Oberailsfeld: Die Substanz der Orgel erhalten

08.02.2019, 18:18 Uhr
Oberailsfeld: Die Substanz der Orgel erhalten

© Rosi Thiem

"Seit 1998 heißt es, die Orgel muss überholt werden", sagt Kirchenpfleger Georg Engelhardt. Bei der Innenrenovierung 2002 bis 2004 waren die Kosten so hoch, dass für die Renovierung der fast 200 Jahre alten Orgel das Geld fehlte. "Und auch jetzt habe ich gesagt, wir fangen nicht eher an, bis die Finanzierung steht", so Engelhardt mit Nachdruck.

Es hat geklappt. Die Gesamtkosten liegen laut Pastoralreferent Georg Friedmann bei ungefähr 250 000 Euro, davon sind viele Zuschüsse schon geflossen oder werden noch erhofft. "Als kleine Pfarrei hätten wir das nicht alleine stemmen können", erläutert Friedmann. Zu der Pfarrei gehören auch die Ortschaften Pfaffenberg, Kirchahorn, Eichenbirkig, Kleinlesau, Zauppenberg, Köttweinsdorf, Unterailsfeld, Hungenberg und Moschendorf. Zu Sankt Burkard zählen laut dem Pastoralreferenten um die 780 Katholiken. Die Spendenbereitschaft vieler Vereine, Gruppierungen und Einzelpersonen ließ das Orgelsparbuch sichtlich wachsen.

Anspruchsvolle Aufgabe

Seit Oktober 2017 ist laut Friedmann die Orgelbaufirma Hemmerlein aus Cadolzburg im Landkreis Fürth damit beschäftigt, die aus den Jahren 1834 bis 1837 stammende wertvolle Orgel zu restaurieren. "Der Erhalt der originalen Substanz hat absoluten Vorrang", erklärt Orgelbaumeister Andreas Hemmerlein, der jede Woche mit drei bis fünf Fachkräften vor Ort ist, um der besonderen Orgel wieder Leben einzuhauchen.

So ist der Spieltisch mit Manual- und Pedalklaviatur rekonstruiert worden. 90 Prozent der Orgel, sagt Hemmerlein, sind unverfälscht erhalten. 16 Register auf zwei Manualen und 1062 Pfeifen zählt Hemmerlein auf. Die Mechanik-Teile werden in seiner Werkstatt, die mächtigen Holzpfeifen für den Bass vor Ort bearbeitet.

Feine Risse in den Holzpfeifen schließt man fachmännisch mit Knochenleim, einem Spezialnaturkleber. In der Pfarrkirche wird dann getestet, wie es im Raum klingt.

Hemmerlein spricht von einer "phantastischen Akustik" des im Jahre 1769 erbauten und 1780 eingeweihten Gotteshauses. Wie viele Stunden er und seine Gesellen schon für Obrailsfeld gefräst, gezeichnet, geklebt und intoniert haben, kann er auf Anhieb gar nicht sagen. Bei den Gottesdiensten muss das geordnete Chaos immer wieder aufgeräumt werden, weil die Fluchtwege frei bleiben müssen. So werden die Orgelpfeifen hin und her bewegt, bis sie revitalisiert auf ihren angestammten Platz zurück finden.

Oberailsfeld: Die Substanz der Orgel erhalten

© Rosi Thiem

Der fränkische Orgelbaumeister weist auf die Geschichte der Oberailsfelder Orgelrarität hin: Gebaut wurde diese "Königin der Instrumente" im Jahr 1834 von Engelhard Herrmann aus Stöckach. Der starb allerdings noch während der Bauzeit im Jahr 1836 an Lungenschwindsucht in Oberailsfeld und wurde hier auch begraben.

Johann Friedrich Heidenreich aus Bayreuth stellte 1837 das Prunkstück fertig. Damals, so Hemmerlein, wurde ein solches Vorhaben noch per Handschlag verhandelt.

Auf der Holzunterseite eines Originalbauteiles fand Hemmerlein folgende Inschrift: "Nurschmitt Orgelbauergehülf 11. July 1837 bey Herrn Heidenreich Baireüth": Hier hatte sich bestimmt ein Geselle mit Bleistift verewigt, mutmaßt er. Bei seiner Recherche stieß er auch darauf, dass 1875 an der Orgel kleinere Arbeiten für 50 Gulden vorgenommen wurden. Die Balganlage mit drei Stufen stammt aus dem Jahr 1926.

Originalpfeifen entfernt

"Zwischen 1969 und 1971 wurden im Zuge der Kirchensanierung Originalpfeifen entfernt, dies würde man heute nicht mehr machen", resümiert Hemmerlein. Während seiner 20-jährigen Tätigkeit in ganz Franken und Thüringen hat der umtriebige Orgelbaumeister bei seinen Restaurierungen schon ganze Dynastien gefunden, verrät er. Die Geschichte ist für ihn auch primär wichtig – für seine Wiederherstellungsarbeiten.

Jeder Posten der Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten wurde mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Orgelsachverständigen des Bistums besprochen. Hauptgründe für die Restaurierungsbedürftigkeit der Orgel waren gravierender Schimmelbefall und starke Verschmutzung durch Fledermauskot. Auch die Renovierungssünden aus den 1970er Jahren werden jetzt ausgebessert. Hemmerlein und seine Orgelbauer freuen sich, wenn durch ihre präzisen Handgriffe das historische Instrument wieder zur vollen Klangfülle findet.

Jetzt ist die Endphase. Die Zeit wird knapp, doch Hemmerlein und seine Mitarbeiter Sebastian Körber und Wilhelm Schneider sind guter Dinge, es bis zur geplanten Einweihung am Samstag, 23. Februar, zu schaffen.

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