Gedenkveranstaltung

50 Jahre danach: Pegnitzer Gymnasiasten sprechen mit US-Soldaten über Hubschrauberabsturz

22.06.2021, 07:55 Uhr
50 Jahre danach: Pegnitzer Gymnasiasten sprechen mit US-Soldaten über Hubschrauberabsturz

© Foto: Ralf Münch

Die US-Army übergab das Rotorblatt eines sogenannten Bananenhubschraubers an die Stadt. Dabei hatten die Schüler Gelegenheit, mit amerikanischen Soldaten zu sprechen.

Aber es dauerte nicht lange und die jungen Leute und die Soldaten plauderten locker miteinander. "Ich hatte noch nie mit US-Soldaten zu tun, habe noch nie mit welchen gesprochen", sagt Lukas Kürzdörfer.

Und die Sprachbarriere ist schnell überwunden. Das Englisch der Jugendlichen ist fast fließend. "Die freuen sich, dass wir miteinander sprechen und Fragen stellen", sagt er, "und sie sprechen auch langsam mit uns." Da sei es egal, ob ihr Englisch fehlerlos sei.

Für Lukas Kürzdöfer ist das Gespräch mit den Amerikanern sehr interessant, er erfährt nicht nur vom Hubschrauberabsturz damals, sondern bekommt auch gleich Antworten auf seine Fragen nach Abzeichen auf der Uniform, wie lange die einzelnen Soldaten schon in der Army sind und woher sie stammen.


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Auch seine Klassenkameradinnen Emma Schmitt und Klara Meyer haben einige Fragen an die US-Soldaten. Sie wollen zum Beispiel wissen, in welchen Ländern und Kontinenten diese schon waren. "Asien, Afrika, Europa", listen die Uniformierten auf. Im Geschichtsunterricht waren die Jugendlichen auf das historische Ereignis aufmerksam geworden, haben sowohl mit der Lehrkraft, als auch untereinander darüber gesprochen.

"Es ist wichtig, darüber Bescheid zu wissen", sagt Emma Schmitt. Pegnitz sei eine relativ kleine Stadt, da stehe so ein Ereignis nicht unbedingt in den Geschichtsbüchern. Deshalb sei es wichtig, dass möglichst jeder davon weiß, sagt sie.

50 Jahre danach: Pegnitzer Gymnasiasten sprechen mit US-Soldaten über Hubschrauberabsturz

© Foto: Ralf Münch

"Jeder Pegnitzer sollte die Unfallstelle an der Fischelhöhe kennen, sie sollte bei jedem im Kopf sein", ergänzt die Gymnasiastin. Und wichtig sei, dass so ein Ereignis auch in der Corona-Krise nicht vergessen und entsprechend gewürdigt werde.


Hubschrauberabsturz war eine Katastrophe


Klara Meyer wollte eigentlich mit ihrer Oma, die damals Zeitzeugin war, noch über die Ereignisse von damals sprechen. Das muss sie noch machen. "Die Übergabe des Rotorblattes verdeutlicht es noch mal, wie das damals war", so die Gymnasiastin. Und auch, dass ein baugleicher Bananenhubschrauber am Montagmittag von Grafenwöhr geflogen kommt und kurz landet, sei sehr beeindruckend.

Die US-Streitkräfte, die mit auf dem Gelände des Pegnitzer Flugsportvereins sind, sind ganz locker im Gespräch mit den Jugendlichen. Nicht nur die Schüler stellen Fragen, auch die Soldaten wollen wissen, ob die Eltern in der Bundeswehr waren, was sie über den Absturz vor 50 Jahren alles wissen und ob die Gymnasiasten schon mal Kontakt mit der US-Armee hatten.

"Es ist toll, dass die Schüler so an historischen Ereignissen interessiert sind", sagt Master Sergeant Ryan Matson auf Nachfrage. Der 46-Jährige ist seit dem 12. September 2001 bei der Army. Auslöser für seinen Eintritt war, dass ein Freund damals dem Anschlag auf das World Trade Center zum Opfer fiel. "That was the big reason", sagt Matson (deutsch: Das war der Hauptgrund). Von dort stamme die Country Musik her. Der US-Soldat ist aus Tennessee. Jetzt ist er in Grafenwöhr stationiert. Matson findet es wichtig, dass die Schüler sich für Geschichte interessieren. "Sie müssen viel darüber erfahren", sagt er.


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Als "ausgelagerten" Geschichtsunterricht bezeichnet André Potzler, Pressesprecher der in Grafenwöhr stationierten Streitkräfte, den Besuch der Gymnasiasten am Flugplatz. "Der Hubschrauberabsturz gehört zur Pegnitzer Geschichte", sagt er, "und da muss so etwas mit in den Unterricht aufgenommen werden.

Noch weitere Schülerkontakte

So sieht es auch Bürgermeister Wolfgang Nierhoff, der schon seit einem Jahr mit den Amerikanern aus Grafenwöhr den 50. Jahrestag plant. "Es ist wichtig, dass die Pegnitzer Schulen diesen Anlass im Rahmen des Geschichts- und Englischunterrichts mit aufnehmen", sagt er. Man wolle auch auf die anderen Schulen in der Stadt deswegen noch zugehen.

"Wir gehen so oft an der Fischelhöhe vorbei", sagt stellvertretender Schulleiter Wolfgang Schreiber, "joggen beispielsweise im Sportunterricht dort vorbei." Da sei es höchste Zeit, darüber zu sprechen, was da mal geschehen sei. Außerdem habe es früher Patenschaften, unter anderem mit Vilseck, gegeben, die aber mit der Zeit eingeschlafen seien. "Dieses Gedenken ist nun ein Anlass, die Verbindungen wieder aufleben zu lassen", so Schreiber weiter. Den Schülern sollte bewusst gemacht werden, dass da noch mehr ist, als Schüleraustausche. "Wir müssen die Geschichte wach halten", sagt der Lehrer.

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