Verleihung der Nürnberger Kulturpreise
25.11.2015, 15:30 UhrWenn man die sechs Ausgezeichneten unter einen Hut bringen wollte – was natürlich nicht geht – dann könnte man sagen: Alle Geehrten verfolgen doch ihren sehr eigenen Weg, den sie recht geradlinig beschreiten. Dafür bietet Nürnberg, so scheint‘s, die optimalen Voraussetzungen. (Jazz-)Klarinettistin und Komponistin Rebecca Trescher meinte etwa über die Arbeitsbedingungen vor Ort: „Hier kann ich mich auf meine Dinge voll konzentrieren. In Köln oder Berlin wäre ich wahrscheinlich dem dortigen Überangebot völlig erlegen und jeden Abend in einem anderen Konzert.“
Für den Meister der Millionen Punkte, den Hinterglasmaler Thilo Westermann, ist es sicher auch kein Standort-Nachteil, dass sich der qualitativ führende internationale Bleistift-Hersteller in unmittelbarer Nähe befindet. Auch die Filmemacherin Ullabritt Horn entdeckte viele ihrer Doku-Themen vor Ort: Zum Beispiel den Aktionskünstler Olaf Metzel („Ge-Metztel am Hauptmarkt“), den Lebenskünstler Giorgio Hupfer („Herz und Stern“), das jüdische Ehepaar Aufochs oder jüngst Benjamin Ferencz, den letzten noch lebenden Chefankläger eines der „Nürnberger Prozesse“, den sie sensibel in „A man can make a difference“ portraitierte.
Dass sie nun mit fast sechzig Jahren eines Nürnberg-Stipendiums für würdig befunden wurde, kommentierte sie lakonisch wie ironisch: „Frau lernt nie aus.“ Darüber hinaus warb sie leidenschaftlich für das Format der echten Dokumentation, die sich von den inszenierten Doku-Soaps, die derzeit medial in Mode sind, inhaltlich und formal wesentlich unterscheide.
Kulturreferentin Julia Lehner bekannte, dass Nürnberg als Heimat für die Kunstszene „immer auf Kredit arbeitet und die Stadt ein bisschen als Hochstaplerin unterwegs ist.“ Auf die konkrete Frage des souverän durch den Abend steuernden BR-Moderators Thomas Viewegh, wie es die Kommune denn mit der Bewerbung als Europäische Kulturhaupt halte, meinte Lehner: „Fragen Sie mich das im nächsten Jahr wieder. Das sparen wir aus.“ So schaut eben (Kultur-)Politik in der Stadt aus: weitgehend diskussionsfrei.
Mit einer Text-Klang-Collage stellte sich Lyriker Christian Schloyer vor, während Gitarrist Klaus Jäckle sein Können in einem Virtuosenstück von Johann Kaspar Mertz zeigte. Bliebe noch der angejahrte Alt-Dada-Charme des Borgo-Ensembles und seines Chefs Reiner Bergmann, die das Programm abrundeten.
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