Zuspieler im fliegenden Wechsel

30.01.2010, 00:00 Uhr
Zuspieler im fliegenden Wechsel

© Zink

So steht in Spielregeln auf den Seiten des deutschen Volleyball-Verbands die wichtige Rolle und spezielle Aufgabe des Zuspielers erklärt.

Ein solcher Spieler muss es verstehen können, das Spiel zu lenken – deshalb ist es nicht leicht, ihn zu ersetzen. Doch genau vor diesem Problem sehen sich momentan die Herren des SV Schwaig. Die Probleme begannen schon zum Saisonauftakt, als klar wurde, dass Zuspieler Sascha Kucera die Mannschaft verlassen muss. Mit Dominik Egerer, einem Mann aus den eigenen Reihen, war Ersatz schnell gefunden. Doch Anfang Dezember musste er wegen einer Knorpelverletzung passen. Es folgte der 44-jährige Andrej Soloninkin, den Trainer Milan Maric ebenfalls aus den eigenen Reihen für das Spiel gegen Kriftel rekrutierte. Doch das sollte nur – sozusagen - eine Übergangslösung für den Übergang sein.

Eine etwas längerfristige Lösung scheint jedoch jetzt mit Hans-Peter Nürnberger gefunden zu sein. Der Kapitän spielte bisher in der Position des Außenangriffs und wechselt bis zur Genesung von Dominik Egerer in die Zuspielposition. «Hans-Peter ist am besten für die Position geeignet, er hat auch in seiner Jugend schon als Zuspieler gespielt», erklärt Maric seine Entscheidung. Einen neuen Spieler zuzukaufen, stand außer Frage, weil man das erstens nur bis Ende Dezember tun kann und weil zweitens wie so oft die finanziellen Mittel dafür fehlen.

Maric steht am Rand des Spielfelds in der Halle am Mittelbügweg und bereitet seine Spieler auf die Begegnung gegen den Tabellendritten Delitzsch vor. Ein Sieg muss heute dringend her, denn inmitten der Personalprobleme dürfen die Schwaiger Herren nicht vergessen, dass sie sich mitten im Abstiegskampf befinden. Die letzten vier Spiele wurden verloren, was wiederum auf das Personalproblem zurückzuführen ist. «Ein Volleyballteam ohne Zuspieler ist wie eine Fußballmannschaft, deren Torwart nicht mit den Händen den Ball berühren darf. Das Team ist dann einfach eingeschränkt handlungsfähig», sagt Maric nüchtern.

Auf der Tribüne sitzt Dominik Egerer und beobachtet genau seine Kollegen. Der Speditionskaufmann begrüßt die Personalentscheidung seines Trainers. «Ich finde, Hans-Peter macht seine Aufgabe sehr gut; er hat ein sehr gutes Ballgefühl. Es ist nämlich alles andere als leicht, in diese Position zu wechseln.»

Bis Ende Februar wird Egerer noch aussetzen müssen. Dann kommt die Reha und danach kann er langsam wieder mit dem Training beginnen. Die Chancen stehen nicht schlecht, bis zum Saisonende Mitte April wieder einsatzfähig zu sein. «Bis dahin unterstütze ich das Team so gut es geht, indem ich zu Heim- und Auswärtsspielen komme und manchmal im Training Tipps gebe», sagt Egerer.

Das Spiel ist inzwischen in vollem Gange. Die Schwaiger Herren sind motiviert und können dem Favoriten Paroli bieten. Auch die Abspreche innerhalb des Teams funktioniert fast immer. Die Mannschaften kämpfen um jeden einzelnen Punkt. Die Schwaiger Zuschauer sind aus dem Häuschen und feuern unermüdlich ihren Verein an. Aufbruchstimmung liegt in der Luft. Die Chancen stehen nicht schlecht, endlich mal wieder Punkte gegen den Abstieg aus der zweiten Bundesliga sammeln zu können.

Doch am Ende zeigt der GSVE Delitzsch die stärkeren Nerven und gewinnt im Tie-Break mit 3:2. Die Schwaiger Herren haben ein Volleyballmatch auf hohem Niveau gezeigt – trotzdem steht den Spielern nach den knapp zwei Stunden die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Doch ans Aufgeben denkt jetzt noch keiner, erst recht nicht Hans-Peter Nürnberger. «Es ist eine Riesenumstellung für mich, in die Position des Zuspielers zu wechseln, doch ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen und so gut es geht, dem Team zu helfen. Ich mache im Training viele Übungen, die irgendwann Früchte tragen werden.» Trainer Maric klopft dem Kapitän anerkennend auf die Schulter.

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