Nürnberger Foodtruck mit großem Herz für Arme

Irini Paul

NN-Lokales

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29.4.2021, 08:06 Uhr
Seit ein paar Wochen steuert der Foodtruck "Crunchy Crust" ein neues Ziel jenseits seiner Route an: das "QuarTier" für Obdachlose mit Hund.

© Michael Matejka, NNZ Seit ein paar Wochen steuert der Foodtruck "Crunchy Crust" ein neues Ziel jenseits seiner Route an: das "QuarTier" für Obdachlose mit Hund.

In Neapel gibt es eine schöne Tradition: den sogenannten caffè sospeso. Das bedeutet, man bestellt in einer Bar zwei Caffè (Espresso), trinkt aber nur einen. Dieser "aufgeschobene" Espresso oder "Espresso in der Warteschleife" ist aber keine Abzocke von Touristen. Es ist vielmehr eine Methode, Menschen das Nationalgetränk spendieren zu können, die kein Geld dafür haben – ohne, dass die betteln müssen. Der Espresso ist im Voraus bezahlt, der Wirt gibt ihn an den nächsten Bedürftigen aus.

Turkey and Beef

Bei Johannes Grünbeck bekommt man keinen Espresso. Er hat sich vielmehr auf Pulled Pork, Turkey und Beef in seinem Foodtruck "Crunchy Crust" spezialisiert. Seit Sommer 2018 ist der studierte Diplom-Geograph mit seinem orange-braunen Truck im Stadtgebiet unterwegs, versorgt hungrige Passanten und Bürokräfte oder steht auf Events. Normalerweise.

Seit ein paar Wochen steuert er ein neues Ziel jenseits seiner Route an: das "QuarTier" an der Bucher Straße. Die Einrichtung der Johanniter hat erst vor kurzem geöffnet und bietet Unterschlupf für Obdachlose mit ihren Hunden. Es ist ein wichtiger Ort für solche Menschen, für die das Haustier nicht selten der einzige Gefährte ist.

Als Johannes Grünbeck davon erfuhr, hat ihn das Thema berührt – und ihm kam die Idee, die Tradition des caffè sospeso auf seinen Foodtruck zu übersetzen. Sprich: Man bestellt eine zusätzliche Portion für einen unbekannten, bedürftigen Menschen, die dann Grünbeck entsprechend weitergibt.


In der Misere


Es sind mehr als nur Almosen. Es ist ein Akt der Solidarität von Grünbeck und seinen Kunden - die vor allem seine Stammgäste pflegen. Dass sie das "geschobene" Essen etwas günstiger bekommen, dürfte dabei kaum ins Gewicht fallen. Kann aber zumindest ein Anreiz sein, die Aktion zu unterstützen, die keine Selbstverständlichkeit ist.

Johannes Grünbeck gibt kostenlos Portionen an Bedürftige aus, die seine Kundschaft zuvor bei ihrer eigenen Bestellung spendiert haben.

Johannes Grünbeck gibt kostenlos Portionen an Bedürftige aus, die seine Kundschaft zuvor bei ihrer eigenen Bestellung spendiert haben. © privat

Denn wie alle anderen Gastronomen auch, bremst die Corona-Pandemie auch den 52-Jährigen massiv aus. Er merkt nicht nur, dass viele Menschen im Homeoffice arbeiten und sich dann eben nicht in der Mittagspause bei ihm anstellen. Schwerer wiegen abgesagte Caterings und Großveranstaltungen wie etwa die Blaue Nacht. Das hat ihm einen satten Umsatzverlust von 42,8 Prozent beschert, wie sein Steuerberater ausgerechnet hat.

Dennoch jammert er nicht, auch wenn da schon "viel privates Geld" zum Stopfen der Löcher aufgebraucht wird. "Es gibt einfach Menschen, die komplett durchs Raster fallen, die wenig oder nichts haben und von denen ich das Gefühlt habe, die Politik habe sie vergessen", sagt Grünbeck.

Er reiht sich ein in die Gruppe von Gastronomen, die selbst in der Pandemie ein Herz für andere bewiesen und beweisen. Sei es nun das kleine griechische Restaurant "Thalassa", das zu Weihnachten Essen an bedürftige Kinder lieferte, oder das Sternerestaurant "Essigbrätlein", das Anfang des Jahres kostenlos Eintopf für Arme gekocht hatte.

Noch muss Johannes Grünbeck nach Dienstschluss das QuarTier ansteuern, um die Menschen auch tatsächlich zu erreichen und ihnen das "geschobene" und vor allem frisch zubereitete Essen ausgeben zu können. "Mein Ziel ist es, dass auch andere Betroffene von diesem Hilfsangebot erfahren und dann zu mir an den Stand kommen, wo ich eben gerade stehe." Ob das nun Obdachlose oder Menschen mit Nürnberg Pass seien.

Doch so lange die Zeiten nicht normal sind, wird er sich etwa alle zwei Wochen abends vorerst vor das QuarTier stellen und da nochmal seinen Grill anwerfen.

Mehr Informationen in unserem Foodtruck-Guide!

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