Hotelfachschulen sollen wieder attraktiver werden
24.3.2019, 08:00 UhrUnd tatsächlich: Nicht nur in Pegnitz kämpfen die Hotelfachschulen um ihre Jahrgänge. Andrea Radlbeck ist Pressesprecherin der Dr.-Eckert-Akademie in Regenstauf und kennt die Probleme: "Grundsätzlich hat das Interesse an der staatlichen Ausbildung zum Hotelbetriebswirt nachgelassen", sagt sie.
Das liege daran, dass viele Hotelketten inzwischen ihre eigenen Ausbildungssparten anbieten. Zudem sei es für viele Auszubildende eine Geldfrage: Nicht jede(r) sei bereit, für zwei Jahre eine Ausbildung zu machen, dabei kein Geld zu verdienen und dann auch noch zwischen 8000 und 10 000 Euro für die Ausbildung zu bezahlen.
Andrea Radlbeck fordert deshalb ein Umdenken in der Politik, damit die Ausbildung an staatlichen Hotelfachschulen wieder attraktiver wird: "Die Politik ist gefordert, die Weiterbildung zum Beispiel durch Verkürzung wieder attraktiver zu machen. Viele Interessenten suchen auch den akademischen Weg in das Hotelfach, was auch ein Grund für den Rückgang sein kann."
Und der ist auch in Regenstauf dramatisch. Nach Worten Radlbecks hatte die Schule bis in das Jahr 2015 mit Klassenstärken bis 19 Schüler gute Zahlen – im Jahr 2018 waren es nur noch zehn Auszubildende: "Wir sind froh, wenn wir einen Jahrgang zusammenbekommen."
Ohne crossmediale Marketingkampagnen geht heute nichts mehr. "Wir müssen gezielt mit Aktionen und Kampagnen auf uns aufmerksam machen. Das heißt: Wir müssen Onlinemarketing betreiben, Aktionen mit Stars der Kochszene, wie zum Beispiel Lucki Maurer, ins Leben rufen und Info- und Karrieretage anbieten", sagt Radlbeck. Mit Projekten wie "Traumjob statt Underdog" und Nachwuchscamps für Jungköche will die Akademie in Regenstauf neuen Nachwuchs anlocken.
Auch das Leben am Campus, auf dem die Auszubildenden wohnen können, soll den Standort besser machen und die Bewerber motivieren, sich für eine staatliche Ausbildung im Hotelfach zu entscheiden.
Einen anderen Grund für den Rückgang der Schülerzahlen machen Experten an den gestiegenen Bedürfnissen junger Auszubildender fest. Nach Informationen unserer Zeitung sind auch private Bildungseinrichtungen vom massiven Rückgang der Schülerzahlen betroffen. Die Hotelfachschule in Bad Reichenhall ist in einer solchen privaten Trägerschaft und listet auf ihrer Homepage eine ganze Reihe an Partnern auf, mit denen die Schule den Bewerbern ein breiteres Ausbildungsangebot ermöglichen will. Unter anderem sind das Hotel Bayerischer Hof, der Feinkostservice Käfer und die Restaurantkette L’Osteria aufgeführt.
Fachkräftemangel als Problem
Von einer Verkürzung der Ausbildungszeit hält Karin Maywald von der staatlichen Hotelfachschule in Bad Kissingen nichts. Auch bei ihr sind die Jahrgänge derzeit klein, sie haben nur bis zu 15 Schüler. Trotzdem betont die Schulleiterin die Wichtigkeit einer soliden Ausbildung: "Um im mittleren Management fundiert ausgebildet zu sein, braucht es zwei Jahre. Das ist staatlich so festgelegt und auch richtig so", sagt sie. Das größte Problem sei ohnehin der Fachkräftemangel.
Christian Länger von der Hotelfachschule in Pegnitz ist der gleichen Ansicht. Von den acht bayerischen Hotelfachschulen liegt die größte im kleinsten Ausbildungsort – in Pegnitz. Rückendeckung gab es für die Einrichtung im letzten Jahr vom Bayreuther Landrat Herrmann Hübner: "Der Landkreis steht ungeachtet der zurückgehenden Schülerzahlen uneingeschränkt hinter den Pegnitzer Hotelfachschulen", sagte er auf seiner Jahrespressekonferenz 2018.
Der Schulleiter legt Zahlen vor: "Den letzten Höchststand der beruflichen Ausbildung hatten wir im Jahr 2007 mit deutschlandweit 107.000 neuen Auszubildenden – aller Branchen wohlbemerkt. Im Jahr 2017 waren es nur noch 53.000. Wir sind mit dem Rückgang der Auszubildenden in der Hotelbranche also nicht alleine."
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