Surfen bis zum Sonnenaufgang

28.03.2009, 00:00 Uhr
Surfen bis zum Sonnenaufgang

© Linke

Davon, dass dem nicht so ist, kann man sich im Internetcafé «flat-s» überzeugen. «Unser Geschäft boomt», erzählt Jefferyn Prell, der hier seit drei Monaten arbeitet. Das Kundenspektrum ist breit: «Vom Geschäftsmann bis zu einem vom Straßenkreuzer, der immer nachts kommt, haben wir alles.» Möglich ist das durch die Lage im Hauptbahnhof und den hauseigenen Dreischichtbetrieb. «Seit sieben Jahren war die Tür da vorne nicht mehr geschlossen», betont Jefferyn und erzählt die Geschichte, wie damals eine Bedienung ihren Schlüssel verlor. Seitdem ist immer geöffnet, vorher war ab 23 Uhr Schluss.

Partylöwen gehen nach der Disko ins Internet-Café

Das ist natürlich über den reinen Internetbetrieb hinaus sehr attraktiv. Hinter dem Tresen weist nämlich Jefferyn den Besuchern nicht nur ihre Rechner zu. Dort schenkt er auch aus und das manchmal kräftig. «Zwei- bis Dreimal pro Monat kommen so viele Leute, dass keine Gläser mehr da sind. Da ist die Hölle los.» Hochbetrieb herrscht oft am Wochenende, bis spät in die Nacht hinein. Viele Leute kommen dann erst nach fünf Uhr, wenn die Diskotheken schließen. «Die trinken hier weiter», erzählt Jefferyn. Die Mitarbeiter hingegen haben auch außerhalb der Arbeitszeit im flat-s generell Alkoholverbot, betont er.

Doch auch, wer wirklich nur ins Internet will, ist im flat-s mit mehreren Dutzend ordentlich ausgerüsteten Rechnern gut bedient. Neben reinem Surfen sind einige davon auch mit gängigem Spieleangebot wie World of Warcraft oder Counter-Strike ausgetattet. Mit vier Euro pro Stunde im Internet ist das flat-s allerdings nicht billig, das gibt auch Jefferyn zu und verweist auf die Lage im Bahnhof und die Öffnungszeiten. Niedriger Preis alleine scheint auch wirklich nicht zu helfen: «Ich kenne einen aus Fürth, der hat vor einem Jahr Pleite gemacht, obwohl die Stunde nur einen Euro gekostet hat», sagt er.

Wie das krasse Gegenteil zum flat-s erscheint das CyberCafé42 im Ökumenischen Gemeindezentrum Thon in der Cuxhavener Straße. Dort kann man an drei Abenden in der Woche kostenlos surfen. «Es kann jeder kommen. Das CyberCafé42 ist als allgemeine Jugendeinrichtung gedacht», erklärt Peter Stehle, 17. Er und Kristof Krogloth, 18, betreuen als Teil eines größeren Teams das Angebot in den Jugendräumen des Gemeindehauses jeden Donnerstagabend. Doch nicht alle Besucher sind, wie sie selbst, auch Mitglied in einer der zwei Partnergemeinden des Ökumenischen Zentrums, betonen die beiden.

Das CyberCafé42 bietet neben vier Rechnern zum Surfen auch Billard, Dart und Kicker. Die eigentlichen Highlights der Austattung sind aber eine große Leinwand mit Beamer und zwei «Tanzmatten», wie sie Kristof und Peter nennen. Auf diesen Sensormatten befinden sich mehrere Felder mit Pfeilen, zwischen denen man hin und her springt. Auf der Leinwand läuft die Spielesoftware, die anzeigt, wohin gehüpft werden muss. Den Takt dazu liefert Musik. Das kann mit der richtigen Geschwindigkeit ziemlich anstrengend werden. «An den Tanzmatten haben wir ewig gebaut», sagt Kristof. Aus den USA stammend und hierzulande weniger verbreitet, können sie eigentlich nur mit einer Spielekonsole betrieben werden. Im CyberCafé42 läuft die Software aber auf einem PC. Gelungen ist das nur durch die Tüfteleien des Teams, das momentan rund acht bis zehn aktive Mitglieder umfasst. «Wenn was kaputtgeht, das man selbst machen kann, dann machen wir das auch selbst», sagt Kristof.

Doch auch wenn etwas Neues angeschafft werden muss, gibt es keine Probleme, wie Peter betont. Finanziert wird die Ausstattung des CyberCafé42 aus der Jugendkasse des Ökumenischen Gemeindezentrums.

Bisher war das auch nicht umsonst. Obwohl es schon Zeiten gab, «wo wochenlang keiner kam», wie Peter sagt, machen die beiden hinsichtlich der Zukunftsaussicht einen positiv gestimmten Eindruck. Grund dazu besteht auch, feiert doch das CyberCafé42 heute Abend ab 18.30 Uhr schon seinen elften Geburtstag.

Am 29. März wird eine Dokumentation der Medienwerkstatt Franken zum Thema Internetcafés gesendet: 19 Uhr, Franken TV

21 Uhr, Franken TV und Franken Sat

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