Nicht der Wert, sondern die Geste zählt bei Geschenken
27.5.2019, 11:30 UhrBürgermeister Uwe Raab (SPD) betont, dass die Geschenke "dem Anlass individuell angepasst werden". Er bezifferte den Wert der Präsente auf jeweils etwa 15 bis 20 Euro. Doch auch die Stadt Pegnitz muss sparen. Sie kürzte zur Konsolidierung des städtischen Haushaltes um jeweils 20 Prozent.
Raab hebt den "verstärkt regionalen" Bezug der Produkte bei Wurstwaren, Bierspezialitäten und fränkischen Schnäpsen hervor. Wichtig ist ihm neben der Nennung von Honig und sonstigen Imkererzeugnissen die Unterstützung diverser Schülerprojekte, beispielsweise des "Gym-Bee-Projekts". Dabei geht es unter anderem darum, die Theorie aus dem Biologieunterricht praktisch zu veranschaulichen. Dazu erleben die Schüler die Imkertätigkeit mit Hilfe der Ansiedlung zweier Bienenvölker auf der Dachterrasse des Pegnitzer Gymnasiums.
Teil der Gemeinde
Pfarrerin Gerlinde Lauterbach von der evangelischen Pfarrgemeinde Pegnitz betont, dass nicht der Geldwert der Geschenke vorrangig sei, sondern das Gefühl, Teil der Kirchengemeinde zu sein. "Hauptsächlich werden Kleinigkeiten verschenkt, die natürlich einen religiösen Bezug haben", berichtet Lauterbach. Beispielsweise sei im Vorjahr anlässlich des Reformationsjubiläums ein Playmobil-Luther verschenkt worden. Beliebt seien auch Hefte mit Gebeten und sonstigen kirchlichen Texten.
Die Pfarrgemeinde zeigt sich jedoch auch kreativ. "Neben den anderen Geschenken geben wir gern unterschriebene Geburtstagskarten aus eigener Herstellung mit Bild der Jubilare", teilt die Pfarrerin mit. "Aber auch das Thema Regionalität spielt bei den Geschenken der Pfarrgemeinde eine Rolle. So verschenken wir dieses Jahr beispielsweise Tee, den wir von der ,Wagneriaʻ in Pegnitz beziehen", ergänzt die Seelsorgerin.
Zwischen den Jubilaren und den beim Pfarramt Beschäftigten mache man bei den Geschenken keinen Unterschied, sagt sie. Insgesamt sei es am Wichtigsten, dass Menschen, gerade im fortgeschrittenen Alter, die nicht mehr den Gottesdienst besuchen können, so weiterhin Kontakt zur Kirchengemeinde haben. Bei allerdings zirka 600 Jubelterminen pro Jahr müsse man schon auf das kirchliche Budget schauen, gab sie an. "Aber man darf auch die Großzügigkeit der Beschenkten und Jubilare nicht vergessen", betont die Pfarrerin.
Regionalität, Individualität und Zweckmäßigkeit sind oft Motivation der Schenkenden. Der Bürgermeister der Stadt Auerbach, Joachim Neuß (FW/AA) erzählt, dass die dortigen Bürger ab Vollendung des 80. bis zur Vollendung des 100. Lebensjahres in Zehnerschritten und ab dann jährlich besucht und beschenkt würden. Die von städtischer Seite gegebenen Geschenke mit Süßigkeiten, Saft und Cremes würden dankbar angenommen, teilt Neuß mit. Den Wert der Geschenke beziffert er mit zirka 15 Euro pro Körbchen.
Der Bürgermeister betont, dass diese Zuwendungen von zwei örtlichen Apotheken bezogen würden, wobei stets darauf geachtet werde, dass "beide Apotheken jeweils die gleiche Menge an Körbchen zur Verfügung stellen. Da uns daran gelegen ist, dass die Geschenke möglichst individuell sinnvoll genutzt werden können, überreiche ich bei Jubelhochzeiten mit einem 50-, 60- und 65-jährigen Bestehen gern eine Kaffeetasse mit dem Auerbach-Emblem." Gefertigt werden die Produkte in Arzberg.
Müllsäcke zur Geburt
Ein originelles Geschenk stellt das von der Stadt Auerbach überreichte Geburtenpaket dar. "Dies soll eine nette Geste zu einem freundlichen Anlass sein", erklärt Neuß. Neben Zweck und Nutzbarkeit spielt auch die Individualität eine entscheidende Rolle: Die Geschenkpakete enthalten je ein Lätzchen und Wickeltuch für die Neugeborenen, die mit deren Vornamen bestickt worden sind. Daneben sind ein Knuddeltier für die Neu-Auerbacher sowie sechs Müllsäcke in der Zuwendung enthalten.
Es muss aber auch gar nicht immer ein Geschenk geben, um den Senioren das Gefühl zu geben "dazu zu gehören". Die katholische Kirchengemeinde Königstein/Edelsfeld etwa teilt mit, dass grundsätzlich keine Geschenke an Jubilare oder Beschäftigte ausgegeben würden. "Da wir ohnehin eine gesetzliche Obergrenze für Geschenke in Höhe von 35 Euro haben und auch nichts Geringwertiges verschenken wollen, überreichen wir nichts", schildert die Bedienstete der Pfarrgemeinde. "Außerdem besteht die Gefahr, dass wir einen vergessen könnten, wenn wir nicht konsequent beim Nichtschenken bleiben", so die Mitarbeiterin. Schließlich müsse man auch an das knappe Budget denken, ergänzte sie. Selbstverständlich erfolgten aber gerne Besuche des Gemeindepfarrers bei Senioren und Jubilaren.
Mit doppeltem Nutzen
Auch an die örtliche Wirtschaft werde gedacht. Edmund Pirkelmann (BBS), Bürgermeister der Stadt Waischenfeld lässt wissen, dass bei allen Anlässen jeweils zwei Waischenfelder Taler im Wert von jeweils zehn Euro verschenkt würden. Dabei sei es einerlei, ob es sich um einen 80. Geburtstag, um sonstige Jubiläen oder ähnliches handle. "Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Stadt mit ihren Geschenken alle gleich behandelt", sagt Pirkelmann. Diese spezifische Währung kann in 43 ortsansässigen Geschäften, etwa in Gaststätten und Apotheken, eingelöst werden. "Diese Zuwendungen werden super angenommen und dienen gleichzeitig dazu, den Umsatz der ortsansässigen Gewerbetreibenden anzukurbeln", so der Bürgermeister.
Gottes Lohn ersetzt nach Überzeugung des evangelischen Gemeindepfarrers aus Betzenstein hohe Erwartungshalten der Gemeindemitglieder. Ulrich Böhm, Pfarrer der evangelischen Gemeinde teilt mit, dass grundsätzlich keine hochpreisigen Geschenke gemacht würden. "Die Senioren und anderen Gemeindemitglieder haben keine hohe Erwartungshaltung", berichtet er. In der Regel gebe es bei runden Geburtstagen ab dem vollendeten 70. Lebensjahr kleine Bücher mit Gedichten, Gebeten, Psalmen und sonstigen religiösen Kurzgeschichten. Konzert- und Theaterkarten seien ebenfalls schon verschenkt worden.
Der Seelsorger betont, dass es gerade den Senioren wichtig sei, Zeit und Zuspruch von der Kirchengemeinde zu erhalten. "Auch in diesem Pfarramt wird, soweit wie möglich, auf regionalen Bezug der Geschenke geachtet", ergänzt Böhm.
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