Patenboot "Pegnitz" wirbt bis 2030 Marine-Nachwuchs

22.8.2017, 19:45 Uhr
Patenboot

© Foto: Richard Reinl

Nicht wenige der gut 30 Teilnehmer befürchteten, dies könne einer der letzten offiziellen Besuche in der seit 1965 währenden Patenschaft zwischen der Stadt und dem Minensucher "Pegnitz" sein, ist doch das Schwesternboot "Auerbach" längst außer Dienst gestellt. Doch schon bei der Begrüßung verflogen diese Bedenken, sprach doch Kapitänleutnant Tanja Merkl von einem "prall gefüllten Terminkalender" mit bislang schon fünf Seemonaten allein in diesem ersten Halbjahr, die das Überstundenkontingent der Mannschaft mächtig haben anschwellen lassen.

Tanja Merkl, die kürzlich auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei ihrem Besuch in Kiel über die Bedeutung der Marineverbände aufklären durfte, berichtete von zahlreichen internationalen Übungen, bei denen die "Pegnitz" hervorragend abgeschnitten habe, genauso wie bei der technischen Überprüfung des inzwischen vom 5. in das 3. Minensuchgeschwader übergebenen Hohlstab-Lenkboots.

Bei der Übung "SquadEx" ging es nach London, um Militärisches von der Navigation über Feuer- und Leckbekämpfung, Schleppen, Längsseitsgehen, Schießen, Fernmelde- und Fahrübungen bis zur Abwehr von Flugzeugangriffen zu üben. Bei den zweiwöchigen "Baltic Operations" der Nato in Stettin war die "Pegnitz" eines von über 50 Kriegsschiffen aus 14 Ländern, die unter amerikanischer Regie die Unterstützung und Versorgung von Truppen über Küstenlinien hinweg probten. "Flotex" diente zur Vorbereitung auf das internationale Manöver "Northern Coasts", bei dem der Fokus für die "Siegburg" und "Pegnitz" vor allem auf dem Umgang mit Seeminen lag. Zudem sollte dabei Stabsoffizieren anderer Teilstreitkräfte ein authentisches Bild der maritimen Waffensysteme der Bundeswehr vermittelt werden.

Kürzlich vertrat das Patenboot als einziger deutscher Teilnehmer die Marine bei einer Übung in Litauen. Schließlich blendete die erste Wachoffizierin zurück auf Auslandseinsätze bei der EU-Mittelmeer-Mission "Sophia" zur Flüchtlingsrettung, zur Bekämpfung des Menschenschmuggels und zur Überwachung des Seeverkehrs vor der Küste Libanons. Mit Freude wurden die Zukunftsperspektiven des Minensuchbootes zur Kenntnis genommen: So soll die "Pegnitz" 2019 umgerüstet werden, um mindestens weitere zehn Jahre lang in der Nachwuchswerbung und zu Schulungszwecken eingesetzt zu werden. Dabei soll sie mit reduzierter Mannschaft bei großen Seefahrts-Veranstaltungen wie dem Hamburger Hafengeburtstag oder der Kieler Woche einlaufen.

Stützpunkt im Wandel

Wie sehr sich der Stützpunkt Kiel im Wandel befindet, wurde bei einer Ausfahrt mit der "Pegnitz" deutlich. Während das Marine-Arsenal einen eher trostlosen Anblick bot, weil dort Schiffe wie die "Auerbach", die Ersatzteile für die Pegnitz liefern soll, auf das Ausschlachten warten, zog in Sichtweise des Patenboots die neueste Fregatte "Baden-Württemberg" die Blicke auf sich, die, mit modernster Technik ausgestattet, rund 850 Millionen Euro kostet, genauso viel wie die Hamburger Elbphilharmonie. Sie ist Teil eines Milliarden-Ausbauprogramms für die Marine — mit dem Ziel, rund 1000 zusätzliche Dienstposten zu gewinnen.

Auch "Pegnitz"-Kommandant Thorsten Grabsch wies auf einschneidende Veränderungen hin: So muss etwa die Besatzung wegen der neuen Arbeitszeitverordnung jeden Abend um 20 Uhr das Boot räumen, ehe es an allen Ein- und Ausgängen versiegelt von einem Wachdienst übernommen wird. Das mitunter nächtelange gemütliche Beisammensein an Bord bei früheren Besuchen gehört somit der Vergangenheit an.

Trotzdem gelang es der Besatzung unter Regie von Philipp Henkel, ein prall gefülltes Besuchsprogramm anzubieten. Die Gäste der vier Patenschafts-Säulenvereine Feuerwehr, Marinekameradschaft, Seglervereinigung und Jugendbergmannskapelle hatten unter Regie von Helmut Graf und Werner Schneider Büchenbacher Bier, Pegnitzer Wurstspezialitäten und eine stattliche Spende für die Bordkasse mitgebracht.

Als offizieller städtischer Vertreter bedankte sich Stadtrat Jürgen Prinzewoski für die Einladung. Dass es erstmals eine Warteliste für die Fahrt nach Kiel gegeben hat, zeige das große Interesse der Bevölkerung an der Patenschaft, mit der in Zukunft noch mehr darauf hingewiesen werden soll, welch großartige berufliche Chancen von der Marine ermöglicht werden.

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