„Haamleichtn“ ist ein alter Brauch bei der Taufe

16.7.2015, 22:55 Uhr
„Haamleichtn“ ist ein alter Brauch bei der Taufe

© Foto: Andreas Harbach

Es ist ein Brauch, der vergleichsweise unbekannt ist. „Haamleichtn“, wie es in der Mundart viel schöner klingt. Georg Wolfring und seine Heimleuchter vom Sportverein Lindenhardt machen das seit Jahren. Für aktive Fußballer oder für Ehemalige, die sich über Jahre stark eingebracht haben in den Verein.

Am Sonntag hatten sie viel zu tun: Doppeltaufe in der Lindenhardter Kirche. Für Frieda Schwedler und Jonah Fuchs. Andreas Schwedler, inzwischen Spielertrainer in Schnabelwaid, und Thorsten Fuchs, Lindenhardter Urgestein, sind die stolzen Papas, die Kinder sind Cousins.

Ehre erweisen

Georg Wolfring, der Vorsitzende des Sportvereins, sagt, die Heimleuchter erweisen dem Kind und seinen Eltern mit dem Auftritt vor der Kirche eine Ehre.

Es ist, wie Annemarie Leutzsch, die Rettl aus dem Hummelgau, einst unserer Zeitung gesagt hatte, „ein lustiges Begrüßungszeremoniell für das Kind“, das so in die Gemeinschaft aufgenommen werde. „Fünf bis sechs Leute sind wir immer, die so vor der Kirche Spalier stehen. Die Gruppe besteht insgesamt aus etwa 14 Mann“, sagt Wolfring. Mitte des 20. Jahrhunderts, schätzt Wolfring, ist der Brauch mit der Gaudi vor der Kirche aufgekommen und ein paar Jahrzehnte später wieder eingeschlafen.

Wieder ausgegraben

Ende der 80er Jahre hat man das Aufhalten in Lindenhardt wieder ausgegraben. Mann der ersten Stunde damals: „Erich Neuner, Jahrgang 1958, der hat auch seinen eigenen Kinderwagen von damals mit dabei. Für den brauchen wir extra einen Bus, weil er so groß ist. Den hat unser Franz Hauenstein“, sagt Wolfring.

Wichtige Ausstattung des Kinderwagens: „Eine Puppe, Schnaps, Bier – aber in kleinen Flaschen – und Zigarren.“ Und natürlich die Laterne. Mit der großen Kerze. Ein Lebenslicht.

Die Heimleuchter stehen vor der Kirche Spalier. Haben einen Blumenstrauß für die Mama des Kindes dabei. „Ein Quetschenspieler macht Musik“, sagt Wolfring. „Gesungen wird aber nicht.“ Dafür gibt es einen Spruch, um der Familie die Glückwünsche des Vereins zu überbringen. „Im Anschluss geleiten wir die Familie bis nach Hause. Oder, wenn sie nicht aus Lindenhardt ist, bis zum Parkplatz.“

Für die Mannschaft in Frack und Zylinder ist damit aber erst der halbe Auftrag erfüllt, denn es gibt ja meist ein Kuvert, das in einer der Taschen der schwarzen Mäntel verschwindet. Verbunden mit dem nächsten Auftrag. „Was man uns zusteckt, wird am gleichen Tag noch auf den Kopf gehauen“, sagt Georg Wolfring. Ist ja auch kein Zuckerschlecken, mit Frack, Zylinder und im Mantel — „der ist selbstverständlich Pflicht“ — bei 40 Grad im Schatten vor der Kirche zu stehen. Der Flüssigkeitsverlust muss schließlich ausgeglichen werden.

Wenn sie dann in einer Wirtschaft auftauchen, dann werden sie überrascht angeschaut. Weil den Brauch außerhalb Lindenhardts kaum einer kennt. „Schon in Buchau haben sie überrascht geschaut. In Bayreuth, in der Saas, haben wir das einmal gemacht. Da kannte das erst recht keiner“, sagt Wolfring. Unvergesslich ist er allemal, der Brauch.

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