Vorbild

Betzensteinerin lebt für das Ehrenamt

17.6.2021, 18:17 Uhr
Betzensteinerin lebt für das Ehrenamt

© Foto: Rosi Thiem

Dieses Engagement begann bei ihr schon in jungen Jahren: "In der Konfirmandenzeit 1966/67 engagierten wir uns für zwei Jahre im Brigittenheim in Pegnitz. Hier gab es Arbeiten im Speisesaal und in der Spülküche zu erledigen. Einmal wurde von den damaligen Diakoniemitarbeiterinnen gefragt, wer Essen eingeben möchte. Da habe ich mich gemeldet", erinnert sie sich. Die Arbeit im Seniorenheim machte ihr als Jugendliche Spaß.

Das war einst auch der Anstoß für ihren weiteren beruflichen Weg. "Zuerst habe ich eine Familie gegründet und dann die Ausbildung absolviert." Auch jetzt im Rentenalter lässt sie die Seniorenarbeit nicht los. "Nur daheimsitzen, als ich in Rente ging, wollte ich nicht." Seit vier Jahren gestaltet sie die Seniorennachmittage mit Anni Daut. Zusätzlich entschloss sie sich damals, nach einem Aufruf von Pfarrer Ulrich Böhm, als Besuchsdienst an Geburtstagen aktiv zu werden.

"Gutes Gefühl"

Die Ehrenamtliche ist bescheiden und will gar nicht viel Aufhebens machen. "Das mache ich ja nicht allein. Natürlich tue ich es doch gerne. Ich hätte auch schon früher Lust gehabt, etwas nebenbei ehrenamtlich zu leisten. Doch die Wochenendarbeit und der Schichtdienst während meiner Berufsjahre ließen das schwer zu. Es war schwierig, etwas zusätzlich zu unternehmen", erinnert sich die 68-Jährige. Dafür tut sie das jetzt umso leidenschaftlicher. "Ich gehe immer mit einem guten Gefühl heim", sagt sie.

Corona brachte eine Zwangspause. Normalerweise gibt es einmal im Monat einen Seniorennachmittag, erzählt die ehemalige Altenpflegerin, die in ihrer Freizeit gerne Fahrrad fährt, liest, in der Natur läuft und Gemüse im eigenen Gartenhochbeet anbaut. An den Seniorennachmittagen bereitet sie mit ihrer Kollegin den Ablauf vor. Es wird Kuchen gebacken, und Pfarrer Böhm sucht für jeden Monat einen Referenten zu einem Thema aus.

"Einmal hatten wir einen Schäfer mit seinem Wohnwagen bei uns. Es war sehr interessant, von seinem Leben zu hören. Sehr gut angenommen wurden auch die Fühlproben der Schafwolle und deren Verarbeitung. Das weckte viele Erinnerungen an früher – auch bei den Senioren", erzählt die Mutter von zwei Kindern und Oma von fünf Enkeln.

Ein anderes Mal wurde die neue Betzensteiner Tagespflege vorgestellt. "Die Themenauswahl ist sehr vielfältig." Interessant auch der Vortrag über den Iran als Reiseland und eine Flüchtlingsgeschichte aus demselben Land. Zur Geselligkeit gehört auch das Essen.

Die Kuchenauswahl an den Nachmittagen klingt verlockend: "Da gibt es Geburtstagskuchen, den die Senioren mitbringen, oder wir backen vorher selbst was. Je nach Jahreszeit gibt es Apfelkuchen, Bienenstich, Stollen oder eine Käsesahnetorte. So viel Zeit zum Backen nehme ich mir schon. "

Beim Seniorennachmittag werden die köstlichen Rezepte auch untereinander getauscht. "An diesen Nachmittagen besuchen uns Männer und Frauen gleichermaßen. Das Interesse ist immer da. Das freut mich", erklärt sie. "Bei uns kann jeder kommen, auch wenn er jünger ist. Unser Pfarrer Böhm ist jedes Mal dabei und setzt sich an jeden Tisch." Die Teilnehmer kommen aus Betzenstein und umliegenden Dörfern. Diese sind oft zwischen 60 und 95 Jahre alt.

An den Weihnachtsfeiern begleitet Hermann Heckel musikalisch, und die Stimmung sei immer sehr angenehm. Ostern gebe es Ostertüten. Die Geselligkeit und die Unterhaltung der Senioren sind Erika Schmidt enorm wichtig. "Das ist für mich ein Stück Lebensqualität."

Die ehemalige Altenpflegerin möchte, dass die Leute nicht allein sind, das ist für sie ein Ansporn. "Ich schenke Zeit und bekomme von den Menschen nette Gesten zurück, das macht mich auch glücklich", sagt Erika Schmidt. Diese Zufriedenheit spürt sie auch bei ihren Besuchsdiensten an Geburtstagen.

Wegen Corona gibt es keine langen Besuche wie früher, aber sie ruft trotzdem an, klingelt an der Haustüre und bringt eine Kleinigkeit vorbei. Ganz nach dem Motto "Begegnung ist Leben". Die 68-Jährige freut sich auch auf die beliebten Tagesausflüge, die nach Corona wieder geplant sind.

Beim VdK ist Erika Schmidt Beisitzerin und sammelt für die Aktion "Helft Wunden heilen." Ein Teil der Sammlung kommt dem Ortsverband wieder zugute. "Die VdK-Mitglieder werden immer mehr", weiß Schmidt. "Der Bedarf an Beratung ist da." Der empathischen Seniorin wird nichts zu viel. Man kann ihren Elan und ihre Freude spüren.

"Man weiß, dass man etwas Gutes getan hat", winkt sie ab. "Ich möchte auch weiterhin Freude machen. Aber ich bin nicht allein," relativiert sie. Dann denkt sie an die vielen unterschiedlichen ehrenamtlich tätigen Helfer vor Ort.

Diese "Ehrenamtsgene" hat sie auch an ihre fünf Enkel weitervererbt. "Die sind bei der Feuerwehr und in der Bergwacht aktiv", freut sie sich. Inzwischen fragen die Senioren schon mal öfter nach, wann es denn endlich wieder losgeht mit den Veranstaltungen. Erika Schmidt ist sicher: "Sobald es geht, starten wir."

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