Ruhe statt Las Vegas
2.3.2011, 00:00 UhrSelbst seine Freunde sehen ihn inzwischen öfter im Fernsehen als in Natura, ist er doch als Ringarzt (über 100 WM-Kämpfe) nicht selten wichtiger als der Ringrichter. Wagner hat große Kämpfe schon wenige Stunden vor der TV-Übertragung gestoppt, wenn die Athleten nicht kerngesund waren — wie 1998, als Graciano Rocchigiani plötzlich 38,8 Grad Fieber hatte. Er hat Vladimir Klitschko nach einer schweren Niederlage mit einer Sperre belegt, worauf ihn dieser – erfolglos – verklagte. Wagner hat auch einen WM-Kampf von Sven Ottke nach einem Kopfstoß vorzeitig abgebrochen. Und er hat Arthur Abraham schwer verletzt weiterfighten lassen, weil „noch niemand an einem Kieferbruch gestorben ist“.
Da der Pegnitzer seit vielen Jahren auch den deutschen wie den österreichischen Berufsboxverband führt, zählt er in der Szene neben Promotor Wilfried Sauerland und der Trainer-Legende Uli Wegner zu den wichtigsten Protagonisten, immer wieder auch gerne interviewt vom Trockauer Waldemar Hartmann und vom Experten Henry Maske.
Aber Boxen ist nur das Hobby von Wagner, der in seiner Jugend selbst die Handschuhe geschnürt hat. Mehr noch hat er sich in der Chirurgie einen klangvollen Namen gemacht. Der Sohn des früheren Betzensteiner Bürgermeisters, der gern an seine Schulzeit am Gymnasium und an seine erste Station im Pegnitzer Krankenhaus zurück denkt, ging später an der Uni-Klinik Erlangen bei Koryphäen in die Lehre. Vor 17 Jahre übernahm er in Bayreuth die Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie.
Dr. Walter Wagner ist in Bayreuth auch für den Einsatz des Rettungshubschraubers verantwortlich. Er ist „Medical Chief“ der Internationalen Flugambulanz und Medizinischer Leiter der Physiotherapeutenschule. Er organisiert weltweit anerkannte Chirurgie-Kongresse und hilft, unterstützt von Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher, schwerst verletzten Kindern aus Kriegsgebieten. Nicht zuletzt gibt er in Erlangen sein Wissen an Medizinstudenten weiter.
Zu schaffen ist das alles nur mit einer sportlichen Einstellung. So freut er sich als Aufsichtsrat der SpVgg Bayreuth derzeit besonders über den Erfolg des 1. FC Nürnberg, bei dem er jahrelang als Mannschaftsarzt war.
Trotz all dieser Erfolge hat er Pegnitz nicht vergessen. Hier wohnt auch noch seine Mutter.