namen benennen", merkt Fraas an, "wir machen das einfach."