Woher weiß ein Medikament, wo es wirken soll?

25.3.2012, 13:55 Uhr
Woher weiß ein Medikament, wo es wirken soll?

© Robert Kneschke/Fotolia.com

„Medikamente wissen eben nicht so genau, wo sie wirken sollen“, sagt Annette Sattler, Geschäftsführerin der Apotheken im Nürnberger Klinikum Nord und Süd. „Genau deshalb gibt es auch Nebenwirkungen.“

Die meisten Arzneien, ob als Tabletten, Pulver oder Saft, müssen erst einmal durch den Magen bis in den Darm gelangen. Das Blut nimmt ihre Wirkstoffe durch die Darmwand hindurch auf und verteilt sie im ganzen Körper. „Medikamente wirken dort, wo sie passende Rezeptoren, also Andockstellen im Körper, finden“, sagt Sattler. „Doch jeden Rezeptor gibt es bei mehreren Zellarten.“ Darum lindert eine Kopfschmerztablette auch Gliederschmerzen. „Sie verhindert den Zusammenbau von Hormonen, die für die Schmerzwahrnehmung verantwortlich sind – im ganzen Körper“, erklärt die Apothekerin.

Doch die selben Hormone regeln auch die Blutgerinnung und Magensaftproduktion. „Darum wirken Kopfschmerztabletten blutverdünnend und führen bei häufiger Einnahme dazu, dass sich der Magen quasi selbst verdaut“, sagt Sattler. Manchen Menschen wird darum übel, wenn sie Schmerztabletten schlucken.

Die Pharmaforschung versucht, Medikamente zu entwickeln, die gezielter wirken. „Bei modernen Asthmasprays ist das gelungen“, sagt Sattler. „Sie werden inhaliert und wirken daher direkt in den Bronchien.“ Bevor sich der Wirkstoff weiter verteilen kann, ist er bereits abgebaut. „Darum gibt es kaum Nebenwirkungen.“

Auch die Betäubungsspritze beim Zahnarzt wird an den Ort des Geschehens platziert. „Doch nicht einmal die weiß, was sie tut“, sagt Sattler. „Sie blockiert einfach alle Nervenbahnen.“ Und trifft dabei zum Glück auch die schmerzleitenden.

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