Nürnberger Linken-Politiker Schüller will in den Bundestag
5.10.2020, 17:49 UhrDieses Ticket hat jeweils der Gesundheitsexperte Harald Weinberg gelöst, der aber nach zwölf Jahren als Bundestagsabgeordneter im Herbst 2021 nicht mehr kandidiert. Nun will Schüller ihm nachfolgen.
Als Direktkandidat für den Nürnberger Norden hat ihn seine Partei bereits nominiert. Mit 38 zu sechs Stimmen setzte sich der 34-Jährige gegen einen Gegenkandidaten durch. Schon 2017 kandidierte er in Nürnberg-Nord und holte mit 10,0 Prozent das beste Erststimmenergebnis der Linken in Bayern.
Schüller ist seit 2015 gemeinsam mit Angelika Lüdemann Vorsitzender des Kreisverbands Nürnberg-Fürth der Linken. "Seitdem haben sich unsere Mitgliederzahlen mehr als verdoppelt, von 240 auf knapp 500." 2014 wählten ihn die Bürger erstmals in den Stadtrat, 2018 avancierte er zum weiteren stellvertretenden Bezirkstagspräsidenten. Weil es im Bezirkstag "zu 90 Prozent um Soziales" geht, mache ihm die Aufgabe dort besonderen Spaß. Schüller betont aber, durch die Arbeit im Stadtrat thematisch sehr breit aufgestellt zu sein. "Ich habe Kommunalpolitik nie so verstanden, dass es nur um die Höhe der Bordsteinkante geht. Es geht auch im Stadtrat um das Grundsätzliche, um die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen."
Generationswechsel bei den Linken
Schüller war 2004 Gründungsmitglied der damaligen WASG und 2007 auch Delegierter auf dem Parteitag, auf dem sich WASG und PDS zur Linken zusammenschlossen. Nun sieht der verheiratete Vater dreier Kinder seine Partei vor einem Generationswechsel. 2017 schafften es sieben Linke aus Bayern nach Berlin, davon drei Männer. Neben Weinberg, der zuletzt im Wahlkreis Ansbach kandidierte, tritt auch Andreas Wagner nicht mehr an. Übrig bleibt noch der langjährige bayerische Linken-Frontmann Klaus Ernst, der sich noch nicht öffentlich erklärt hat, ob er weitermacht.
Die Nürnberger Linken könnten bei diesem Generationswechsel eine gute Rolle spielen, denn Schüllers Stadtratskollegin Kathrin Flach Gomez strebt am kommenden Wochenende beim Landesparteitag der Linken den bayerischen Landesvorsitz an. Sie würde in dieser Position die Nachfolge der früheren Bundestagsabgeordneten Eva Bulling-Schröter antreten, die nicht mehr kandidiert. Schüller wiederum sagt, dass er damit leben könnte, wenn es mit dem Bundestag nicht klappt: "Dann gehe ich der großen Koalition m Rathaus gerne weiter auf die Nerven."
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