Streit um verkaufsoffene Sonntage in Nürnberg schwelt weiter

2.7.2020, 05:24 Uhr
Zehntausende strömen bei verkaufsoffenen Sonntagen für gewöhnlich durch Nürnberg.

© Günter Distler Zehntausende strömen bei verkaufsoffenen Sonntagen für gewöhnlich durch Nürnberg.

Gegen den Vorstoß von Bürgermeistern und Landräten für eine Reihe von verkaufsoffenen Sonntagen machen nach dem DGB jetzt auch die Dekane der christlichen Kirchen in der Region Front. In einer ausführlichen Erklärung verlangt die "Sonntagsallianz" aus Gewerkschaften und Kirchen, die "Sonntagsruhe zu bewahren und nicht zu verramschen".

Bisher sind verkaufsoffene Sonntage nur zu besonderen Anlässen wie etwa dem Nürnberger Altstadtfest oder der Fürther Kirchweih zulässig. Wie diese fallen – nach gegenwärtiger Rechtslage – auch die Ladenöffnungen an Sonntagen der Corona-Pandemie zum Opfer.

DGB verweist auf das Grundgesetz

Dass der stationäre Einzelhandel leidet, bestreiten die Kirchenvertreter der beiden großen Konfessionen aus Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach und Ansbach keineswegs. Die Corona-Krise habe die Probleme durch die verstärkte Nutzung von Online-Angeboten weiter verschärft. Doch ließen sich die Pandemie-Folgen durch Ladenöffnungen an Sonntagen nicht annähernd ausgleichen. Vor allem aber sei der Sonntag "als gemeinsamer Ruhetag Ausdruck einer durch das Grundgesetz geschützten sozialen Norm und kein Reparaturtag", betont DGB-Regionsgeschäftsführer Stephan Doll.

Die Kirchenvertreter geben zudem zu bedenken, dass sich die Arbeitsbelastung der Angestellten eher noch verschärft habe. "Man kann nicht auf der einen Seite den Angestellten im Einzelhandel applaudieren und bessere Arbeitsbedingungen fordern und auf der anderen Seite die Regelung zum Schutz des freien Sonntags infrage stellen", so die Dekaninnen und Dekane. Statt den Sonntag zu "opfern", müsse die Attraktivität der Innenstädte gesteigert und vor allem das Einkaufsverhalten der Kundinnen und Kunden überdacht werden. Zudem bliebe das Einkaufserlebnis auch sonntags eingeschränkt, da das Einkaufen auch dann nur mit Maske möglich wäre.

 

Corona habe die Bedeutung des "Aufeinander-Achtgebens" bewusstgemacht. "Deshalb müssen wir für die Beschäftigten im Handel sorgen", meint Barbara März von der katholischen Betriebsseelsorge, "sie brauchen Zeit für und mit ihren Familien und um sich von den Strapazen zu erholen und ihre ,Akkus‘ aufzuladen und weiter gesund zu bleiben.


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