Abtrünnige bekamen Asyl in Österreich

2.9.2003, 00:00 Uhr
Abtrünnige bekamen Asyl in Österreich

© Archiv/Grüner

Für acht der 70 Ordensfrauen, die seit Herbst 2002 Auerbach verlassen haben, ist mit der Neugründung im Bistum von Kurt Krenn eine mehrmonatige Odyssee zu Ende gegangen. Der Oberhirte Sankt Pöltens, der zu den konservativen Kräften der katholischen Kirche zählt, hat letztendlich den früheren Auerbacher Schulschwestern einen Neuanfang ermöglicht. Die acht Schwestern sind teils deutscher, teils österreichischer Abstammung.

Bereits Anfang des Jahres hatte Krenn den umstrittenen Pater Heinrich Morscher (73) in seiner Diözese aufgenommen. Gegen Morscher war von seinem früheren Orden, den Missionaren vom Kostbaren Blut, ein Ausschlussverfahren eingeleitet worden. Schon bei der Inkardination Morschers in Sankt Pölten wurde damit gerechnet, dass die ausgetretenen Auerbacher Schwestern ihrem früheren inoffiziellen Hausgeistlichen folgen würden.

Noch im Januar verneinte allerdings Bischof Krenns Sprecher Michael Dinhobl derartige Planungen: „Das müsste Rom entscheiden.“ Da die Schulschwestern ein päpstlicher Orden seien, müsse auch eine Neuregelung von Rom ausgehen. Selbst wenn der Vatikan manchen Schwestern bereits die Dispens erteilt habe, könne nicht beliebig innerhalb kurzer Zeit ein Gelübde gegen ein anderes ausgetauscht werden. „Das dauert alles seine Zeit“, so Michael Dinhobl damals.

Nun hat Kurt Krenn offenbar die Dinge selbst in die Hand genommen. Die „Dienerinnen der Immaculata“ gelten als Institut des geweihten Lebens diözesanen Rechts und sind somit nicht Rom, sondern direkt dem Bischof unterstellt. Die Errichtung der neuen Schwesterngemeinschaft wurde laut Mitteilung aus dem Bistum Sankt Pölten mit dem Apostolischen Stuhl in Rom abgesprochen. Die „Dienerinnen der Immaculata“ sind der zweite Orden diözesanen Rechts in Sankt Pölten.

Bereits seit einigen Jahren führten Schwestern der Auerbacher Gemeinschaft bei Bischof Krenn den Haushalt. Diese Aufgaben behalten vier Ordensfrauen auch als Mitglieder der neuen Kongregation bei. Die anderen Schwestern leben in einer Pfarrei außerhalb des Stadtgebietes und werden dort unter anderem als Altarhelfer eingesetzt. Ein eigenes Kloster hat der neue Orden bislang nicht. Ein Teil lebe im bischöflichen Haushalt, der andere Teil in der Pfarrei, erklärte Dinhobl gestern am NN-Telefon.

Rechtliche Grundlage für den neuen Orden sind die Konstitutionen der Auerbacher Schulschwestern. Maßgeblich sind für die acht Ordensfrauen — die ihrer neuen Provinzoberin im Vorjahr bekanntlich die Nachfolge und somit den Gehorsam verweigert haben — auch weiterhin Keuschheit, Armut und Gehorsam.

NN-Informationen zufolge verhält sich die frühere Auerbacher Provinzoberin Schwester Blandine Wiesnet derzeit noch skeptisch gegenüber dem „Sankt Pöltener Weg“ eines Teils der früheren Mitschwestern. Sie führe vielmehr eine weitere Gruppe ehemaliger Auerbacher Ordensfrauen an, die bislang keine kirchliche Anerkennung besitze und sich auch nicht in Sankt Pölten aufhalte. „Sie gehört nicht zur neu gegründeten Kongregation“, bestätigte gestern der Bistumssprecher.

Bestätigung abwarten

Die Wahl der Generaloberin, die laut Errichtungsdekret stets unter dem Vorsitz des Bischofs stattfinden soll, hat internen Informationen zufolge inzwischen stattgefunden. Michael Dinhobl wollte den Namen allerdings nicht mitteilen. Die Wahl sei nämlich erst dann gültig, wenn sie vom Bischof schriftlich bestätigt wurde.

Sollte es bei der Entscheidung der „Dienerinnen der Immaculata“ und damit bei der Berufung von Schwester Helga Peintner bleiben, dann wird eine Ordensfrau an der Spitze stehen, die schon in Auerbach als Vertraute von Pater Heinrich Morscher galt. In den letzten Monaten in der Oberpfalz ist sie des Öfteren telefonisch mit dem Geistlichen in Kontakt gewesen.

Welche Rolle Morscher im neuen Orden der „Dienerinnen der Immaculata“ spielt, wurde den Nordbayerischen Nachrichten bislang nicht bekannt. Einen Spiritual hat die neue Gemeinschaft jedenfalls noch nicht. Auf die Frage der Redaktion, ob nach der Neugründung mit weiteren Eintritten früherer Auerbacher Schwestern zu rechnen sei, meinte Bischofssprecher Michael Dinhobl: „Es ist zu hoffen.“