Überstürzte und spontane Geburten: "Der Körper kann das"
13.2.2021, 05:56 UhrEigentlich gehört in eine Kliniktasche zur anstehende Geburt auch so etwas wie Müsliriegel. Ein paar Snacks, um zwischen den Wehen Kraft tanken zu können. Schließlich bringt so eine Geburt meist viel Wartezeit mit sich.
Manchmal geht es aber auch ganz schnell - und ziemlich spontan. Am Freitagmorgen hat eine wohnsitzlose Frau ihren Säugling alleine und bei eisigen Außentemperaturen zur Welt gebracht. Als die Polizisten zur Hilfe eilten, lag das Mädchen schon in den Armen der Frau. Wie kann so etwas sein?
Überstürzte Geburten machen deshalb Schlagzeilen, weil sie nicht allzu oft vorkommen. Der Begriff "Sturzgeburt" beschreibt im Übrigen genau das, was der Name vermuten lässt. Das Baby stürzt förmlich aus dem Geburtskanal und fällt zu Boden.
Bei einer überstürzten Geburt hingegen handelt es sich um eine zügige, ungeplante Geburt, die in wesentlich kürzerer Zeit geschieht als es die Regel ist. Manche Frauen halten ihre Babys schon etwa 25 Minuten nach Einsetzen der Wehen in den Händen. Andere sogar nach noch kürzerer Zeit.
Die Ausnahme der Regel
In Klinikum Nürnberg kommt das eher selten vor. Oberarzt Dr. Wolfgang Köhler ist Bereichsleiter für Spezielle Geburtshilfe: "Wir sehen es ein bis zwei Mal im Monat, dass eine Frau, die ihr Kind bei uns entbinden will, ihr Baby noch zuhause oder auf dem Weg zu ins Klinikum zur Welt bringt."
Bei insgesamt etwa 300 Geburten im Monat sei das also eine Ausnahme. Im Durchschnitt dauert es etwa acht bis 14 Stunden, bis ein Baby auf die Welt kommt.
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Warum manche Frauen eine überstürzte Geburt erfahren, sei nicht so einfach zu beantworten. Hebamme Katharina Nischik vom Klinikum Nürnberg erklärt: "Es ist nicht so, dass es bei Frauen, die schon ein Kind auf die Welt gebracht haben, beim zweiten Kind unbedingt schneller geht. Man kann auch nicht sagen, dass kleinere Kinder schneller kommen und größere langsamer. Das ist ganz individuell."
Geburt geschah auf der Wiese vor der Klinik
Das Problem bei überstürzten Geburten ist, dass es Frauen manchmal nicht mehr ins Krankenhaus schaffen. So ging es zum Beispiel einer Nürnberger Mutter im Jahr 2012. Der Nachwuchs erblickte auf der Wiese vor dem Südklinikum das Licht der Welt - die Tür zur Notaufnahme schon in Sicht.
2017 gebar eine Frau in Roth innerhalb weniger Minuten ein Kind in einer Frauenarztpraxis. Sie konnte der Gebärenden "gerade noch die Jeans und den Slip runterreißen, da ist mir das Baby schon in die Hände geflutscht", erzählte die behandelnde Gynäkologin damals.
In diesem Jahr ist ein Junge im Anflug auf das Klinikum Osnabrück in etwa 150 Metern Höhe in einem Rettungshubschrauber zur Welt gekommen. Doch: Bei diesen Beispielen war medizinisches Personal in der Nähe.
"Der Körper kann das"
Geburten ohne jegliche Hilfe sind da schon ganz anders zu bewerten. "Die wenigsten Frauen entscheiden sich bewusst dafür, ein Kind ganz allein auf die Welt zu bringen. Der Hebammen-Beruf ist nicht umsonst einer der ältesten Berufe der Welt," sagt Hebamme Katharina Nischik.
Hebammen und Begleitpersonen können der Schwangeren Hilfe und Sicherheit bieten. Denn: "Es ist gut, wenn einen jemand bei der Geburt begleitet, weil man den Verlauf nie ganz abschätzen kann, auch wenn anfangs alles gut läuft."
Trotz Corona: Vater darf bei der Geburt dabei sein
Letztendlich kann es trotz allem passieren, dass sich der Nachwuchs im Auto, zuhause oder sogar in einem Flugzeug auf den Weg macht. Der Oberarzt Dr. Wolfgang Köhler erklärt dazu: "Eine spontane Geburt ist eine ganz natürliche Sache. Wenn die Frau gesund ist und keine Risikofaktoren hat, bringt eine spontane Geburt nicht per se Gefahren mit sich. Der Körper kann das." Für Babys sei eine spontane Geburt auf jeden Fall besser als ein Kaiserschnitt, so der Arzt.
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