Vor 50 Jahren wurde NS-Tribüne in Nürnberg gesprengt

7.6.2017, 05:54 Uhr
Am 8. Juni 1967 wurde die erste von zwei Sprengladungen an der Zeppelintribüne gezündet. Die Aktion misslang teilweise: 17 Säulen blieben stehen. Außerdem fiel der Schutt nicht wie geplant hinter die Tribüne, sondern auf die Stufen.

© NN / Hans Kammler Am 8. Juni 1967 wurde die erste von zwei Sprengladungen an der Zeppelintribüne gezündet. Die Aktion misslang teilweise: 17 Säulen blieben stehen. Außerdem fiel der Schutt nicht wie geplant hinter die Tribüne, sondern auf die Stufen.

Die Stadt gab Baufälligkeit und Gefährdung der öffentlichen Verkehrswege als entscheidende Gründe an. Doch dies überzeugte keineswegs alle Beteiligten. Manche sahen darin eine willkommene Begründung, um ein weiteres Stück der NS-Vergangenheit "auszumerzen".

Die Aktion klappte allerdings nicht wie im Lehrbuch: Der Schutt sollte eigentlich hinter die Tribüne fallen, um problemlos abgefahren zu werden. Die schweren Steinbrocken stürzten jedoch auf die Treppenstufen: Meterhoch lagen die Bruchteile herum. Eine weitere Panne: Bei der ersten Explosion waren 17 Pfeiler der Ostgalerie stehen geblieben. Der Sprengmeister musste abends also noch einmal nacharbeiten.

 Bei der Beseitigung der Westgalerie tags darauf fiel dann zwar alles gleich beim ersten Mal in sich zusammen. Doch auch hier polterte der Sandstein auf die Treppen anstatt hinter die Tribüne. Das war insofern wichtig, als die Stadt den Schutt schnellstens beseitigen wollte — denn sie hatte dem Motorsport-Club Nürnberg verbindlich zugesagt, dass der Verein sein Internationales Norisring-Rennen Anfang Juli durchführen könne.

Viele Nürnberger hatten gefordert, die Säulengalerie für 570.000 Mark ausbessern zu lassen, statt sie für 83.000 Mark abzureißen. Die Sanierung der ganzen Tribüne wurde damals auf drei Millionen Mark veranschlagt.  Zum Vergleich: Heute sind 73 Millionen Euro im Gespräch, um das bauliche Relikt aus der NS-Zeit verkehrssicher zu erhalten. Ein Teil dieses extremen Kostensprungs dürften neben der jahrzehntelangen Vernachlässigung der Bausubstanz auch der Sprengung von 1967 geschuldet sein.

 Vor 50 Jahren kochten die Gefühle in der Bürgerschaft hoch: Ein Anrufer kündigte der Lokalredaktion ein Attentat auf die Verantwortlichen an. In Leserbriefen an die Zeitung wurde Wochen zuvor schon die Rücknahme des Stadtratsbeschlusses und der Erhalt der NS-Erbstücks gefordert.  

Mit dem Aufräumen der Trümmer war man gut beschäftigt. Die Arbeiter mussten Überstunden machen, um den Schutt rechtzeitig zum Start des Norisring-Rennens Anfang Juli zu beseitigen. Das ist letztlich gelungen: Vor 50 000 Zuschauern starteten die windschnittigen Rennautos, die Steintribüne war bis zum letzten Platz besetzt.                     

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