Weltmeister an Steirischer Harmonika kommt aus Fürth
27.11.2016, 10:33 UhrSchon mit sieben Jahren übt Aleksander Pacek täglich stundenlang, obwohl er noch gar keine Noten lesen kann. "Ich habe nach Gehör gespielt und mir alles selbst beigebracht, bis es ging", erinnert sich der 37-Jährige. Mit neun Jahren geht er doch in eine Musikschule – immerhin zwei Jahre, dann ist Schluss. "Ich kann dir nichts mehr beibringen", eröffnet ihm sein Lehrer.
Im Mai 1979 wird Aleksander Pacek in Fürth in eine überaus musikalische Familie geboren. Die Eltern stammen aus Slowenien, sein Vater hat acht Geschwister. Sie alle spielen Steirische Harmonika oder Akkordeon. Während auf einem Akkordeon beim Ziehen und Drücken einer Taste der gleiche Ton erklingt, kommen bei der Steirischen Harmonika je nach Zug und Druck immer andere Töne heraus.
Sobald Pacek seine Steirische in der Hand hat, scheint er ganz mit sich im Reinen zu sein. Ein Lächeln erobert sein Gesicht und verschwindet erst, wenn er den letzten Ton gespielt hat. Das Dauerlächeln hat er sich allerdings erst antrainieren müssen, verrät Pacek: "Man sollte sich nichts anmerken lassen, auch wenn mal ein Ton danebengeht."
WM-Titel in Österreich
Am größten Tag seines Musikerlebens ging allerdings nicht nur ein Ton daneben. Monatelang hatte sich Pacek intensiv auf die Weltmeisterschaft 2001 im österreichischen Schenkenfelden vorbereitet – und dann das: "Ich habe in die Tasten gegriffen und die ersten sechs Töne voll verhauen. Das war viel zu tief", erinnert er sich. Also hört der 22-Jährige auf zu spielen, entschuldigt sich bei der Jury und bittet darum, von vorne beginnen zu dürfen.
Im zweiten Anlauf läuft alles glatt. Wie schon bei seinem Junioren-EM-Titel, den er mit 14 holt, setzt er auf ein Potpourri slowenischer Volkslieder und überzeugt die Jury vor allem mit seiner Fingerfertigkeit und Schnelligkeit. Er selbst bekommt von seinem Erfolg zunächst aber gar nichts mit und setzt sich im Glauben, alles "verspielt" zu haben, frustriert ins Auto: "Wir hatten am gleichen Tag noch auf dem Pyraser Bierfest vor 10.000 Menschen zu spielen."
Als ihm dort sein Förderer Gerhard Walter die freudige Nachricht vom Gewinn der WM überbringt, "bin ich drei Meter in die Luft gesprungen", erinnert sich Pacek. Die Juroren hatten honoriert, dass er nach den Fehlgriffen freiwillig abgebrochen und um Entschuldigung gebeten hatte.
Fernsehauftritte und Konzerte im In- und Ausland
Mit dem WM-Titel im Gepäck erhalten die Oberkrainer Heimatbuben, die Aleksander 1992 mit Vater Branko und Bruder Marjam gründet und die später in wechselnder Besetzung touren, immer mehr Anfragen. Es folgen Einladungen im In- und Ausland sowie Fernsehauftritte und Konzerte an der Seite von Szene-Größen wie Florian Silbereisen.
Die Freude am Spielen hat sich Pacek, der sich als gelernter Konditor aufgrund einer Mehlstauballergie vor sieben Jahren zum Außen- und Großhandelskaufmann umschulen ließ, über all die Jahre bewahrt. Heute ist aber nicht nur seine Frau Danijela, mit der er seit vielen Jahren in Nürnberg wohnt, froh, dass sich die einst 120 Auftritte pro Jahr auf 30 bis 40 reduziert haben.
"Früher hatte ich manchmal drei Termine an einem Tag. Jetzt habe ich das Ganze auf Hobbygröße zurückgeschraubt und mache nur noch, worauf ich wirklich Lust habe." So tritt das Multitalent – Pacek spielt auch E-Bass, Gitarre und Keyboard – derzeit in verschiedenen Formationen auf, unter anderem mit Otto Krammer als "Steirer Wahnsinn".
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