Langjährige Leiterin verlässt Auerbacher "Pfiffikus"-Kindergarten

31.07.2020, 14:55 Uhr
Langjährige Leiterin verlässt Auerbacher

© Foto: Brigitte Grüner

Dabei war es anfangs gar nicht so einfach, Erzieherin zu werden. Annemarie Förster, die mit vier Geschwistern aufgewachsen ist, war gut in der Schule, doch die Eltern hatten für sie keine weiterführende Schule vorgesehen. Erst auf Anraten eines Lehrers durfte sie dann die Wirtschaftsschule in Eschenbach besuchen. 1974 kam sie als Vorpraktikantin in den städtischen Kindergarten, der damals im Bürgerspital untergebracht war. Als kleines Mädchen war damals auch die jetzige Kollegin Angelie Leißner in der Gruppe mit insgesamt 40 Kindern, erinnert sich Annemarie Förster. Nicht nur die Betreuung der Kinder gehörte damals zu den Aufgaben, auch die Reinigung der Kindergarten-Räume.

Erzieherin statt Kloster

Die damalige Leiterin Schwester Elfriede hatte übrigens vergeblich versucht, die junge Frau für den Eintritt ins Kloster zu begeistern. Annemarie Förster war danach für weitere zwei Jahre an der Fachakademie in Erlangen und wurde Erzieherin. Seit 1977 gehört sie fest zum Team des Städtischen Kindergartens, zunächst unter der Leitung von Schwester Daniela Nimmerrichter, später unter Schwester Susanne Hilbert. 1997 fragte Bürgermeister Helmut Ott bei Annemarie Förster an, ob sie die Nachfolgerin werden möchte.

Die Leitung eines Kindergartens ist wesentlich aufwändiger als dies früher der Fall war. Ein eigenes EDV-System mit dem Namen adebisKITA, in dem alle gemeldeten Kinder mit ihren Daten und den jeweiligen Buchungsstunden eingepflegt werden, steht zur Verfügung. Gespräche mit Eltern und Sachaufwandsträger erfordern Zeit. Ebenso die Vorbereitung von Sommerfesten und Martinsumzügen. Annemarie Förster versuchte, die Büroarbeit wenigstens auf ein Drittel ihrer Arbeitszeit zu komprimieren.

Ab September wächst die Einrichtung erneut: Eine Kindergarten- und eine Krippengruppe kommen hinzu. Für Nachfolgerin Anke Griesbeck wird der Aufwand noch höher. In ihrem Vertrag ist die Verwaltungsarbeit daher auf die Hälfte der Arbeitszeit festgeschrieben. Sie ist froh, dass noch Zeit für die Kinder bleibt. "Ich möchte nicht nur im Büro, sondern auch mit Kindern zu tun haben. Das habe ich schließlich gelernt", sagt die 49-Jährige.

Vom ersten Arbeitstag bis zum Eintritt in die Freistellungsphase der Altersteilzeit hat sich die Arbeit im Kindergarten enorm verändert, berichtet Annemarie Förster. Früher waren wesentlich mehr Kinder in einer Gruppe und hatten oft nur eine Erzieherin. Heute lege man mehr Wert auf individuelle Betreuung. "28 Kinder bedeuten 28 Erziehungsstile" pflichtet Anke Griesbeck bei.

Auch der Tagesablauf habe sich komplett geändert. Früher konnte das Personal noch gemeinsam Brotzeit oder Mittagspause machen. Heute gibt es gerade mittags viel zu tun. Knapp 100 Mädchen und Jungen – darunter auch einige Grundschüler – bekommen ein warmes Essen, das eine eigens angestellte Köchin täglich frisch zubereitet. Bislang haben die Kinder zusammen gegessen, ab September ist das nicht mehr möglich, da das "Restaurant" in einen Gruppenraum umgewandelt wird. Dann ist Essen in den Gruppenräumen angesagt, was wesentlich mehr Zeitaufwand bedeutet. Die kleineren Kinder brauchen danach eine frische Windel oder werden schlafen gelegt.

"Der Kindergartentag entspricht heute weitgehend dem Ablauf in einer Familie", sagt Annemarie Förster. Viele Kinder kommen bereits, wenn sie ein Jahr alt sind und bleiben oft noch bis ins Grundschulalter wegen des Mittagessens. Früher gingen die Kinder drei Jahre bis zur Einschulung in den Kindergarten. Die Eingewöhnung der Neulinge im September war nicht selten mit Tränen verbunden. "Heute wechseln die Kinder meist nur hausintern von der Krippe zur größeren Gruppe."

Verändert haben sich auch die Eltern. Früher sei eine Erzieherin mehr respektiert worden, heute gehe es manchen Familien vor allem darum, eine gewisse Leistung für den Beitrag zu bekommen. Bei gemeinsamen Festen müsse man häufig viele Mütter und Väter extra ansprechen, ob sie nicht mithelfen könnten. Annemarie Förster und Anke Griesbeck sind sich aber auch bewusst, dass heutzutage die meisten Eltern berufstätig sind und die Freizeit zur eigenen Erholung brauchen.

In ihren vielen Berufsjahren habe es einige Höhepunkte gegeben, erzählt die scheidende Leiterin. Das 50-jährige Bestehen im Jahr 2006 gehörte definitiv dazu. Es wurden eine Festschrift und ein Kochbuch herausgegeben. Unvergessen bleiben die Andacht in der Kirche und der Festzug mit der Knabenkapelle zum Kindergarten. Ebenso bleiben der Krippenanbau und die Generalsanierung in Erinnerung. Diese habe inklusive des zweimaligen Umzugs viel Kraft gekostet. "Doch es hat sich gelohnt." Hinsichtlich der Zahl der betreuten Kinder arbeite die Einrichtung seit Jahren am oberen Limit. Nun ist die Kindertagesstätte schon wieder zu klein, eine Erweiterung wurde im Rathaus bereits angedacht.

Gut zusammengepasst

Das Team habe immer gut zusammengepasst, betont Annemarie Förster. "Wir hatten viel festes Personal." Aktuell arbeiten 19 Mitarbeiter – darunter ein Erzieher – in den Gruppen sowie drei Reinigungskräfte. Ab September kommen wegen der zusätzlichen Gruppen sechs neue Kräfte hinzu. Annemarie Förster wird dann nicht mehr dabei sein. Sie freue sich auf Radtouren und Wanderungen, arbeite gerne im Garten und spiele Tennis. Auch Urlaube außerhalb der Ferien möchte sie wieder machen.

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