Wer weiß bei der Schlacht der Bücher am meisten?
11.02.2010, 00:00 Uhr
«Auch wenn ich schon wusste, dass die Mädels alle sterben, habe ich mir ,The Virgin Suicides‘ ausgesucht», sagt Verena Forster. Bei der Lektüre von «Die Selbstmord-Schwestern» hat sich die Elftklässlerin gleich alle wichtigen Infos herausgeschrieben, um beim englischsprachigen Literaturwettbewerb die Fakten parat zu haben.
Lieber englische Originalausgaben
«Die Jungs waren von der Veranstaltung nicht so angetan gewesen», erzählt die 16-Jährige, die zum zehnköpfigen Mädchenteam des Neuen Gymnasiums gehört. Doch dieses bildete eher die Ausnahme in den sonst gemischten Gruppen. Die Schülerin liest seit ihrem einjährigen Aufenthalt in den USA lieber die englischsprachigen Originalausgaben, «die sind halt unverfälscht».
Anders Florian Lipok vom Scharrer-Gymnasium, das gleich mit zwei Teams bei «Battle of the Books» mit dabei ist. «Ich lese eher selten, das war jetzt eine gute Motivation», erzählt der 18-Jährige. Er hat Jeff Kinneys Comicroman «Diary of a Wimpy Kid», das hier unter dem Titel «Gregs Tagebuch: Von Idioten umzingelt» erschienen ist, gelesen - gleich dreimal in Folge.
Nur die Regeln auf deutsch
Die Erklärung der Regeln und die Eröffnungsrede des Schulbürgermeisters Klemens Gsell sind die einzigen Worte auf Deutsch, dann übernimmt die englische Sprache das Ruder. Schnelligkeit und Wissen sind gefragt. 160 Schüler in 16 Teams trumpfen bei dem Frage-und-Antwort-Spiel mit allerlei Fakten aus den vorgegebenen Büchern aus. Neben den drei Nürnberger Gruppen stellen sich auch Schüler, die beispielsweise aus Augsburg oder aus Marktheidenfeld bei Würzburg angereist sind, der Wissensschlacht.
Die Idee zu diesem Literaturwettbewerb stammt aus den USA, dort gehört der Wettbewerb längst zum Schulalltag. Die deutschen Spielregeln? Sie wurden nach dem amerikanischen Vorbild vereinfacht, immerhin handelt es sich um keine Muttersprachler. Während dort jeder Schüler alle zehn vorgegebenen Bücher liest, muss hierzulande jeder Gymnasiast lediglich zwei Werke kennen; je ein Schüler pro Gruppe ist der Experte für ein Buch.
Von 50 auf 150 Teilnehmer
Seit Oktober haben sich die Jugendlichen durch die amerikanische Literatur geschmökert. Eine bunte Büchermischung, die mit Klassikern und moderner Literatur aufwartet - in den Jahren von 1890 bis 2007 erschienen und von 100 bis zu 400 Seiten dick. Der Kultroman «On the road» (übersetzt: «Unterwegs») von Jack Kerouac aus den Fünfzigern bildete beim Lesen wohl die größte Herausforderung, meint Kathleen Röber vom Amerika Haus, das den Wettbewerb veranstaltete. Es sei schwierig zu lesen, «da es viele umgangssprachliche Wörter enthält, die man heute teilweise gar nicht mehr kennt».
Im Vorjahr feierte der Wettbewerb in Nürnberg seine Premiere. Damals beteiligten sich 50 Schüler aus ganz Bayern, inzwischen ist ihre Zahl auf 160 gestiegen. Dabei handele es sich um den größten englischsprachigen Lesewettbewerb Bayerns, weiß Röber.
Am Schluss machten die Eichstätter Schüler das Rennen. Als Preise winkten Büchergutscheine. Die drei Nürnberger Teams behaupteten sich im Mittelfeld.