Seit dem Mittelalter wird in Büchenbach gebraut
05.09.2018, 23:13 UhrAls erstes war natürlich das neue Sudhaus an der Reihe, wo nun Matthias Herold das Sagen hat. Das Sudhaus befindet sich in einer ehemaligen Scheune neben der Wirtschaft. Es sind nur noch einige kleinere Teile aus der Zeit vor 50 Jahren vorhanden. Die Familie Herold hat immer wieder in die Anlage investiert. Alle wichtigen Elemente wie die Sudkessel, die mittlerweile aus Edelstahl sind, wurden seit 1968 schon mehrfach ausgetauscht und erneuert.
Der 38-jährige Braumeister berichtet, dass er mittlerweile etwa 1400 Hektoliter Bier im Jahr braut. Im Vergleich: Der Bierausstoß vor 50 Jahren war viel geringer. Im alten Kommunbrauhaus, das vor zehn Jahren abgerissen worden ist, wurden etwa 240 Hektoliter produziert.
Gekühlt im Felsenkeller
Beim anschließenden Gespräch in der Gastwirtschaft mit Hans Herold und Heinrich Förster entwickelt sich ein lebendiges Gespräch, das oft über das Thema Bier hinausreicht und bei dem über die gesamte Ortsgeschichte diskutiert wird. Mit dem Thema Bier haben jedoch die Büchenbacher Felsenkeller zu tun, von denen Herold Pläne zeigt.
Die Keller wurden schon zu Beginn der 1960er Jahre nicht mehr genutzt, weil es andere Kühlmethoden gab. Einige der Gänge sind mittlerweile verfallen, teilweise sogar eingestürzt. Vor etwa zehn Jahren hat das Bergamt deshalb die Keller gesperrt, damit kein Schaden entstehen kann.
Im Kommunbrauhaus wurde letztmals 1968 in dem Gebäude an der Stelle, an der später das Büchenbacher Feuerwehrhaus stand, die Maische mit der Hand angerührt. Damit ging eine lange Tradition zu Ende. In Büchenbach gab es früher nicht weniger als 38 Brauberechtigte. Es wurden im Laufe der Zeit aber immer weniger, weil das Braurecht nicht mehr genutzt wurde. Danach gab es drei Gasthäuser, die ihr eigenes Bier brauten, heute existiert mit dem Gasthaus Beck’n nur noch eines. Die Familie Wolfring braute seit dem Jahr 1957 nicht mehr selbst und übernahm das Bier von der Jurabräu. Im Jahr 1963 hörte dann auch die Familie Förster auf. In deren Gasthof gab es fortan Böheimbier, erinnert sich Heinrich Förster. "In jenem Jahr ist damals mein Vater unerwartet gestorben." Es blieb nur noch die Familie Herold, die in Büchenbach braute.
"Mit dem alten Sudkessel konnte es aber nicht weitergehen", erinnert sich Hans Herold, Chef der Brauerei Herold. Der Kessel wurde mit Holz und Braunkohle aus den Bergwerken in Böhmen geheizt. Herold kann sich an viele Geschichten von damals erinnern, beispielsweise wie die Braunkohle von Pegnitz nach Büchenbach transportiert worden ist.
"Aber im Lauf der Zeit wurde der Kessel undicht und musste immer wieder geschweißt werden." Das Brauen im offenen Maischebottich wurde schließlich vom Pegnitzer Gesundheitsamt gestoppt.
Über die Anfänge des Brauwesens hat der Ortschronist Georg Steffel keine Unterlagen finden können. Er vermutet, dass um das Jahr 1355 Kaiser Karl IV. dem Ort (der damals zum Amt Thurndorf gehörte) das Braurecht verlieh, obwohl Büchenbach keine Stadt war. Steffel hält es aber auch für möglich, dass "eine aus kleinen Anfängen gewachsene Tradition nach und nach den Status ungeschriebenen Rechts erreichte". Dabei sei zu berücksichtigen, dass Büchenbach Sitz eines Gerichts war.
Nachdem der Ort dem Pflegamt Hollenberg zugeschlagen wurde, waren die Büchenbacher die Einzigen, die Bier brauen durften. Noch bis zum 14. Jahrhundert gab es zeitweilig Brauverbote der bayerischen Herzoge, schreibt Steffel. Das Argument: Es sei fast schon eine Sünde, das Korn, die edle Gottesgabe, zu einem schlechten Getränk zu verbrauen.
Die Familie Herold verweist gern auf die 450 Jahre lange Tradition des Hauses, denn bereits seit dem Jahr 1568 bestehen Brau-, Schank- und Backrechte. Denn nicht nur die Biere sind beliebt, sondern auch das Sauerteigbrot aus der eigenen Backstube. Deshalb heißt das Bier der Familie auch Beck’n Bier.
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