Tickets für Bus und Bahn

Zieht die VAG die Preise an? Was Nürnbergern ab 2023 droht

24.6.2021, 19:17 Uhr
Die Fahrt mit Bus und Bahn wird 2022 noch nicht teurer. 

© Claus Felix Die Fahrt mit Bus und Bahn wird 2022 noch nicht teurer. 

In den Sitzungen im Juni ging es oft hoch her im Stadtrat, standen da doch regelmäßig die Fahrpreise für den öffentlichen Nahverkehr auf der Tagesordnung. Dies war auch heuer der Fall – allerdings blieb es diesmal ruhig im Sitzungssaal, der Punkt provozierte keine Wortmeldungen. Das lag freilich auch daran, dass die Stadträte schon 2020 beschlossen haben, für die Tarifstufen A, also das Tarifgebiet Nürnberg/Fürth, in den Jahren 2021 und 2022 keine Preiserhöhungen vorzunehmen.


Allerdings geht die Stadtverwaltung davon aus, dass man die Ticketpreise ab 2023 wieder jährlich anpassen muss. „Der öffentliche Nahverkehr ist unterfinanziert“, sagt CSU-Fraktionschef Andreas Krieglstein, der sich ebenso wie sein SPD-Kollege Thorsten Brehm hier mehr Unterstützung von Bund und Land erhofft. Immerhin hat die Nürnberger Verkehrs-Aktiengesellschaft das Geschäftsjahr 2020 mit einem Verlust von 89,5 Millionen Euro abgeschlossen.

„Nicht überheben“

Das Delta gegenüber 2019, als die VAG ein Minus von 76,4 Millionen Euro verzeichnete, habe sicher mit Corona zu tun gehabt, berichtet Brehm. Aber man könne auch nicht alles auf die Pandemie schieben. „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht überheben.“ Man könne nicht neue Strecken bauen und Takte verdichten, aber andererseits dauerhaft auf zusätzliche Einnahmen verzichten.


Allerdings soll der Modus geändert werden, auf dem die Erhöhungen im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) künftig basieren. Bisher waren hierfür die sogenannten Atzelsberger Beschlüsse aus dem Jahr 2000 ausschlaggebend. Demnach analysierte man die Mehraufwendungen der Verkehrsunternehmungen, etwa wegen gestiegener Personal-, Energie- oder Materialkosten, und errechnete daraus die Preise. Das Verfahren geriet indes verstärkt in die Kritik.
Als Nachfolgeregelung soll künftig der VGN-Mobilitätsindex gelten. Die beiden zentralen Neuerungen dieses Modells sind, dass die Einkommensentwicklung der Bevölkerung bei der Berechnung der Preissteigerungen mitberücksichtigt werden soll.

Mehr Planungssicherheit

Zudem wird mehr Planungssicherheit für Unternehmen wie für die Fahrgäste in der Tarifentwicklung angestrebt. Die neuen Regeln sollen vorerst bis 2027 verbindlich sein.

Für dieses Modell habe es auch seitens der Arbeitnehmerseite im VAG-Aufsichtsrat breite Unterstützung gegeben, sagt Krieglstein. Er glaubt ohnehin, dass die Debatte über Preise dazu führt, dass die Würdigung des Angebots aus dem Blick gerät.

Der Chef der Rathaus-CSU ist überzeugt, dass der neue Mobilitätsindex, das geplante 365-Euro-Ticket für Jedermann und der Anfang des Jahres beschlossene Mobilitätspakt „drei starke Signale“ für die Bedeutung des ÖPNV darstellen.
Damit könnte die seit Jahren schwelende Debatte befriedet werden, hofft er. Dann würde es auch im Juni 2022 beim Tagesordnungspunkt VAG nicht hoch hergehen.

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