Gunzendorfer Schreinerei erweitert Betrieb
18.2.2020, 08:55 Uhr"Jetzt haben wir einen wesentlich besseren Ablauf erreicht." Der junge Geschäftsführer, der den Betrieb vor zehn Jahren von Vater Hans Raß übernommen hat, ist sichtlich zufrieden. Vor der Investition in eine Betriebserweiterung und in neue Maschinen war die Produktion eingeengt, da auch Rohware in den Räumen gelagert werden musste. Angeliefert wurde schon immer von vorne von der Straßenseite aus. Die Fertigungsstraße startete jedoch am hinteren Ende des Gebäudes, so dass das Rohmaterial quer durch die Produktionshalle zur ersten Maschine gebracht werden musste.
Wege verkürzt
Nun ist alles anders geworden. An der Seite zur Kreisstraße wurde ein Anbau in Holzständer-Bauweise realisiert. Ein eigener Mitarbeiter, der Zimmerer gelernt hat, war maßgeblich an der Baumaßnahme beteiligt. In diesem rund 140 Quadratmeter großen Anbau werden jetzt auf kurzem Weg die angelieferten Bauteile gelagert. Die Maschinen in der Fertigung wurden so umgestellt, dass nun quasi in U-Form produziert wird.
Start und Ende der Fertigungsstraße ist an der Kreisstraße, wo die fertigen Fenster und Türen bequem verladen und ausgeliefert werden können. Die Umstrukturierung bei laufendem Betrieb war nur möglich, weil eine Maschine noch in Betrieb war, während ihre Nachfolgerin an anderer Stelle aufgebaut wurde. "Zwei unserer Maschinen waren recht alt", sagt Martin Raß. Es sei sehr unsicher gewesen, wie lange diese noch funktionieren. Deshalb wurde nun zeitgleich mit der Betriebserweiterung auch in je eine neue Zuschnitt- und Schweiß-Maschine investiert. Auch eine neue Heizung wurde unlängst eingebaut.
Das Familienunternehmen hat sich die Sicherung der künftigen Fertigung einen sechsstelligen Betrag kosten lassen. Etwa sechs Monate lang wurde angebaut und umgeräumt. In den Wintermonaten ist es ohnehin etwas ruhiger, da Privatleute fast ausnahmslos in der wärmeren Jahreszeit neue Fenster bestellen. Aufträge für Bauträger hingegen laufen das ganze Jahr über.
In Pegnitz war die Gunzendorfer Schreinerei mit der Lieferung von Fenster für den Wohnpark auf dem ehemaligen PPP-Gelände beteiligt. "Das war ein vergleichsweise großer Auftrag für uns", freut sich der Geschäftsführer. Für den neuen Cherry-Betrieb im Gewerbegebiet Saaß wurden die Brandschutztüren geliefert. Die Schreinerei betreut Kunden in einem Einzugsgebiet von rund 70 Kilometern in Richtung Oberpfalz, Mittel- und Oberfranken und beliefert Privatleute ebenso wie Gewerbebauten oder Bauträger.
Die Schreinerei Raß GmbH hat aktuell 13 Mitarbeiter. Die meisten der Angestellten in der Produktion haben im Haus als Schreiner gelernt. Heute ist die Ausbildung junger Leute nicht mehr möglich, bedauert Martin Raß. Seine Firma habe sich auf den Bau von Kunststoff- und Alufenstern sowie Türen spezialisiert und setzt entsprechende Maschinen ein. Auch Terrassenüberdachungen und Wintergärten werden auf Kundenwunsch produziert. Ein Schreiner-Auszubildender müsste allerdings auch den Möbelbau lernen, was bei Familie Raß nicht machbar ist.
Eigentlich zwei Berufe
Eigentlich müsste es zwei Arten von Ausbildungsberufen geben: Den Bauschreiner und den Möbelschreiner. Laut Ausbildungsverordnung werden allerdings beide Fertigkeiten in einem Beruf zusammengefasst, was im Grunde nicht mehr der gängigen Praxis in den meist spezialisierten Betrieben entspreche. "Schade!", sagt Martin Raß, der selbst auch eine herkömmliche Schreinerlehre gemacht hat, aber den Möbelbau nun aufgrund der Spezialisierung seines Betriebs nicht mehr betreibt.
In sechs Monaten hat der Geschäftsführer sein mittelständisches Handwerks-Unternehmen wieder zukunftsfähig gemacht. Ganz fertig sind die Arbeiten allerdings noch nicht. Nur der neue Anbau zeigt sich in einer eleganten grauen Farbe mit dem bekannten grünen Raß-Logo. Die älteren Betriebsgebäude sind in einem zarten Rosé-Ton gestrichen. Diese sollen im Frühjahr ebenfalls einen zum Erweiterungsbau passenden Grauton erhalten, so dass von der Kreisstraße aus ein komplett neu gestaltetes Gebäude zu sehen sein wird. Im hinteren Bereich befinden sich noch Büros und Ausstellung sowie die Wohnungen der Familien von Martin und Hans Raß, deren Betrieb eine lange Geschichte hat.
Schon 1851 tauchte der Name Raß erstmals auf. Bereits 1876 gab es eine Schreinerei. Johann Raß, der zu seiner Zeit auch Orgelbauer war, leitete damals den Betrieb. Seit 144 Jahren ist der Handwerksbetrieb nachweislich in Familienbesitz. Hans Raß übernahm die Schreinerei 1973 von seinem Vater und baute sie kontinuierlich auf. Aus einem Einmannbetrieb ist im Laufe der Jahre eine moderne Werkstatt geworden.
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