Gründungs-Vizepräsidentin im Portrait
Technische Uni Nürnberg: Das ist die Vizepräsidentin Isa Jahnke
22.4.2022, 16:01 Uhr"Ich bin das, was ich mache." Um zu verstehen, was Isa Jahnke mit diesem Satz meint, muss man einen Blick auf ihren langen Lebenslauf werfen. Sie ist viel rumgekommen in ihrer beruflichen Karriere, die im Ruhrpott Ende der 90er Jahre begann. Nach ihrem Diplom in Sozialwissenschaften an der Universität Wuppertal promovierte Jahnke 2005 an der TU Dortmund im Fachbereich "Informatik und Gesellschaft".
Wie Wissen vermittelt werden kann, in welcher Form und Methodik, das ist Jahnkes Spezialgebiet. Sie verbindet Informatik mit Pädagogik, Psychologie mit Technologie. Die Interdisziplinarität der Bereiche, ist bis heute ihr Steckenpferd geblieben.
Um herauszufinden, warum Jahnke das macht, was sie tut, muss man an die Anfänge ihrer schulischen Laufbahn zurück. Aufgewachsen ist Isa Jahnke in Velbert-Langenberg, zwischen Düsseldorf und Dortmund, in einer klassischen Arbeiterfamilie, wie sie es nennt. Die Chance zu studieren, blieb den Eltern verwehrt, dennoch gaben sie ihrer Tochter mit, was sie selbst nicht hatten: die Chance auf Bildung, Freiheit und Eigenständigkeit. "Meiner Mutter war wichtig, dass ich einen Schulabschluss mache, um von keinem Mann abhängig zu sein", erzählt sie.
Sie hat gerne gelernt, hatte Spaß daran, neue Dinge kennenzulernen, zu erforschen. Unterhält man sich mit Jahnke über ihre Schul- und Studienzeit, fällt jedoch immer wieder der Satz: "Du schaffst das nicht." Als Kind, Schülerin, Studentin und sogar noch als Erwachsene habe sie diesen Satz immer wieder gehört, "er hat mich ständig begleitet", sagt sie.
In der 4. Klasse, als sie mit schulischen Problemen zu kämpfen hatte, merkte sie, dass sie sich da "alleine durchkämpfen musste, weil keiner da war und mir zur Seite stand". Sie kämpfte sich durch, wechselte von der Realschule aufs Gymnasium. Auch im Studium, vor einer großen Klausur, hörte sie auch von ihrem Mitbewohner den Satz, sie würde die Prüfung nicht schaffen. "Das war der Moment in dem ich mir dachte: Jetzt erst recht!"
Dass so viele Menschen aus ihrem Umfeld nicht an sie geglaubt haben, hat sie geprägt. "Ich wollte immer perfekt sein, aber das ist kein gutes Ziel im Leben", sagt Jahnke. In dieser Zeit wuchs eine ihrer größten Stärken heran: ihre Wissbegierde. Das kennenzulernen, von dem sie bis dato noch keine Ahnung hatte, treibt sie bis heute an. "Ich habe unter diesen ganzen Nein-Sagern die Wissbegierde gebraucht, um voran zu kommen", sagt sie.
Und Isa Jahnke kam voran. Nach Stationen an der Ruhr-Universität Bochum und einer Juniorprofessur an der TU Dortmund kehrte sie Deutschland für zehn Jahre den Rücken, um im Ausland zu lernen, wie anderswo gelernt wird. Im schwedischen Umea lehrte sie von 2011 bis 2015 Erziehungswissenschaft und untersuchte den Einsatz von Tablets im Unterricht und verglich skandinavische und deutsche Didaktik-Ansätze. Bei ihrer zweiten Auslandsstation an der University of Missouri im US-Bundesstaat Columbia forschte sie bis 2021 zu digitalem Lerndesign und Lerntechnologien.
"Woanders hinzugehen war für mich immer eine Weiterbildung, in beruflicher und persönlicher Hinsicht", sagt Jahnke. Heute gilt sie als Koryphäe auf dem Gebiet der digitalen Lernmethoden. Ihr angesammeltes Wissen weckt Begehrlichkeiten. Nach ihrer Rückkehr aus den USA bekam sie mehrere Angebote deutscher Universitäten. "Ein Luxus, einen neuen Weg einzuschlagen", wie sie es nennt. Entschieden hat sie sich für die Technische Universität Nürnberg, deren Gründungs-Vizepräsidentin sie seit Anfang 2022 nun ist.
An der TU Nürnberg ist sie für den Aufbau eines digitalen Lerncenters verantwortlich. "Ich möchte das Beste der anderen Universitäten und Lernsysteme rauspicken und hier in Nürnberg implementieren", erklärt sie ihren Plan. Das sei auch der Grund für ihren Wechsel nach Franken gewesen. "Hier kann ich das, was ich im Laufe der Jahre gelernt habe, zum ersten Mal umsetzen und zum Leben erwecken", sagt sie. Für sie ist die Berufung an die TU Nürnberg eine "einmalige Chance". Jahnke hat über die Jahre viel gelernt - an der TU Nürnberg können schon bald die Studierenden von ihr lernen.
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