Konzert in der Opernakadamie

Ungewohnte Klänge von Walzerkönig Lehár

Johann Dechant

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20.5.2022, 13:00 Uhr
Pianistin Denette Whitter (links) und Sopranistin Fabienne Carry präsentierten unbekanntere Werke von Franz Lehár.

© Johann Dechant Pianistin Denette Whitter (links) und Sopranistin Fabienne Carry präsentierten unbekanntere Werke von Franz Lehár.

1870 in Ungarn geboren, wuchs Lehár in der österreichisch-ungarischen Monarchie auf. Wie Mozart galt auch er als musikalisches Wunderkind. Nach vier erfolglosen Opernkompositionen widmete er sich der Operette. Die „Lustige Witwe“, das „Land des Lächelns“ und „Giuditta“ wurden Welterfolge und Lehár zum letzten „Walzerkönig“ der silbernen Operettenzeit.

Die Schweizer Sopranistin Fabienne Carry eröffnete mit „Es war einmal ein Walzer“ das Konzert in der Opernakademie. Ihr strahlender Sopran vermittelte Walzerseligkeit. Gekonntes Spiel zeigte sie bei der vom Glück träumenden „Näherin“. Hier konnte man erkennen, dass Lehár Passagen daraus in das später geschriebene „Gold und Silber“ einfließen ließ. Sie sang „Ging da nicht eben das Glück vorbei“ so flott wie das Glück selbst, das ja oft so schnell verschwindet, wie es gekommen ist.

Erlebtes verarbeitet

Ein vielseitiges Werk komponierte Lehár mit gerade 18 Jahren: die „Fantasie für Klavier“. Denette Whitter stellte sie dem Publikum vor. Fulminante Klänge bezeugten Lehárs großes kompositorisches Talent, gelegentlich blitzten auch Einflüsse zeitgenössischer Kollegen auf. Lehár erlebte die beiden Weltkriege. In „Sibirische Nacht“, entstanden 1917, verarbeitete er Kriegsereignisse.

Melancholisch wirkte das Lied „Aus längst vergang’ner Zeit“, das Carry virtuos in Szene setzte. Bravourös war ihr Gesang bei „Sehnsucht, heimliches Verlangen“, ein Spätwerk des Komponisten, das seine Reife deutlich erkennen ließ. Whitter spielte das „Allegro con Brio“ aus der Sonate in F-Dur. Ebenfalls schon früh entstanden, zeigte sich hier der Trend zur Operette, Impressionen wie Vogelgezwitscher und schmeichelnde Weisen waren deutlich hörbar.

Bei „Die ganze Welt dreht sich 
um Liebe“ zündete die Sopranistin ein gesangliches Feuerwerk. Die Zugabe bekam das Publikum
mit dem „Wiener Lied“, in dem die Metropole als „Herz der Welt“ betitelt wurde, und dem berühmten „Vilja-Lied“ aus der „Lustigen 
Witwe“.

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